St. Paulis dienstältester Spieler will sich nach überwundener Knieverletzung auch beim neuen Trainer Ewald Lienen empfehlen. In Flensburg schied der Kiezclub früh aus.

Hamburg. Es war eine der Trainingseinheiten, die Ballsportler so gar nicht lieben. Auf ein akustisches Signal mussten die Zweitligaprofis des FC St.Pauli am Dienstagmorgen auf dem Kunstrasenplatz an der Kollaustraße immer wieder 20 Meter laufen, abstoppen und wieder zurücklaufen – das Ganze 32-mal bei stufenweise immer höherem Tempo und ohne längere Pause. 1280 Meter kamen dabei zusammen. Das scheint zunächst nicht viel zu sein, war aber gerade auch aufgrund der abrupten Wenden immens anstrengend.

„Wo die Jungs heute aufhören, haben wir früher erst angefangen“, frotzelte St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen, der die Einheit sehr aufmerksam mit Stift und Block verfolgte und darauf achtete, dass die Spieler nicht zu früh starteten. „Es geht hier darum, die Ausgangswerte der einzelnen Spieler festzustellen“, erläuterte er. Herzfrequenz und maximale Sauerstoffaufnahme wurden registriert. Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern waren allein daran zu erkennen, wer das Programm bis zum Ende durchzog wie etwa das „Konditionswunder“ Daniel Buballa, Kämpfertyp Sebastian Schachten und – nicht unbedingt erwartet – der bisher im Torabschluss unglückliche Stürmer Ante Budimir.

Defensiv-Allrounder Jan-Philipp Kalla reihte sich unterdessen im Mittelfeld ein, womit er durchaus zufrieden sein konnte. Nachdem er wochenlang wegen eines Innenbandrisses im Knie ausgefallen war, konnte er erst am Montag zum Jahresauftakt wieder am regulären Mannschaftstraining teilnehmen. „Zum Glück hat das Knie keine negative Reaktion gezeigt“, sagte Kalla am Dienstag. Wie es scheint, steht jetzt nichts mehr im Wege, dass er schnell seinen konditionellen Rückstand aufholen und sich wieder in die Mannschaft kämpfen kann.

Zuletzt hatte er am 1. November im noch hoffnungsvoll stimmenden Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (2:2) mitwirken können. Kurz vor Schluss erlitt er dabei die besagte Knieverletzung. So musste er tatenlos von außen mit ansehen, wie seine Mannschaft weiter in die Bredouille geriet und zwischenzeitlich auf den letzten Platz der Zweiten Liga zurückfiel. „Es ist das Schlimmste, wenn man in so einer Situation nur auf der Tribüne oder vor dem Fernseher sitzt, anstatt auf dem Platz oder wenigstens auf der Ersatzbank das Geschehen ein bisschen beeinflussen zu können“, sagt Kalla im Rückblick.

In der Winterpause hat der 28 Jahre alte Familienvater auch ein paar Extraschichten eingeschoben und individuell – auch schon mit dem Ball – mit Athletikcoach Timo Rosenberg trainiert, um das zuvor verletzte Knie zu stabilisieren. Auf die Teilnahme am Hallenturnier am Dienstagabend in Flensburg, bei dem St.Pauli nach einem 2:2 gegen Gastgeber ETSV Weiche (Regionalliga) und einem 1:6 gegen Drittligist MSV Duisburg in der Vorrunde scheiterte, verzichtete Kalla aber aus Vernunftsgründen. Jetzt gilt dafür seine Konzentration den Freilufteinheiten in dieser Woche, dem Trainingslager vom 12. bis 21. Januar in Belek (Türkei) und der weiteren Vorbereitung bis zum Zweitliga-Wiederbeginn am 7. Februar in Sandhausen.

Mit guten Leistungen will sich Kalla, der jetzt im zwölften Jahr bei St.Pauli ist, bei Lienen für einen Platz im 18-Mann-Kader empfehlen. Dabei geht es für ihn auch darum, sich für die Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages anzubieten. „An mir wird es nicht scheitern“, sagt der dienstälteste St.Paulianer zu diesem Thema. Kalla gehört sicher zu den Spielern, die das Clubemblem nicht nur auf dem Trikot spazieren tragen.