Den Aufsteiger aus der kleinen schwäbischen Gemeinde werden rund 1200 Fans ans Millerntor begleiten. St. Paulis Bernd Nehrig wurde in Heidenheim geboren.

Hamburg. Die Statistik ist makellos für den FC St. Pauli. Noch nie gab es eine Pflichtspielpleite gegen den kommenden Gegner 1. FC Heidenheim. Das allerdings liegt vorrangig daran, dass beide Teams in ihrer Geschichte noch nie aufeinandergetroffen sind. Der Club aus der gut 46.000 Einwohner zählenden Kreisstadt an der Brenz am nordöstlichen Ende der Schwäbischen Alb spielt in dieser Saison erstmals überhaupt in der Zweiten Bundesliga. Zudem ist es auch gerade einmal gut fünf Jahre her, dass die Heidenheimer erstmals in der Dritten Liga spielten.

„Die Entwicklung in den vergangenen Jahren ist wirklich bemerkenswert. Mit einer vorbildlichen Kontinuität hat man den Verein von der Verbandsliga bis in die Zweite Liga gebracht. Und das alles mit demselben Trainer und demselben Manager“, sagt St. Paulis Profi Bernd Nehrig, der in Heidenheim geboren und im unmittelbar benachbarten Ort Steinheim aufgewachsen ist. Als Jugendlicher hat der heute 28 Jahre alte Nehrig die Entwicklung des Heidenheimer Fußballs mit Interesse verfolgt, selbst aber nie für den Club gespielt. „Ich habe beim TV Steinheim angefangen, weil ich zu Fuß zum Platz gehen konnte. Und als ich mit knapp zwölf Jahren tatsächlich kurz davor war, nach Heidenheim zu wechseln, bekam ich die große Chance, zum VfB Stuttgart zu gehen“, erzählt Nehrig. Dort durchlief er dann alle Nachwuchsteams, ging aber als Zuschauer weiter zu den Heimspielen in Heidenheim.

Hier spaltete sich die Fußballabteilung 2007 vom Stammverein Heidenheimer SB ab, um fortan das Ziel Profifußball zu verfolgen. Ermöglicht wurde das maßgeblich durch die großen Sponsoren Hartmann (Trikot- und Hauptsponsor) und Voith (u. a. Namenssponsor des Stadions). Diese beiden inzwischen weltweit tätigen Konzerne (Medizinprodukte und Technologie) haben ihre Keimzellen, aber auch weiterhin ihre Hauptsitze, in Heidenheim. Das finanzielle Engagement hat entsprechend viel mit einem Bekenntnis zur eigenen Heimat zu tun. Einst waren es gar Voith-Ingenieure, die den Fußball in Heidenheim etablierten.

„Der Aufstieg der Heidenheimer ist mit einem Plan, mit Struktur und viel Leidenschaft vollzogen worden. Damit kann sich auch der Arbeiter am Fließband identifizieren“, sagt Nehrig. Allein Voith beschäftigt rund 17.000 seiner insgesamt rund 43.000 Mitarbeiter im Stammwerk in Heidenheim. Entsprechend groß ist die Begeisterung: 1200 Fans werden aus Heidenheim am Millerntor erwartet.

In der aktuellen Mannschaft, die am Sonnabend (13 Uhr) beim FC St. Pauli antreten wird, steht zwar kein gebürtiger Heidenheimer, aber Trainer Frank Schmidt, 40, stammt aus der Kreisstadt. Er ist seit September 2007 im Amt, und feierte mit dem Team seither die Aufstiege von der Oberliga in die Regionalliga (2008), die Dritte Liga (2009) und die Zweite Liga (2014). Bekannt wurde Schmidt auch durch den 2013 veröffentlichten Dokumentarfilm „Trainer“, in dem er wie auch Ex-St.-Pauli-Coach André Schubert über eine Saison lang begleitet wurden. „Es ist außergewöhnlich, dass es ein Trainer aus dem Amateurbereich mit einer Mannschaft ins Profigeschäft schafft, ohne dass er irgendwann an seine Grenzen stößt. Davor muss man großen Respekt haben“, sagt Nehrig.

Mit 17 Punkten ist der FCH Tabellensiebter und hat in Marc Schnatterer (sechs Tore) einen treffsicheren Schützen. Aber: Ist das Team zu Hause noch ungeschlagen, gab es in der Fremde bislang keinen Sieg.