St. Paulis Trainer Roland Vrabec zieht nach dem Trainingslager in Villach eine positive Bilanz der bisherigen Saisonvorbereitung. Die meisten Plätze in der Startelf stehen für ihn im Kopf schon fest.

Villach/Hamburg. Am Mittwochnachmittag war für die Zweitliga-Profis des FC St. Pauli die einwöchige Dienstreise nach Kärnten beendet. Kurz nach 15 Uhr landete der Airbus von Germanwings aus Klagenfurt auf dem Flughafen in Fuhlsbüttel. Im Gepäck hatten die Kiezkicker als recht beschwerliches Souvenir reichlich Milchsäure – vor allem in den Muskeln ihrer Beine. Doch auch die Erkenntnis, das Trainingslager in Villach sehr gut genutzt zu haben, um für die am 2. August (15.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt 04 beginnende Zweitligasaison gerüstet zu sein, hatten sie aus den Alpen mitgebracht.

„Ich bin sehr zufrieden mit den Bedingungen, die wir vorgefunden haben, aber auch damit, wie die Jungs gearbeitet haben. Ich habe ohnehin schon seit dem Trainingsauftakt Mitte Juni den deutlichen Eindruck, dass sich sehr viele Spieler für diese Saison sehr viel vorgenommen haben und eine andere Mentalität an den Tag legen. Wir Trainer waren nach der vergangenen Saison sehr kritisch mit ihnen. Das scheint Wirkung gezeigt zu haben“, sagte St. Paulis Cheftrainer Roland Vrabec zum Abschluss des Trainingslagers. „Ich habe keinen gesehen, der nicht mitgezogen hätte oder sich hat hängen lassen.“

Und so konnte Vrabec zum Schluss, nachdem am Dienstagabend auch das Testspiel gegen den österreichischen Drittliga-Aufsteiger ATSV Wolfsberg mit 5:1 gewonnen worden war, noch ein kleines Bonbon verteilen. Als letzte Trainingseinheit in Villach befahl er für den Mittwochmorgen: „Ausschlafen“. Die Spieler hätten es sich verdient, jetzt zwei Tage in Folge ohne Training zu haben. Nach dem freien Donnerstag gilt die Einheit am Freitag der gezielten Vorbereitung auf das Freundschaftsspiel gegen Celtic Glasgow am Sonnabend (15 Uhr).

Dieses Spiel, das in einem mit deutlich mehr als 20.000 Zuschauern im Millerntor-Stadion stattfinden wird, soll die Generalprobe für das erste Punktspiel der neuen Saison genau eine Woche später darstellen. „Ich freue mich einfach darauf, endlich einmal wieder nach mehr als zwei Monaten die Heimspielatmosphäre zu spüren“, sagt Vrabec.

Der Trainer hofft, dass dann zumindest Stürmer Christopher Nöthe, der sich am Montag eine Muskelverletzung am rechten, hinteren Oberschenkel zugezogen hatte, wieder zur Verfügung stehen wird – am liebsten sogar von Beginn an. Am Freitag soll er dafür wieder voll ins Training einsteigen. Beim Test gegen Wolfsberg hatte Vrabec noch improvisieren müssen und neben dem talentierten Koreaner Kyoung-Rok Choi zunächst Florian Kringe und anschließend Dennis Daube als hängende Spitze aufgeboten. Daube profilierte sich zwar mit einem sehenswerten, direkt erzielten Freistoßtor, doch es ist offensichtlich, dass Vrabec in seiner idealen Startformation gern auf zwei gelernte Stürmer setzen würde.

Ohnehin hat der Cheftrainer seine Wunschformation weitgehend im Kopf. „Sechs bis sieben Plätze stehen zum jetzigen Zeitpunkt fest. Um die übrigen gibt es einen harten Kampf. Aber natürlich kann auch in der letzten Woche vor dem Spiel gegen Ingolstadt immer noch etwas passieren“, sagt er. Die Eindrücke aus dem Trainingslager und den drei Testspielen in Österreich legen allerdings den Schluss nahe, dass auf noch mehr Positionen geklärt ist, wer aktuell erste Wahl ist. So dürften Torwart Philipp Tschauner, die Abwehrspieler Sebastian Schachten, Lasse Sobiech, Sören Gonther und Daniel Buballa, die beiden defensiven Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann und der bemerkenswert agile Jan-Philipp Kalla, Michael Görlitz im offensiven Mittelfeld und Christopher Nöthe im Angriff davon ausgehen, zur Starelf zu gehöen. Interessant wird in diesem Zusammenhang, wie schnell sich Marc Rzatkowski, der das Trainingslager wegen einer Prellung am Fußrücken komplett verpasst hatte, wieder in Form bringen kann.

Einen bemerkenswert guten Eindruck hinterließen in der Woche in Kärnten auch die jungen Spieler, die bisher nicht zum engeren Profikader gehörten. Allen voran stach der offensive Mittelfeldspieler Bentley Baxter Bahn heraus. Der 21-Jährige krönte seine guten Vorstellungen mit dem Führungstreffer gegen Wolfsberg nach nur 25 Sekunden. „Baxter wird ab sofort ein vollwertiges Mitglied unseres Zweitligakaders sein. Er hat einen riesigen Sprung gemacht und seine Chance absolut genutzt. Wenn er so weitermacht, wird er auch seine Einsätze bekommen“, sagte Vrabec. Zunächst hatte Bahn nur die sechs Wochen der Saisonvorbereitung mit den Profis absolvieren sollen, um dann wieder zur U23-Mannschaft zurückzukehren.

Nach vielen Schnellkraft-Übungen in den vergangenen Tagen will Vrabec in der letzten Woche vor dem Saisonstart den Schwerpunkt noch einmal auf Standardsituationen legen. „Dafür muss man körperlich frisch sein, sonst hat das keinen Sinn“, sagt er und erklärt damit, warum dies im Trainingslager weniger als zuvor geplant im Mittelpunkt stand.