Die 0:3-Niederlage in Paderborn hat deutlich gemacht, dass es beim FC St. Pauli vor allem im Angriff gewaltig hapert. Dieser Mangel dürfte der entscheidende Grund sein, warum es nicht zum Aufstieg reichen wird.

Hamburg. Was haben Paderborns Angreifer Mahir Saglik und die vier nominellen Stürmer des FC St. Pauli gemeinsam? Sie haben in der aktuellen Zweitliga-Saison zwölf Tore erzielt. Allerdings muss man die Treffer der St. Paulianer Christopher Nöthe, John Verhoek (je vier), Lennart Thy (drei) und Michael Gregoritsch (ein Tor) schon addieren, um auf den Wert zu kommen, den der frühere Kiezkicker Saglik in seinen bisher absolvierten 22 Spielen erzielen konnte. Allein drei davon gelangen ihm ausgerechnet bei den beiden Siegen seiner Paderborner gegen den FC St. Pauli, also beim 2:1 im vergangenen Oktober am Millerntor und beim 3:0 am Dienstagabend in der heimischen Benteler Arena.

Die Tatsache, dass der FC St. Pauli in dieser Saison über keinen einzigen Stürmer verfügt, der wenigstens halbwegs zuverlässig Tore erzielt, dürfte am Ende das entscheidende Manko im Kampf um einen Aufstiegsplatz sein. Nicht nur der SC Paderborn sondern sämtliche Konkurrenzteams des FC St. Pauli um einen Spitzenplatz verfügen über zumindest einen Angreifer, der mehr Tore erzielt hat als Nöthe, Verhoek und Co.

Trainer Roland Vrabec hat mittlerweile in allen möglichen Kombinationen seine vier Sturmspitzen ins Rennen geschickt. Jeder von ihnen hat schon Erfahrungen in der Startelf, als „Joker“, aber auch mit einem Platz auf der Tribüne gesammelt. Die vielfach und durchaus auch zu recht gelobte Ausgeglichenheit im Kader des FC St. Pauli hat insbesondere im Sturm allerdings nur dazu geführt, dass sich kein Spieler so in den Vordergrund spielen konnte, dass er als feste Größe bezeichnet werden kann.

In diesem Zusammenhang ist es allerdings müßig, St. Paulis Torjäger der vergangenen Saison, Daniel Ginczek, nachzutrauern. Mit seinen insgesamt 18 Saisontreffern hatte er entscheidenden Anteil daran, dass die Kiezkicker den Klassenerhalt schafften. Es besteht kein Zweifel, dass er jetzt der entscheidende Faktor im Aufstiegsrennen hätte sein können. Doch der von Borussia Dortmund ausgeliehene Stürmer war für den FC St. Pauli definitiv nicht zu halten. Zum einen war die Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro für St. Pauli nicht zu stemmen, zum anderen zog es den 22-Jährigen aus sportlichen Gründen in die höchste Spielklasse. Bis zu seinem Kreuzbandriss konnte er in dieser Saison ja auch für den 1. FC Nürnberg schon seine Erstliga-Tauglichkeit unter Beweis stellen.

Schon vor Beginn der aktuellen Saison hatte St. Paulis Sportdirektor Rachid Azzouzi klargestellt, dass die neu verpflichteten Stürmer Christopher Nöthe, 26, und John Verhoek, 25, nicht als direkte Nachfolger von Ginczek vorgesehen sind. „Es gibt keinen direkten Ersatz für irgendjemanden“, sagte Azzouzi damals. Dennoch bestand die berechtigte Hoffnung, dass der Niederländer Verhoek den Wert von zehn Saisontreffern, den er in der vergangenen Saison für den FSV Frankfurt erreicht hatte, würde wiederholen können. Und bei Nöthe setzten die Verantwortlichen darauf, dass er nach einer frustrierenden Bundesligasaison mit Auf- und Absteiger Greuther Fürth die Torjäger-Qualitäten wiederentdecken würde, die er zuvor für die Franken in der Zweiten Liga gezeigt hatte.

Noch in der vergangenen Winterpause hatte Nöthe, der bis dahin drei Treffer erzielt hatte, gesagt: „Ich denke, dass ich am Ende noch auf zehn Saisontore kommen kann.“ Dies untermauerte er denn auch gleich im ersten Spiel des Jahres 2014 in Bielefeld (2:2) mit Saisontor Nummer vier. Sieben Spiele später aber ist für ihn kein Treffer mehr dazu gekommen. „Ich weiß, dass ein Stürmer vor allen Dingen an seinen Toren gemessen wird. Aber ich helfe unserer Mannschaft auch dadurch, dass ich viel laufe und am Spielgeschehen teilnehme“, sagt Nöthe selbst.

Der Niederländer Verhoek hatte sogar schon nach sieben Spieltagen vier Treffer auf seinen Konto, in Bochum war ihm sogar ein Doppelpack gelungen. Auch wenn der körperlich robuste Stürmer seither durch Verletzungen gebremst wurde, absolvierte er seit seinem letzten Punktspieltor immerhin elf Einsätze ohne Torerfolg. Auch er hatte in der Winterpause angekündigt, noch mindestens auf zehn Saisontore kommen zu wollen.

Für den 22-Jährigen Lennart Thy sind die drei Saisontore unterdessen schon der Bestwert seiner bisherigen Karriere. Zumindest gibt seine Entwicklung Grund zur Hoffnung, dass er in naher Zukunft ein leistungsstarker Zweitligastürmer werden könnte. Gleiches gilt auch für den noch 19 Jahre alten Michael Gregoritsch, der bisher auch erst zwölf Punktspieleinsätze für St. Pauli zu verzeichnen hat.

So wird es bis zum Saisonende wohl dabei bleiben, dass der offensive Mittelfeldspieler Fin Bartels mit bisher sieben Saisontreffern torgefährlichster Akteur seines Teams bleiben wird. Teilweise war der 27-Jährige von Trainer Vrabec zwar auch im Sturm eingesetzt worden, doch dies war nur eine Konsequenz aus den überwiegend wenig überzeugenden Leistungen der nominellen Angreifer. Zudem fällt Bartels vorerst weiter wegen einer Fissur der Kniescheibe aus. Am Freitagabend (18.30 Uhr) müssen es im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Greuther Fürth also wieder Nöthe, Verhoek, Thy oder Gregoritsch versuchen, einen Treffer zu erzielen. Dafür muss allerdings zwingend ein Wert besser sein als am Dienstag beim 0:3 in Paderborn. In der Spielstatistik stand dort für den FC St. Pauli unter der Rubrik „Schüsse auf das Tor“ eine „Null“.