Der Konkurrenzkampf im Kader der Kiezkicker geht in die entscheidende Phase. Die insgesamt 25 Profis kämpfen mit Ausnahme des angeschlagenen Fabian Boll um einen Platz in der Startformation bei der Generalprobe gegen Hannover 96.

Hamburg. Am Mittwochnachmittag blieben die Trainingsplätze des FC St. Pauli an der Kollaustraße verwaist. Doch die Zweitligaspieler des Kiezclubs hatten nach dem 8:1 im Testspiel am Abend zuvor gegen den Regionalligisten SC Victoria keinesfalls kurzfristig frei bekommen. Vielmehr absolvierten sie im Gebäude ihres modernen Trainingszentrum unter der Leitung von Co-Trainer Timo Schultz eine Einheit Life-Kinetik, gingen danach im Niendorfer Gehege laufen und absolvierten individuell noch ein paar Übungen im Kraftraum.

Der Kampf um die Plätze im Team ruhte damit allerdings für einen Tag, an diesem Donnerstag aber wird er mit zwei Trainingseinheiten wieder mit voller Intensität aufgenommen. Insgesamt 25 Spieler umfasst der aktuelle Profikader des FC St. Pauli. Nur Fabian Boll, der nur individuell trainieren kann, ist derzeit nicht einsatzfähig. Trainer Roland Vrabec hat also von dem Wiederbeginn der Zweiten Liga am 9. Februar mit dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld eine große personelle Auswahl. Aber er muss auch Entscheidungen fällen. Dabei wird es nicht leicht fallen, die negativen mitzuteilen und zu begründen. „Es gibt keinen Spieler, der leistungsmäßig besonders abfällt“, sagt Vrabec.

Schon am kommenden Sonntag (12 Uhr) werden die wichtigsten Entscheidungen, die Trainer Roland Vrabec getroffen hat, im Testspiel gegen Hannover 96 offensichtlich zu Tage treten. Die Partie, die in der Sportschule Barsinghausen stattfinden wird, ist zur Generalprobe für das Zweitligaspiel eine Woche später in Bielefeld deklariert worden. Die Zeit des Ausprobierens wird dann vorbei sein. Seit dem Trainingsbeginn am 6. Januar hatten die insgesamt 25 Profis diverse Chancen, sich in Szene zu setzen – im Training und in insgesamt vier Testspielen.

Trainer Roland Vrabec nutzte dabei die Möglichkeit, seine Akteure in verschiedenen Kombinationen und auch unterschiedlichen Positionen einzusetzen. Die Mehrheit der Spieler ist in der Lage, auf zwei oder sogar noch mehr Positionen zu spielen. „Man muss sich mit den jeweiligen taktischen Anforderungen auseinandersetzen. Dann sind viele in der Lage, unterschiedliche Posten auszufüllen“, sagt Bernd Nehrig, der selbst als rechter Außenverteidiger sowie im Mittelfeld als „Sechser“ und auch auf einer der beiden Halbfeldpositionen innerhalb der von Vrabec als erste Option angesehene Mittelfeldraute spielen kann.

Einen Startplatz in der ersten Elf hat Nehrig dennoch nicht sicher. Wie die Grafik zeigt, sind in der Formation des FC St. Pauli alle einzelnen Positionen mindestens doppelt, in drei Fällen sogar dreifach besetzt. Die Konkurrenz-Situation wird durch die Multifunktionalität vieler Akteure sogar noch verschärft. Auch Jan-Philipp Kalla, der sich in der Mittelfeldraute auf einer Halbfeld-Positionen profiliert hat und wohl fühlt, könnte auch Außen- und Innenverteidiger sowie als Sechser spielen. „Ein Fußballer von heute sollte vielseitig einsetzbar sein. Wenn man im Training nicht zwischendurch abschaltet, bekommt man ja auch mit, was auf anderen Positionen verlangt wird.“, sagt er.

In den einzelnen Mannschaftsteilen stellt sich die jeweilige Konkurrenz-Situation nach dreieinhalb Wochen Vorbereitung folgendermaßen dar:

Im Tor gibt es keinen triftigen Grund, Philipp Tschauner als Nummer eins abzulösen. Ersatzmann Robin Himmelmann aber hat mindestens ebenso große Qualitäten und jüngst seinen Vertrag in der Hoffnung verlängert, um eine echte Einsatzchance kämpfen zu können. Philipp Heerwagen dürfte weiter im dritten Glied stehen.

Bei den Außenverteidigern hat Sebastian Schachten den großen Vorteil, links und rechts gleichermaßen stark spielen zu können. Spielt er links, hat Nehrig auf rechts einen kleinen Vorteil gegenüber dem offensiv stärkeren Kevin Schindler. Links bleibt Marcel Halstenberg die erste Option, wenn Schachten rechts spielt.

In der Innenverteidigung dürften wie in der Hinrunde Markus Thorandt und Sören Gonther erste Wahl bleiben, wobei Florian Mohr bedenkenlos einen der beiden ersetzen kann. Talent Philipp Ziereis hat in den jüngsten Testspielen aber auch schon gezeigt, dass er ein vollwertiger Zweitligaspieler ist.

Buchtmann vs. Trybull

Erste Wahl auf der Sechser-Position in der von Vrabec vorerst noch bevorzugten Mittelfeldraute ist Christopher Buchtmann. Hier hat aber Neuzugang Tom Trybull schon seine Stammplatz-Ambitionen untermauert, der auch sehr gut auf einer der beiden Halbfeldpositionen einsetzbar ist. Kapitän Boll wird in den kommenden Wochen kämpfen müssen, hier noch einmal Anschluss zu bekommen.

Auf den Halbfeldpositionen haben Marc Rzatkowski und Jan-Philipp Kalla derzeit einen Vorsprung gegenüber dem lange verletzten Dennis Daube und Talent Okan Kurt. Aber auch Trybull und Halstenberg sind hier Alternativen. Dies gilt auch für Sebastian Maier, 20, der aber eher noch als „Zehner“ im Mittelfeld der Herausforderer von Routinier Florian Kringe, 31, ist.

Neben Torwart Tschauner dürfte als einziger Feldspieler Fin Bartels nach bisher starken Leistungen in den Punktspielen und auch einer guten Vorbereitung fast sicher einen Stammplatz innehaben. Im Sturm fühlte er sich zuletzt sehr wohl, kann aber auch als „Zehner“ agieren. Die übrigen Stürmer Michael Gregoritsch, John Verhoek, Lennart Thy und Christopher Nöthe kämpfen um den weiteren Platz im Angriff, wobei zuletzt Youngster Gregoritsch punkten konnte.

Bei aller sportlichen Konkurrenz, hat Kapitäns-Stellvertreter Kalla festgestellt, sei die Mannschaft weiterhin sehr homogen. „Eigentlich kann jeder mit jedem. Es gibt keine Grüppchenbildung, keiner redet schlecht über einen anderen“, sagt er.