So harmonisch wie lange nicht mehr verlief die Jahreshauptversammlung im CCH. Kritik gab es jedoch vom Untersuchungsausschuss wegen chaotischer Planungen beim Bau des Trainingszentrums.

Hamburg. Selten hatten Stefan Orth und seine Präsidiumskollegen den Saal 2 des CCHs so gelöst betreten. Als der Präsident am Mittwochabend die Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli um 18.37 Uhr eröffnete, schien der Club einig wie lange nicht. Der einzige im Vorfeld von Mitgliedern der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) eingereichte Antrag wurde noch vor Beginn der Sitzung zurückgezogen, weil das Präsidium „auf dem kurzen Dienstweg“ bereits Zustimmung signalisiert hatte. Der Fanladen-Container, inklusive Kuchenverkauf durch die C-Jugend, werde auch nach dem Bau der neuen Nordtribüne seinen Platz finden, bestätigte Orth.

So wurde die anschließende Rede des Präsidenten immer wieder vom Applaus der nur 555 anwesenden Mitglieder (im Vorjahr 960) unterbrochen. Die Einweihung der neuen Gegengerade und des Trainingszentrums an der Kollaustraße, das soziale Engagement des Clubs und die wirtschaftlich solide Lage mit einem Jahresgewinn von 0,95 Millionen Euro nach Steuern – die Vereinsführung durfte sich der Zustimmung der Mitglieder sicher sein.

Einzig der Untersuchungsausschuss übte ob der Planung des Trainingsgeländes mit „verheerender Aktenlage“ und entstandenen Mehrkosten von weit über einer Million Euro Kritik am Präsidium und vor allem dem ehemaligen Sportchef Helmut Schulte. Nicht einmal grobe Aussagen zu den Gesamtkostenplanungen zu Beginn des Projektes hätte man treffen können. Das Zentrum war mit dreimonatiger Verspätung am 1. Oktober bezogen worden und kostete insgesamt rund fünf Millionen Euro.

Sogar AFM-Vorstand Alexander Gunkel, der in der Vergangenheit mehrfach harsche Kritik an der Führung geübt hatte, fand diesmal aber lobende Worte und bezeichnete die Kommunikation mit dem Präsidium als „angenehm und ergebnisorientiert“.

Überraschend erntete sogar die Entlassung von Trainer Michael Frontzeck, die Orth noch einmal erläuterte, breite Zustimmung im Saal, wenngleich dem Ex-Coach für seine Arbeit auch mehrfach gedankt wurde. In Anwesenheit der Mannschaft und des Trainerteams lobte Orth die jüngste Entwicklung mit zwei Siegen in Serie. „Wir sind optimistisch, dass die Arbeit mit unserem neuen Cheftrainer Roland Vrabec und seinem Team fortgesetzt werden kann“, deutete er eine langfristige Lösung mit dem bisherigen Co-Trainer an.

So wunderte es nicht, dass das fünfköpfige Präsidium im Verlauf erneut problemlos mit nur einer Gegenstimme entlastet wurde.

Dem am vergangenen Sonnabend 62-jährig verstorbenen St.-Pauli-Idol Walter Frosch wurde in einer Trauerrede und einer Schweigeminute gedacht. Vor der Partie gegen den 1. FC Köln am Freitag (18.30 Uhr) soll erneut um den früheren Verteidiger getrauert werden. Eine Schweigeminute wird stattfinden, die Mannschaft läuft wie schon in Aalen mit Trauerflor auf.