Wenn am Sonnabend der 1. FC Union Berlin gegen den FC St. Pauli spielt, treffen zwei Kultclubs aufeinander. Die beiden Vereine verbindet eine Geschichte und gegenseitiger Respekt.

Berlin/Hamburg. Kult trifft auf Kult. Wenn am Sonnabend (13 Uhr / im Liveticker bei abendblatt.de) der 1. FC Union Berlin in der „Alten Försterei“ den FC St. Pauli empfängt, ist das mehr als ein gewöhnliches Zweitligaspiel. Auf dem Platz geht es beim Duell der punktgleichen Clubs (je acht Zähler) um den Anschluss an die Tabellenspitze. Auf den Rängen treffen sich darüber hinaus zwei Fankulturen, die der gegenseitige Respekt zueinander verbindet.

„Das Spiel ist aufgrund der Stimmung etwas Besonderes, weil sich die Fans auch gegenseitig sympathisch sind. Es ist ein sehr guter Rahmen für ein sehr gutes Fußballspiel“, sagte Union-Profi Michael Parensen. Dem Vizekapitän, der seit Januar 2009 in der Hauptstadt kickt, war die Vorfreude auf das Spiel gegen die Hamburger nach dem Training deutlich anzumerken.

Aber was ist mit der oft beschworenen Fan-Freundschaft zwischen beiden Vereinen? Ein Blick in die Historie könnte erklären, warum dieser Mythos immer wieder die Runde macht. Als dem Berliner Verein vor der Zweitliga-Saison 2004/05 Liquiditätsreserven in Höhe von fast 1,5 Millionen Euro fehlten, wurden die Fans zum Blutspenden aufgerufen. St. Pauli und seine Anhänger erwiesen sich damals als echte „Blutsbrüder“, nahmen an der Aktion „Bluten für Union“ teil. Sogar ein Benefizspiel wurde organisiert.

„Das Zeitalter der Fan-Freundschaften ist vorbei“

Das Wort Freundschaft verwenden beide Vereine aber nur mit Vorsicht. „Das Zeitalter der Fan-Freundschaften ist vorbei, mit dem Begriff muss man vorsichtig sein“, sagte Sven Brux, der bei St. Pauli den Bereich Organisation und Sicherheit leitet. Es gebe eine grundsätzliche Sympathie zwischen beiden Vereinen, bestätigte er. Union-Pressechef Christian Arbeit sprach von gegenseitigem Respekt: Aber eben auch nicht mehr. Es mache keinen Sinn da etwas zu erhöhen.

Das Kontingent der Gästekarten haben die Hamburger voll ausgeschöpft, hätten nach eigenen Angaben das Dreifache verkaufen können. Dieses gewisse Flair ist ein Reiz, wenn beide Clubs aufeinandertreffen. Beide eint ihr Schicksal als der kleine Stadt-Verein, oft belächelt vom sportlichen Nachbarn. Sei es von der Hertha in Berlin oder dem HSV in Hamburg. Beide eint aber auch der Kultstatus. Die Fans haben in beiden Vereinen eine besondere Rolle. „Beide Fan-Lager sind total verrückt. Das wird eine fantastische Stimmung“, sagte Michael Parsenen.