Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler kam in der 88. Minute beim Stand von 1:1 in die Partie. Sekunden später sorgte ein Kunststück für den Sieg gegen Dresden.

Hamburg. Philipp Tschauner hatte es angezeigt. Wartet noch, der Maier kommt, gestikulierte der Torhüter des FC St. Pauli, als Sebastian Maier in der 88. Minute am Spielfeldrand zur Einwechslung bereit stand. Schiedsrichter Manuel Gräfe hatte zuvor auf Freistoß für die Hamburger aus 20 Metern Torentfernung entschieden. Kurz vor der Ausführung vollzog Trainer Michael Frontzeck den Wechsel, brachte das 19 Jahre alte Talent für Fin Bartels in die Partie. Und Maier kam, sah, siegte und sorgte in einer dramaturgisch perfekt aufgebauten Partie für den Höhepunkt. Die arrivierten Schützen St. Paulis, die schon bereit standen, hatten fast ehrfürchtig Platz gemacht. Ohne das Spielgerät zuvor berührt zu haben, zirkelte Maier den Ball anschließend über die Mauer hinweg ins Tor.

Der 2:1-Siegtreffer über Dynamo Dresden in einer verrückten Partie, in der St. Pauli trotz großer Überlegenheit in Rückstand geraten war und Tschauner die Mannschaft kurz zuvor mit einem parierten Elfmeter im Spiel gehalten hatte. „Das war ein Wahnsinnsgefühl“, berichtete Maier anschließend von seinem „schönsten Erlebnis im Fußball“. Der Trainer habe ihm gesagt, ‚Nimm dir den Ball und mach ihn rein‘, erklärte der Kreativspieler: „Ich kann die Dinger ganz gut. Etwas schöneres konnte ich mir nicht vorstellen.“

Schon in Karlsruhe (0:0) war Maier ein ähnliches Kunststück fast gelungen. Um Zentimeter verfehlte er dort das Tor per Freistoß, als er ebenfalls Sekunden vorher eingewechselt worden war. „Das ist eine Sensation, wie er die Bälle schießt“, jubelte auch Florian Kringe, der zuvor den Ausgleich für St. Pauli erzielt hatte (73.).

Fast täglich legt sich der von 1860 München vor der Saison nach Hamburg gewechselte Jungprofi den Ball im Training an der Kollaustraße zur Standardsituation zurecht. Dass sein erstes Tor in der Zweiten Bundesliga nach einem Freistoß fiel, war logische Folge akribischer Arbeit. „Das muss man sich im Training hart erarbeiten, dass die anderen Spieler dann für mich Platz machen“, sagte Maier lächelnd.

Sein Bruder war extra für die Partie gegen Dynamo aus München angereist, sah auf der Tribüne voller Stolz, wie Sebastian mit nur einer Ballberührung zum gefeierten Helden am Millerntor wurde. Einzig Kapitän Fabian Boll sah dies – mit einem Augenzwinkern – anders: „Mit seinem zweiten Ballkontakt hat sich Basti dann noch den ganzen Abend versaut ...“