Der Boxpromoter und St. Paulis einstiger Stürmer müssen sich vor dem Landgericht Hamburg wegen des Vorwurfs des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern verantworten.
Hamburg. Den Umgang mit der Öffentlichkeit sind sie gewohnt, der Boxpromoter und der frühere St.-Pauli-Star. Und so blicken Waldemar Kluch und Juri Sawitschew auch ganz entspannt und mit zuversichtlichem Lächeln in die zahlreichen Kameras, als sie den Verhandlungssaal des Landgerichts betreten. Dabei geht es für beide Männer in den nächsten Tagen um eine Menge. Kluch (54) und Sawitschew (48) wird gemeinschaftliches gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern vorgeworfen. Für den Prozess vor dem Landgericht sind vorerst sieben Verhandlungstage vorgesehen.
Laut Anklage geht es um neun Fälle in der Zeit von Juli 2006 bis März 2009. Dabei soll Kluch als vom Deutschen Fußball-Bund lizensierter Vermittler von ausländischen Amateurfußballern eine Vielzahl von Einladungen für russische Fußballspieler an Deutsche Botschaften in Moskau und Kiew und an das Generalkonsulat in St. Petersburg übersandt und dabei falsche Angaben über den Zweck der jeweiligen Aufenthalte gemacht haben. Damit habe er beabsichtigt, für die Antragsteller ein Visum und sich selber eine Einnahmequelle zu beschaffen. Demnach hieß es in den Schreiben, die Leute würden an Lehrgängen teilnehmen. Tatsächlich aber sollten sie nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als Profifußballer an mehrere Vereine vermittelt werden. Juri Sawitschew wird vorgeworfen, er habe in Kenntnis der falschen Angaben des Kluch seine Personalien für die Einladungsschreiben zur Verfügung gestellt und als Fußballtrainer die Betreuung der Spieler für die Dauer ihres Aufenthalts übernommen.
Namen, Geburtsdaten, Geburtsort und Nationalität – mehr lassen die beiden Angeklagten an diesem ersten Verhandlungstag nicht von sich hören. Aussagen, so kündigen ihre Verteidiger an, würden erst am zweiten Prozesstag kommen. „Kein Kommentar“ heißt es von Waldemar Kluch auch kurz und knapp beim Verlassen des Gerichtssaals. Einige Augenblicke später reckt der Unternehmer, der als Geschäftsführer für die Insolvenz der Universum Boxpromotion, das einst weltgrößte Profiboxunternehmen, verantwortlich sein soll, den Daumen in einer Siegergeste nach oben. Juri Sawitschew, früherer russischer Fußball-Nationalspieler und in den 90er Jahren Star-Kicker beim FC St. Pauli, ist da schon zurückhaltender. „Ich sage nichts“, ist alles, was dem in Schwarz gekleideten Mann als Kommentar zu entlocken ist.
Die Vorsitzende Richterin hatte zu Prozessbeginn darauf hingewiesen, dass sich „ein frühzeitiges Geständnis“ auf jeden Fall strafmildernd auswirken würde. Die mögliche Höchststrafe für das Einschleusen von Ausländern beträgt fünf Jahre Haft. Allerdings ist denkbar, dass das Verfahren gegen Sawitschew gegen eine Geldbuße von 10.000 Euro eingestellt werden könnte. Dies komme zumindest für die Staatsanwaltschaft in Betracht, hieß es. Für Waldemar Kluch gebe es allerdings von Seiten der Anklagebehörde keine Bereitschaft, das Verfahren einzustellen. Aber Kluch will offenbar um einen Freispruch kämpfen. Sein Verteidiger sagt: „Ein Geständnis kommt nicht in Frage.“