Trainer André Schubert baut auf Routiniers wie Marius Ebbers und Florian Bruns. Die jungen Neuzugänge kommen noch auf wenig Einsatzzeit.
Hamburg. Patrick Funk ist der Nächste. Der 22-Jährige bekommt heute im Spiel gegen den FSV Frankfurt (18 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) zum zweiten Mal die Chance, von Beginn an zu zeigen, dass er in die Startelf gehört. Sein Einsatz wird allerdings nur durch den Ausfall von Kapitän Fabian Boll möglich, der auf der Position vor der Abwehr gesetzt ist. Neben ihm spielt zumeist Dennis Daube, 23, einer der wenigen jungen Spieler des FC St. Pauli, die sich durchgesetzt und in der Startelf etabliert haben. Auf der rechten Abwehrseite wird voraussichtlich Christopher Avevor, 20, zu seinem dritten Einsatz von Beginn an kommen. Das war es dann aber auch schon. Die Verjüngungskur des Kaders hat bislang noch nicht angeschlagen, die neue Generation des FC St. Pauli befindet sich noch in Wartestellung.
Zwölf Neuzugänge haben Trainer André Schubert und Sportchef Rachid Azzouzi im Sommer nach Hamburg gelotst, acht davon sind 21 Jahre alt oder jünger. Hinzu kommen der 23-jährige Torhüter Robin Himmelmann, der langzeitverletzte 25 Jahre alte Sören Gonther sowie Florian Mohr, 28, und Florian Kringe, 30. In keinem der fünf Ligaspiele standen jedoch mehr als zwei Spieler unter 25 Jahren auf dem Platz - und nur einmal mehr als zwei Neuzugänge. Es sind die älteren und altbekannten Profis, die es momentan richten sollen beim FC St. Pauli: Marius Ebbers, 34, Florian Bruns, 33, Markus Thorandt, 31, oder Fin Bartels, 25.
"Jung und alt, das gibt es doch im Fußball eigentlich gar nicht mehr", sagt Bruns. "Alle haben die gleiche Chance. Was zählt, ist die Leistung, die Eindrücke aus der Trainingswoche." Daraus zu schließen, dass die Neuen dem FC St. Pauli nicht weiterhelfen können, wäre indes zu einfach. Spieler wie Lennart Thy, 20, und Akaki Gogia, 20, sind seit mehreren Wochen verletzt, gehörten aber zuvor bereits der Stammelf an oder wurden zumindest eingewechselt. Daniel Ginczek, 21, bekommt regelmäßig die Chance, sich über Kurzeinsätze zu zeigen. Christopher Buchtmann, 20, und Joseph-Claude Gyau, 20, sind wiederum erst kurz vor Ende der Transferperiode zur Mannschaft gestoßen und brauchen noch Zeit, bis sie vollständig integriert sind.
"Wir brauchen neben erfahrenen Profis auch die Unbekümmertheit und Frechheit der jungen Spieler. In Köln hat uns das vielleicht sogar etwas gefehlt", sagt Bruns, der davon ausgeht, dass die Mannschaft im Laufe der Saison eine positive Entwicklung nehmen wird. Er selbst will seinen Beitrag dazu leisten, indem er den jungen Spielern "ein gutes Gefühl" gibt. "Sie dürfen Fehler machen und sollen ihre Unbekümmertheit, ihre freche Spielweise beibehalten", sagt er, obwohl er weiß, dass der Konkurrenzkampf härter werden wird und auch er selbst irgendwann zu den Leidtragenden gehören könnte. "Wenn die Verletzten nach und nach zurückkommen, dann geht es noch mal richtig rund, dann drängen immer mehr in die Startelf", sagt er.
Auch die sportliche Leitung des Klubs ist optimistisch, dass die Neuzugänge schon bald mehr Einsatzzeiten bekommen werden. "Die Jungs werden den Arrivierten Druck machen und für einen guten und gesunden Konkurrenzkampf sorgen", sagt Sportchef Azzouzi. Trainer Schubert geht sogar noch einen Schritt weiter: "Die Neuen sind jederzeit bereit, und gerade jetzt, wenn vier Spiele innerhalb von zwölf Tagen anstehen, ist durchaus denkbar, dass wir vor allem offensiv mal wechseln", sagt der 41-Jährige. "Die Jungs müssen sich auch in den Pflichtspielen beweisen, und diese Chance werden sie auch bald bekommen."
Möglicherweise könnte es schon heute gegen Frankfurt so weit sein. Neben der Hereinnahme von Funk, könnte es auch in der Spitze zu einer Veränderung kommen. Denn Schubert war zwar mit der kämpferischen Leistung der Mannschaft in Köln zufrieden. Aber er sagt auch: "Offensiv sind wir zu selten zum Abschluss gekommen, waren nicht torgefährlich genug. Das müssen wir gegen Frankfurt besser machen." Daniel Ginczek wäre bereit, um in seinem zweiten Startelfeinsatz Ebbers oder Mahir Saglik zu ersetzen, unbekümmert für mehr Torgefahr zu sorgen und das hohe Durchschnittsalter der Mannschaft weiter zu senken.