Nach der Randale beim Schweinske-Cup geht die Aufarbeitung weiter. Bei einem runden Tisch soll jetzt über Konsequenzen beraten werden.

Hamburg. Die Polizei hatte vor dem Innenausschuss der Hamburger Bürgerschaft schwere Vorwürfe gegen die Anhänger des FC St. Pauli erhoben. Die ersten Angriffe seien von den zahlenmäßig deutlich überlegenen Fans des Kiez-Clubs ausgegangen. Vize-Polizeipräsident Reinhard Fallak sprach von einer „Orgie der Gewalt“ und betonte: „Das, was St.-Pauli-Fans da veranstaltet haben, das war organisierte Gewalt, um Menschen zu verletzten.“ Diese Gewalt habe sich auch gegen Unbeteiligte gerichtet.

„Es handelt sich dabei allerdings nur um die ersten von Polizeibeamten registrierten Ausschreitungen. Die Schuld für die Eskalation tragen sowohl die Fans des VfB Lübeck als auch die St. Pauli-Fans“, betonte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Wer den sprichwörtlich ersten Stein geworfen habe, sei aber unklar.

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Gegen 17.30 Uhr hatten die Polizeibeamten am vergangenen Freitag bei dem Turnier um den „Schweinske-Cup“ erstmals bei gewaltsamen Auseinandersetzungen einschreiten müssen. „In dem mit etwa 500 Pauli-Fans besetzten Fanblock wurden Ordner angegriffen. Außerdem hatten einige der gewaltbereiten Fans versucht, auf den Gästeblock der Fans des VfB Lübeck zu gelangen“, sagte der Polizeisprecher. Hier hätten die Beamten eine Schlägerei zwar noch verhindern können, eine halbe Stunde später aber eskalierte die Situation in der Sporthalle.

Auch nachdem die Veranstaltung abgebrochen worden war, kam es zu Auseinandersetzungen. So gerieten einige Pauli-Anhänger an der U-Bahnstation Lattenkamp mit einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen in Streit, welcher schließlich in einer Prügelei endete. Ein Pauli-Fan wurde wegen des Verdachts der Körperverletzung vorläufig festgenommen.

Polizei will spezielle Ermittlungsgruppe gründen

„Dass diese Krawalle ausbrechen, war im Vorfeld nicht abzusehen. Es muss in beiden Fanlagern Leute gegeben haben, die das Turnier mit dem gezielten Vorhaben besuchten, die Veranstaltung zu sprengen“, hieß es vonseiten der Polizei. Der FC St. Pauli selbst hatte sich am Montag hinter seine Fans gestellt und die Polizei für ein zu hartes und ungerechtfertigtes Vorgehen kritisiert. Vereinspräsident Stefan Orth und Sicherheitschef Sven Brux trugen eine eigene Version vor, derzufolge die Gewalt eindeutig von etwa 120 rechtsradikalen Lübeck-Fans ausgegangen sei, die ungehindert zwei Angriffe auf St. Pauli-Anhänger ausgeführt hätten.

+++ Polizei erhebt schwere Vorwürfe +++

„Wer den sprichwörtlich ersten Stein geworfen hat, ist unklar. Wir sind noch dabei, Zeugenhinweise sowie Film- und Fotomaterial auszuwerten, um die an den Krawallen beteiligten Personen zu identifizieren“, sagte der Polizeisprecher. Außerdem soll eine Ermittlungsgruppe eingerichtet werden, die sich speziell mit den Ausschreitung auf dem Turnier beschäftigt. Dabei sollen beispielsweise auch Fußball-Experten zur Rate gezogen werden.

Runder Tisch beim Innensenator

Am Donnerstag (12.1., 12.30 Uhr) empfängt Innensenator Michael Neumann (SPD) Vertreter der beteiligten Vereine zu einem Runden Tisch ins Hamburger Rathaus. Geladen sind ferner Vertreter der Polizei, des Hamburger Sportbundes, des Hamburger Fußballverbandes sowie des schleswig-holsteinischen Innenministeriums. Im Anschluss an das Treffen soll die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informiert werden.

Dieser Runde Tisch müsse zu echten Konsequenzen führen und dürfe nicht nur die „üblichen Lippenbekenntnisse“ beinhalten, betonte Kai Voet van Vormizeele, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, am Mittwoch. Nur so könne man ähnlichen Gefahrensituationen vorbeugen, wie sie etwa bei dem Bundesligaspiel zwischen dem FC St. Pauli gegen Hansa Rostock im April drohe.

Nach den Krawallen beim Hallen-Fußballturnier in Hamburg wollen Vertreter aus Politik, Polizei und Sport an diesem Donnerstag über Konsequenzen beraten. „So etwas darf sich nicht mehr wiederholen“, sagte der Sprecher des Innenressorts, Frank Reschreiter, am Mittwoch. Es solle bei dem „konstruktiven, offenen Dialog“ im Rathaus nicht um Schuldzuweisungen gehen, wer angefangen habe. „Wir wollen die Sicherheit beim Fußball verbessern.“

(dpa/abendblatt.de)