Der Entwurf für die neue Gegengerade in St. Paulis Stadion sorgt für Gesprächsstoff. Entscheidung über die Realisierung Mitte Oktober.

Hamburg. Die spektakulären Pläne rund um den Neubau der Gegengerade des Millerntor-Stadions – es ist das Thema, das nicht nur die Fans des FC St. Pauli, sondern einen ganzen Stadtteil bewegt. Zwei Modelle stehen zur Auswahl: eine konservative Variante und die Welle, die das Millerntor noch unverwechselbarer machen soll. Sechs Aufgänge, braune Fassade, jeweils ein roter und weißer schmaler Streifen sowie ein zentriertes St.-Pauli-Logo mit dem Schriftzug "Millerntor" drunter - so könnte die Welle aussehen.

Entscheidung Mitte Oktober

Welches Modell am Ende genommen wird, steht noch in den Sternen – die Entscheidung soll aber Mitte Oktober fallen. Die Architekten haben ihre endgültigen Pläne bereits beim Verein abgeliefert. Die Kostenkalkulation aufseiten des mit dem Bau des Millerntor-Stadions beauftragten Generalunternehmers, der Hellmich Gruppe aus Dinslaken, ist im vollen Gange. Von dieser dürfte abhängen, für welchen Entwurf sich der Verein schließlich Mitte Oktober entscheiden wird. "Am Ende werden wir die wirtschaftliche Verhältnismäßigkeit abwägen müssen", sagt St. Paulis Geschäftsführer Michael Meeske, der betont, dass die technische Machbarkeit der Welle aus Vereinssicht noch nicht geklärt sei. Bei einer ersten Machbarkeitsstudie war für diese ein Kostenrahmen von 10,75 Millionen Euro angesetzt worden. Eine Zahl, die jedoch ebenso wie die geplanten neun Millionen Euro für die gewöhnliche Form nur einen Richtwert darstellt.

Welle einzigartig und bedrohlich

Die Welle wäre eine einzigartige Tribüne, die fast bedrohlich wirken würde. Vom Heiligengeistfeld aus würde sich der Bau mit Platz für etwa 14 000 Anhänger in Richtung Spielfeld aufbäumen. Es gibt zwei Varianten dafür, in welcher Abfolge Steh- und Sitzplätze darauf angeordnet werden sollen. Sicher ist, dass es drei Stehoberränge und einen Sitzoberrang gibt. Fest steht zudem, dass sich die oberen Ränge zurück in Richtung Spielfeld staffeln und so näher als bei einer gewöhnlichen Konstruktion ans Spielfeld heranragen würden. "Wir müssen nicht immer anders sein", sagt St. Paulis Vizepräsident Gernot Stenger, "aber so ein Unikum hätte schon seinen Reiz."

Entwurf-Ideen von St.-Pauli-Fans

Grundlage für die wohl weltweit einzigartige Gestaltung sei ohnehin gewesen, den Fans eine größtmögliche Nähe und freie Sicht zum Spielfeld zu ermöglichen, sagt Timothy Pape. Der 36-Jährige ist Architekt beim Hamburger Kreativlabor Interpol, das gemeinsam mit dem Frankfurter Ingenieurbüro OSD und dem Architekturbüro Werkstatt Zwei an den Plänen arbeitet. Ursprünglich aus eigenem Antrieb. Denn einen offiziellen Auftrag des FC St. Pauli erhielten die Kreativen erst vor etwa zwölf Wochen, nachdem sie das Präsidium mit ihren ersten Entwürfen überzeugt hatten. Das Team von Interpol ist nach eigenem Bekunden seit 20 Jahren selbst regelmäßig auf der Gegengerade präsent, aktuell in der von Interpol gestalteten Bretterbude. "Wir haben uns gesagt, dass es nicht sein kann, dass die Gegengerade zu einer stinknormalen Tribüne wird", sagt Pape, "dass das Millerntor am Ende so aussieht wie die Stadien in Hoffenheim, Ingolstadt oder Mainz." Jetzt wünscht sich Pape ob der von ihm wahrgenommenen Tendenz, "das Gewohnte zu wiederholen", einen fairen Entscheidungsprozess. Er beteuert, dass es nicht darum gehe, mit der Welle eine "Show zu machen". Vielmehr sei sie aus der Sicht der Fans gestaltet.