Nach dem 2:0 in Karlsruhe darf am Millerntor vom Aufstieg geträumt werden. Trainer André Schubert sagt: “Es gibt immer etwas zu verbessern.“

Hamburg. Der FC St. Pauli hat Geschichte geschrieben. 19 Punkte aus den ersten acht Spielen bedeuten den besten Saisonstart aller Zeiten. Zum Vergleich: In der Aufsstiegssaison 2009/2010 sammelte man in den ersten acht Spielen "nur" 16 Punkte. Trainer André Schubert interessiert das nur bedingt: "Irgendwann ist es auch egal, was in den letzten 30 Jahren war." Wichtig seien die drei Punkte, die man durch den 2:0-Sieg in Karlsruhe eingefahren hat.

Überhaupt zeigte sich der gut gelaunte Schubert am Tag nach dem Auswärtserfolg bemüht, nur nicht zu viel Euphorie aufkommen zu lassen. Wie bei einer Erörterung ließ er jedem "Pro" auch ein "Contra" folgen. Zwar sah er viel Positives beim gestrigen Auftritt seiner Mannschaft, ergänzte dieses aber fast immer auch mit Kritik.

Alles in allem habe seine Mannschaft ganz gut kombiniert und den Sieg letzendlich sicher nach Hause gespielt. Schlussendlich sei er froh, dass das Spiel gewonnen wurde. Schließlich spiele man auswärts "nicht zur Unterhaltung." Restlos zufrieden war er mit dem Auftritt nicht. "Es gibt immer etwas zu verbessern."

Dass seine Mannschaft in der aktuellen Form schwer zu schlagen und für jeden Gegner unangenehm zu spielen ist, ist ihm durchaus bewusst. Besonders die große Laufbereitschaft kombiniert mit schnellen Spielern sieht er als große Herausforderung für jeden Gegner: "Wenn ein Fin Bartels anfängt zu laufen, dann kannst du den kaum mehr halten", sagt er. Doch selbstverständlich ist ihm auch bewusst, dass St. Pauli nicht der einzige unangenehme Gegner in der 2. Liga ist. "Ich glaube auch, dass niemand gerne gegen Fürth oder Frankfurt spielt."

So wenig Spaß die Gegner derzeit mit den Kiezkickern haben, so viel Vergnügen bereitet die Mannschaft den eigenen Fans. Denn die Braun-Weißen spielen nicht nur einen erfolgreichen Fußball, sie spielen auch attraktiv. Das dadurch der Gegner zwangsläufig auch zu Chancen kommt, wie gestern etwa der KSC, ist für den Trainer eine logische Konsequenz des offensiven Spielsystems: "Wir versuchen bei den Angriffen immer, möglichst viele Spieler vor den Ball und die Tiefe zu bekommen. Wenn der Ball dann nicht in die Tiefe kommt, haben wir ein Problem", erklärt Schubert und fordert schnelleres Umschalten seiner Spieler in solchen Situationen: "Jeder Spieler rennt lieber nach vorne als nach hinten, das liegt in der Natur des Spiels. In die defensiven Laufwege müssen wir noch mehr investieren."

Sehenswert war der Freistoßtreffer von Florian Bruns in der 17. Minute. Erst seit diesem Jahr ist der 32-jährige Stammspieler in der Zentrale der Hamburger. "Ich hab einfach keinen besseren, und er ist ein lieber Typ", erklärte Schubert lächelnd, spricht Bruns dann aber auch noch weitere Fähigkeiten zu: "Flo ist ein guter Kicker, sehr laufstark, immer hochkonzentriert und auch sehr selbstkritisch. Er versucht immer an sich zu arbeiten." Ein Punkt an dem der Mittelfeldspieler nach Meinung des Trainers noch arbeiten könnte, ist der Zug zum Tor. Und lässt damit ein weiteres Lob nicht uneingeschränkt stehen.

Wie schon nach seiner Einwechslung gegen 1860 konnte auch Marius Ebbers, diesmal in der Startelf, wieder überzeugen. Bereits 17 Sekunden nach Wiederanpfiff traf er zum Endstand. Ein Sonderlob für die Energieleistung des mit 33 Jahren ältesten Spielers kurz vor seiner Auswechslung - einem Sprint vom gegenerischen Sechzehnmeterraum bis zum Eigenen - ließ er sich nicht entlocken: "Das war ein reiner Alibi-Lauf, ein letztes Aufzucken." Dennoch zeigte er sich mit der Leistung von Ebbers zufrieden: "Das Wichtigste ist, dass er wieder ein Tor gemacht hat", und fügte - um seiner heutigen Linie treu zu bleiben - hinzu :"Aber ein bisschen mehr kann er schon noch machen."

Noch nicht bei 100 Prozent ist der erstmals eingewechselte Neuzugang Peter Sliskovic, da Rouwen Hennings aber aus persönlichen Gründen für das Spiel gegen Karlsruhe absagen musste, wurde er von Schubert nachnominiert und auch eingewechselt: "Wir haben ihn dann auch wegen seiner Größe gebracht, da wir uns zum Schluss auch manchmal einfach mit langen Bällen befreit haben."

Trotz der teilweise hart geführten Partie kehrten alle Spieler ohne größere Blessuren nach Hamburg zurück: "Lasse Sobiech hat einen vor die Birne gekriegt und war dann etwas schwummrig, Ebbers tun die Knochen weh und Max Kruse ist immer kaputt nach dem Spiel, aber grundsätzlich sind alle fit", erklärte Schubert abschließend.