Vom neuen Trainer André Schubert in die Zentrale beordert, reift der Techniker zum Spieler, “der den Unterschied ausmachen kann“.

Hamburg. Beim fulminanten 4:2-Erfolg gegen 1860 München stach ein Spieler des FC St. Pauli besonders hervor. Max Kruse war mit zwei Treffern maßgeblich daran beteiligt, dass die Kiezkicker innerhalb von 19 Minuten vier Tore erzielten und das Spiel drehten. Vor allem beim letzten Tor zeigte der gebürtige Reinbeker sein ganzes Können. In der eigenen Hälfte startete der 23-Jährige einen Sololauf über 70 Meter. Mit flinken Haken ließ der Tempo-Dribbler gleich vier Münchner stehen und vollstreckte eiskalt. Kruse ist ein Vollblutfußballer, ausgestattet mit einer begnadeten Technik.

Das genau ist aber sein Phlegma. Kruse befindet sich in einer entscheidenden Karrierephase. Bleibt er das ewige Talent oder schafft er den Durchbruch zum großen Fußballer? „Max ist auf dem Weg vom Talent zum Spieler, der den Unterschied machen kann“, sagt Sportchef Helmut Schulte. „Er hat alle karrieretechnischen Voraussetzungen.“

Kruses Weg war bisher nicht nur geradlinig. Seit 2009 spielt er am Millerntor, galt zunächst gar als Bruder Leichtfuß. Noch im Sommer hatte ihm der neue Coach André Schubert im Trainingslager ein spezielles Fitnessprogramm verordnet. „Die Technik hatte er schon immer, an der körperlichen Fitness hat er gearbeitet, nun muss er noch zum Führungsspieler reifen“, befand Schulte. „Das wird man, indem man auch mal junge, unerfahrene Spieler an die Hand nimmt.“

Auch dass der Offensiv-Allrounder, der von Schubert vom Mittelfeld-Außen zum Zentralspieler berufen wurde, nach dem Abstieg im Sommer Wechselabsichten äußerte, um in der 1. Liga zu bleiben, kam nicht überall gut an. Dann verlängerte Kruse in Hamburg doch bis 2014. „Ich will mit St. Pauli wieder aufsteigen“, sagt der ehemalige Junioren-Nationalspieler, der schon fünf Saisontreffer erzielt hat.

„Es ist gut, dass er geblieben ist“, sagt Kader-Architekt Schulte. „Ein Wechsel ist immer auch mit Schwierigkeiten verbunden. So kann er seinen Weg weitergehen.“ Besonders freut ihn, dass Kruse optimal ins Anforderungsprofil des Stadtteilclubs passt. „Er ist jung, talentiert und bei einem Topverein gut ausgebildet worden.“ Und er kommt aus dem norddeutschen Raum, was beim Traditionsclub vom Kiez ebenso erwünscht ist. Groß geworden ist Kruse im Osten Hamburgs, beim SC Vier- und Marschlande (SCVM). 2007 wechselte er als 19-Jähriger zu Werder Bremen, wo er aber nicht über einen Bundesliga-Einsatz hinauskam.

Kruse ist Seite an Seite mit Martin Harnik fußballerisch groß geworden. Der 24 Jahre alte Harnik legte bisher die erfolgreichere Karriere hin. Der Stürmer, Sohn eines Österreichers, ist Stammspieler in der Nationalelf Austrias und beim VfB Stuttgart. Dabei sagt der damalige Jugend-Trainer des SCVM, Thorsten Beyer, über seine früheren Schützlinge: „Max war technisch der Versiertere von beiden. (dpa/abendblatt.de)