Eintracht Trier, 1998 Halbfinalist im DFB-Pokal, will die nächste Überraschung - und St. Paulis Probleme mit der Favoritenbürde verlängern.

Hamburg. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Ein Satz, oft gehört und beinahe ebenso oft belächelt. Dass die ungeschriebene Fußball-Vorschrift stimmt, wonach vermeintlich schwächere, unterklassige Mannschaften gegen die mit ihren Millionenetats schier übermächtigen Profiklubs durchaus realistische Chancen auf ein Weiterkommen haben, dürfte niemand besser wissen als FC St. Pauli und Eintracht Trier – allerdings aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven. Wenn die Pfälzer diesen Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) den Bundesliga-Absteiger aus Hamburg empfangen, spielt die Vergangenheit unweigerlich mit. Auf der einen Seite der diesjährige Tabellenzweite der Regionalliga West, dessen Überraschungserfolge im Pokalwettbewerb große Tradition haben, auf der anderen Seite St. Pauli, dessen Fans im Pokal seit 21 Jahren keinen souveränen Favoritensieg mehr erlebt haben (siehe Tabelle). Trier und St. Pauli, Hüter der Pokalgesetze.

Als Drittligist erreichten die Trierer 1998 das Halbfinale, nachdem Uefa-Pokal-Gewinner Schalke 04 und auch Champions-League-Sieger Borussia Dortmund im heimischen Moselstadion besiegt werden konnten. 1999 gelang der Sprung ins Achtelfinale, so auch 2004, als man sich Werder Bremen erst nach Verlängerung beugen musste. Das vorerst letzte Kapitel wurde 2009 geschrieben. Mit Siegen über Bundesligist Hannover 96 und den damaligen Zweitligaklub Arminia Bielefeld zog die Eintracht erneut in die Runde der letzten 16 ein. „Dieser Verein und die Mannschaft glauben an das Weiterkommen, weil sie das in der Vergangenheit schon öfter geschafft haben“, weiß auch St. Paulis Trainer André Schubert. Trier hofft auf die nächste Sternstunde, das Moselstadion wird mit 10.600 Zuschauern ausverkauft sein, und auf der Bank sitzt mit Co-Trainer Rudi Thömmes jener Pokalheld, der 1998 sowohl gegen Schalke als auch gegen Dortmund die entscheidenden Tore erzielte.

Auch bei St. Pauli kennt man diese besonderen Momente aus rauschenden Pokalnächten wie in der Regionalligasaison 2005/06, als am Millerntor gleich vier Profiteams ausgeschaltet werden konnten. Doch anders als bei den größten Pokalerfolgen sind die Braun-Weißen heute in einer anderen Rolle. „Wir sind die bessere Mannschaft und daher der Favorit“, sagt Schubert.

Und als solcher tun sich die Hamburger stets schwer. Sieht man von einem 3:1-Sieg 1996 in Oberhausen ab, als ein 0:1-Rückstand erst in der letzten halben Stunde aufgeholt wurde, datiert der letzte souveräne Favoritensieg vom 4. August 1990 – ein 4:1 bei Kilia Kiel. Endet die lange Serie nun in Trier? Schubert: „Bei der Pokalvergangenheit beider Klubs ist allen klar, dass das kein Selbstläufer wird.“ (lwö/hpaba)

Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Hollmann, Drescher – Kraus, Karikari, Herzig, Kuduzovic – Kulabas, Pagenburg

St. Pauli: Tschauner – Schachten, Thorandt, ?Sobiech, Kalla – Boll – Bartels, Takyi, Kruse, Bruns – Ebbers