Der Ex-Schalker will beim FC St. Pauli weiter in der Spitze spielen. Seine Tore und Vorlagen geben ihm Recht. Kein Platz mehr für Ebbers?
Hamburg. Für Gerald Asamoah steigt das Derby bereits am Freitagabend: Schalke 04 tritt bei Borussia Dortmund an. Elf Jahre lang war der gebürtige Ghanaer ein lebhafter Teil des Revierschlagers, geliebt von den "Königsblauen", gehasst von den Fans des BVB. Eine Fahrt nach Dortmund kommt für den 32-Jährigen schon deshalb nicht infrage. Asamoah wird das Duell aber noch aus einem anderen Grund nur vor dem heimischen Fernseher verfolgen: Für den von Schalke an den FC St. Pauli ausgeliehenen Stürmer gilt es, sich professionell auf das kaum weniger brisante Hamburger Stadtduell beim HSV vorzubereiten.
Schon im Hinspiel hatte Asamoah mit seinem rund viertelstündigen Kampfeinsatz bewiesen, dass die Partie auch für ihn als Neu-Hamburger kein normales Bundesligaspiel ist. Als Hoffnungsträger verpflichtet, hatte der ehemalige Nationalspieler damals aufgrund körperlicher Defizite nur eine Jokerrolle. Jetzt wird das anders sein. Nach der Verletzung von Stürmerkollege Marius Ebbers von Trainer Holger Stanislawski als einzige Spitze aufgestellt und zudem mit der Kapitänsrolle betraut, präsentiert sich Asamoah stark wie nie zuvor im Dress des Kiezklubs. "Ich fühle mich fit, ich fühle mich wohl, ich fühle mich auch gebraucht", freut sich der Routinier, der neuerdings am Spieltag noch eine 25-minütige Extra-Laufeinheit absolviert - mit Erfolg. "So komme ich gleich in die Partie rein", erklärt er seine starken Leistungen gegen Hoffenheim und Köln.
Auftritte, die seinem Trainer trotzdem Kopfzerbrechen bereiten könnten. Zumindest dann, wenn Ebbers nach seinem Muskelfaserriss rechtzeitig fit für das Spiel gegen den HSV werden sollte. Eigentlich gibt es für den Coach keinen Anlass, Veränderungen vorzunehmen. Wie das übrige Team hatte nicht nur Asamoah, sondern auch die offensive Mittelfeldreihe mit Max Kruse, Charles Takyi und Fin Bartels überzeugt.
"Es ist so, dass wir jede Position doppelt oder dreifach besetzt haben, und da muss sich jeder behaupten und durchsetzen", sagt Stanislawski. "Ich als Cheftrainer muss entscheiden, welche Aufstellung die größte Wahrscheinlichkeit birgt, dass wir drei Punkte holen. Das ist mal Ebbers, mal Asamoah, kann aber auch Richie Sukuta-Pasu sein. Damit müssen die Jungs dann klarkommen." Asamoah sei derzeit sehr präsent, arbeite viel für die Mannschaft und komme selbst auch in aussichtsreiche Situationen. Seine Leistungskurve steige in die richtige Richtung.
Der Profi verriet derweil, dass schon bei seiner Verpflichtung geplant war, dass er ganz vorn im Angriff spielen sollte - in einem System mit zwei Spitzen. Der Trainer habe sich dann zunächst anders entschieden und ihn ins Mittelfeld versetzt. "Ich fühle mich vorn aber einfach wohler. Da kann ich meine Stärken ausspielen", sagt Asamoah. "Es ist ja auch so, dass ich die letzten Wochen, in denen es super gelaufen ist, vorne gespielt habe." Asamoah macht seine Ansprüche geltend. Von einem Sturmduo mit Ebbers scheint er wiederum nichts zu halten: "Man muss wirklich sehen, dass Ebbe und ich ähnliche Typen sind. Ich weiß nicht, ob das gut wäre." Letztlich sei der Trainer der Chef und müsse entscheiden, meint Asamoah, um umgehend nachzuschieben, dass dies ein Grund sei, warum er dessen Job im Moment lieber nicht haben wolle.