Ohne die drei zuletzt suspendierten Spieler reist der Kiezklub zum Meister FC Bayern. Bei München fällt Gomez wegen einer Grippe aus.

Hamburg. Holger Stanislawski, Trainer des Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli, verzichtet auch im Auswärtsspiel beim FC Bayern München am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) auf die zuletzt suspendierten Spieler Carlos Zambrano, Deniz Naki und Charles Takyi. Die drei Kiezkicker fehlten bereits im Aufgebot in der letzten Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:0). Nun reisen die Hamburger auch an die Isar ohne den peruanischen Verteidiger sowie die beiden Mittelfeldakteure.

Stanislawski hatte die drei aufgrund disziplinarischer Fehlverhalten suspendiert und hinterher gesagt, sie hätten die "Außenlinie übertreten". Über die genauen Gründe, die zu der strengen Maßnahme geführt hatten, schwieg sich der 41-Jährige dagegen aus. Man wolle die Profis nicht an den Pranger stellen. Gleichzeitig betonte der Übungsleiter, dass die "Tür nicht zu sei". Für das Spiel in München bleibt sie aber noch geschlossen.

Ungeachtet dessen reisen die Hamburger in Weltpokalsiegerbesieger-Stimmung in die bayerische Landeshauptstadt. „Auf dieses Spiel haben wir lange gewartet“, sagte Stanislawski am Freitag. Der große Coup vom 6. Februar 2002, als der Tabellenletzte St. Pauli den Weltpokalsieger Bayern München mit 2:1 am Millerntor bezwungen hatte, ist auch mehr als acht Jahre später noch ein Gassenhauer auf dem Kiez. Stanislawski sieht seine Mannen erneut zu einer Überraschung fähig. „Wir wollen beweisen, dass wir zu Recht Teil dieser Bundesliga sind“, beteuerte der Trainer. Der einzige Sieg der Hamburger in München liegt indes knapp 20 Jahre zurück.

Stanislawskis Team hat Morgenluft gewittert, da den Münchnern in dieser Saison Konstanz und Souveränität fehlt. „Sie haben sich noch nicht gefunden, das gibt uns Hoffnung, unangenehme Gäste zu sein - und damit ist nicht gemeint, dass wir das Hotel auseinandernehmen“, meinte der Trainer, der beim legendären Weltpokalsiegerbesieger-Spiel im Team stand.

Dennoch äußerte der einstige Abwehrrecke großen Respekt vor den Bayern. „München hat die qualitativ beste Mannschaft des Landes und ist darüber hinaus gespickt mit Nationalspielern.“ Dabei hat er den Spiellenker im Blick. „Bastian Schweinsteiger ist für mich mit Abstand der beste deutsche Spieler der Bundesliga. Wie er spielt, was er auf dem Spielfeld macht, wie er auftritt, wie er sich entwickelt hat – wenn ich mir einen Spieler der Bayern aussuchen könnte, wäre es Schweinsteiger“, meinte Stanislawski.

Auf den Torgarant der letzten Spiele müssen die Münchner am Sonnabend derweil verzichten: Stürmer Mario Gomez fällt erkrankt aus. Der Nationalspieler hat laut Trainer Louis van Gaal „Grippe oder sowas“ und steht deshalb im Gegensatz zu Miroslav Klose nicht im Kader der Münchner. Klose kehrt nach überstandenem Muskelfaserriss zurück, wird aber wohl nicht von Beginn an spielen. „Er ist noch nicht spielfit“, sagte van Gaal.

Gomez' Ausfall ist für van Gaal daher kaum zu verkraften. „Natürlich wiegt es schwer, er hat viele Tore geschossen“, sagte der Niederländer. Gomez hat in den vergangenen 13 Pflichtspielen für die Bayern 15 Treffer erzielt. Weil auch Klose noch nicht wieder in der Startelf stehen wird, sagte van Gaal: „Ich hoffe nicht, dass es vorne eng wird.“

Die Münchner müssen die Begegnung mit dem Aufsteiger angesichts von 17 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund unbedingt gewinnen. Laut van Gaal wird das aber auch passieren: „Ich denke, dass sich die Fans freuen auf das Spiel. Rechnen können sie immer mit einem Sieg.“

Dennoch hält er wie sein Assistent Andries Jonker viel von dem Underdog. Jonker sei im Laufe seiner Späher-Dienste bei Spielen der Hamburger „Fan von St. Pauli geworden, weil sie sehr gut gespielt haben, wie eine Mannschaft. Der Trainer (Holger Stanislawski, d.Red. ) hat aus St. Pauli eine gute Mannschaft gemacht. Die Spieler haben seine Begeisterung übernommen“, sagte van Gaal.

Der Coach reagierte indes gelassen auf die jüngsten Aussagen von Superstar Franck Ribery, der für sich mehr Freiheiten auf dem Platz gefordert hatte. „Jeder Spieler will seine Freiheit, aber es ist ein Mannschaftssport“, sagte van Gaal, und fügte versöhnlich an: „Ich bin zufrieden mit seiner Arbeit.“