Ein Kommentar von Lutz Wöckener
Ist Striptease moralisch verwerflich? Sind Frauen, die gegen Bezahlung barbusig tanzen, sexistisch? Fragen, die jeder für sich selbst beantworten sollte.
Dass die Mitglieder und Fans des FC St. Pauli zu dieser Diskussion genötigt werden oder sich zumindest dazu genötigt sehen, da entsprechende Aktivitäten in ihrem Wohnzimmer am Millerntor stattfinden, ist allerdings geradezu grotesk. Auch wenn der Klub bewusst eng mit dem Stadtteil verwurzelt ist, heißt das noch lange nicht, dass dieser sich in allen Facetten auf den Rängen widerspiegeln muss. Was käme als Nächstes? Ein Bordell im Bauch der neuen Gegengeraden?
Es geht um zweimal 45 Minuten, 22 Spieler, zwei Tore. Einen Schiedsrichter, einen Ball. Es geht um Fußball. Mit allen Emotionen und aller Leidenschaft. Kampf und Kreativität auf dem Rasen, begleitet von den Hoffnungen und Ängsten Zehntausender. Der Fußball beschert seinem Publikum allwöchentlich neue Höhepunkte. Mal negative, mal positive. Wer aus Liebe zum Spiel ins Stadion geht, der benötigt keine künstliche Stimulanz. Kein besonders leckeres Essen, keine Gewinnspiele, keine Livemusik und schon gar keine nackte Haut. Haltet euch lieber an das Wesentliche, an die nackten Tatsachen. Beiwerk ist fehl am Fußballplatz und keineswegs schmückend. Es lenkt den Blick vom einzig Wichtigen ab: dem Fußball, der schönsten Nebensache der Welt.
Wer das anders sieht, der kann ja draußen bleiben oder sich gleich auf den Weg zur Reeperbahn machen. FC steht immer noch für Fußball-Club.