Über seine neue Heimat gerät der lebensfrohe Rechtsverteidiger ins Schwärmen - und blickt freudig auf die Stadtderbys gegen den HSV.

Hamburg. Ein wenig unwohl schien sich Moritz Volz in seiner Haut zu fühlen, als er mit einer langen Jeanshose durch seine neue Heimat schlendert. Den kleinen Tücken des heißen Hamburger Hochsommers kann sich auch der neue Rechtsverteidiger des FC St. Pauli nicht entziehen „So langsam gehen mir einfach die kurzen Hosen und T-Shirts aus. Da muss ich wohl entweder nachkaufen oder schleunigst in die Reinigung. Auf eine derart lange Hitzeperiode war ich nicht vorbereitet“, sagt der 27-Jährige und fängt an zu lachen – wie so oft in diesen Tagen. Und das trotz der anstrengenden Vorbereitung beim Kiezklub. Dem Rechtsverteidiger merkt man bereits jetzt an, dass er mit der Entscheidung nach Hamburg zu wechseln goldrichtig lag. Spricht man den lebensfrohen Volz auf sein neues Zuhause an, gerät er ins Schwärmen. Keine abgedroschenen Phrasen, wie sie Fussballer gerne von sich geben, wenn sie sich bei einem neuen Klub vorstellen, viel mehr ist es ein ehrlicher Lobgesang auf die Stadt, in der er„gerne für längere Zeit“ bleiben möchte. „Ich bin schon als Tourist jedes Jahr ein, zweimal in Hamburg gewesen. Ich liebe einfach den Hafen, die Alster und die gesamte positive Atmosphäre hier.“

Nur mit dem Hotelleben hat der ehemalige Profi des englischen Erstligisten noch so seine Probleme. Seit Anfang Juli lebt Volz im „Side-Hotel“ in der Innenstadt wie er sagt „aus dem Koffer“. Daher hoffe er, dass er möglichst bald auf dem Wohnungsmarkt einen Erfolg verbuchen kann. „Dann kann ich mir auch endlich mal wieder in meiner Küche eine Suppe kochen oder ein Brot schmieren.“

Es sind Aussagen wie diese, die zeigen, dass der einstige Junioren-Nationalspieler auf dem Boden geblieben ist. Bereits mit 16 Jahren zog es Volz nach England. Zuerst lebte er bei einer Gastfamilie ehe er sich schon früh eine eigene Wohnung nahm. Mit jedem Jahr auf der Insel sei er ein Stück mehr Brite geworden. Mit dem dort verbreiteten Humor und zwei Tassen „Breakfast-Tea“ täglich. Schwarzer Tee mit viel Milch und ohne Zucker – so mag es Volz, der aber nicht nur kulturell von seinem Leben in England profitierte.

In der Premier League konnte er sich über Jahre mit Topstars wie Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney oder Cesc Fabregas messen. „Es ist eine Topliga mit einer riesigen Begeisterung in den Stadien. Dort muss schon viel passieren, damit die Fans einen auspfeifen. Aber die Bundesliga muss sich nicht verstecken. Immer volle Arenen, und vor allem immer mehr Top-Spieler wie Robben oder Ribery. Ich freue mich riesig darauf“, sagt Volz, der besonders den Stadtderbys mit dem HSV entgegenfiebert.

+++ Vorfreude auf das Stadtderby St. Pauli gegen HSV +++

In seiner ehemaligen Heimatstadt London sind angesichts sieben Erstligaklubs direkte Duelle mit den Nachbarn an der Tagesordnung. Dass es in Hamburg seit knapp zehn Jahren keine Pflichtspiele gegeneinander gab, steigert die Brisanz noch einmal. „Ich war beim Europa-League-Spiel des HSV gegen meinen Ex-Klub Fulham im Stadion und als 50.000 Menschen ,Hamburg meine Perle’ sangen, hatte ich eine Gänsehaut. Das war überragend. Auch am Millerntor mit dem Einlauf der Mannschaften und der ganzen speziellen St.Pauli-Stimmung ist es etwas ganz Besonderes. Das ganze lässt meine Vorfreude auf diese Spiele noch mal ansteigen.“

Da nimmt der 183 Zentimetergroße Verteidiger auch die Strapazen einer harten Vorbereitung in Kauf. Diese gestaltet sich in „Good old Germany“ anders als bei Premier-League-Klubs. „Bei uns war es unüblich, dass man so lange Zeit keinen freien Tag bekommt und zwei Mal am Tag trainiert. Und wenn es doch mal so kommt, wäre es undenkbar zwischen zwei Einheiten einfach mal so ein paar Interviews zu geben“, sagt Volz, der zuversichtlich ist, pünktlich zum Saisonstart topfit zu sein.

Dafür hat er in seinem Sommerurlaub ein spezielles Reha-Programm und mit einem befreundeten Fitnesstrainer Laufeinheiten absolviert. „Ich habe keinen Rückstand mehr. Außerdem wollen wir ja nicht unseren Gegnern hinterherlaufen. Im Gegenteil: Wir wollen den anderen Mannschaften körperlich überlegen sein. Da muss eine harte Vorbereitung sein“, sagt der Außenverteidiger und machte sich auf dem Weg zur nächsten Trainingseinheit. Dort kann er endlich wieder kurze Hosen tragen, die beim Kiezklub in großer Menge vorhanden sind.

Moritz Volz spielte in England für den FC Fulham, Wimbledon FC und Ipswich Town. Während seiner Zeit in London schrieb er Kolumnen für die "Times".