Das Oberverwaltungsgericht wies St. Paulis Beschwerde zurück. Der Gästeblock bleibt gegen Rostock leer. Hansa-Anhänger kommen trotzdem.
Hamburg. Es war vor drei Wochen, als Fans von Eintracht Frankfurt in der zehnten Minute des Auswärtsspiels bei Union Berlin die Absperrungen überkletterten und ins Stadion strömten. Per Urteil des DFB-Sportgerichts war den Frankfurtern der Zugang zwar im Vorfeld untersagt worden, doch der Gästeblock wurde geentert. Die Sicherheitskräfte ließen die 1000 Fans gewähren, der Berliner Anhang begrüßte die anarchische Aktion mit frenetischem Applaus, und der DFB sah anschließend ein, dass er sich im Sommer Gedanken über die Sinnhaftigkeit von Teilausschlüssen machen muss. Das Motto des Abends hatte bereits ein Fan-Transparent verkündet: "Köln, Hansa und Dresden haben es gezeigt: Gäste lassen sich nicht verbieten."
Eine Erkenntnis, zu der am Sonntag nun auch die Hamburger Polizei kommen könnte, nachdem das Oberverwaltungsgericht die Beschwerde des FC St. Pauli gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts vom 2. April zurückwies. Bereits in der erstinstanzlichen Verhandlung war der Einspruch des Klubs gegen die Verfügung der Polizei, für das Nordderby am Sonntag keine Karten an Rostock-Fans zu verkaufen, abgewiesen worden. "Aber wir haben durch den Beschluss klare Hinweise erhalten, die uns optimistisch stimmen, dass die grundlegenden Rechtsfragen im Klageverfahren in unserem Sinne entschieden werden. Schließlich hat diese Entscheidung nicht nur Einfluss auf uns, sondern auf den Fußball in Deutschland", sagte St. Paulis Vizepräsident Bernd-Georg Spies in einer Stellungnahme, da die Richter die grundlegenden Rechtsfragen aufgrund des kleinen Zeitfensters nicht klären konnten. "Die inhaltliche Rechtmäßigkeit der polizeilichen Anordnung lässt das Oberverwaltungsgericht (...) offen. Dies bedürfe gegebenenfalls einer Klärung in einem Hauptsacheverfahren", heißt es in der Urteilsbegründung.
Die Fans aber wollen und werden nicht darauf warten. Die für Sonntag geplante Demonstration der Fanszene Rostock e.V. (Abendblatt berichtete) erfreut sich großem Zuspruch, bis zu 2000 Fans werden ab 11 Uhr vom Paul-Nevermann-Platz in Altona unter dem Motto "Blau weiß rot gegen Polizeiliches Kartenverbot" zum Stadion marschieren. Die Argumentation der Polizei, den Kartenverkauf aus Sicherheitsgründen zu untersagen, wäre dann ad absurdum geführt. Zumal die zu erwartende Situation deutlich unübersichtlicher wäre als sonst. Statt im Sonderzug reisen die Rostocker individuell an, statt eines gut zu überwachenden Stadionblocks erwartet die Polizei ein schwer zu sicherndes Gebiet im Stadtteil. "Uns sind derzeit keine Erkenntnisse bekannt, die auf Ausschreitungen oder Randale hindeuten könnten. Es soll eine friedliche Demonstration werden", heißt es vonseiten der Organisatoren. Zudem wollen auch St.-Pauli-Fans am Marsch teilnehmen.
Angesichts der Rivalität kann aber niemand Ausschreitungen ausschließen. Insofern dürfte die angemeldete Route, die auch an der Fankneipe Jolly Roger vorbeiführt, in den kommenden Tagen noch geändert werden. (lwö)