Ralph Gunesch ist nach überstandener Verletzung endlich fit und entfacht den Konkurrenzkampf.

Hamburg. Seinem Spitznamen "Felgen-Ralle" machte Ralph Gunesch in den vergangenen Tagen wieder mal alle Ehre. Nachdem St. Paulis Trainer Holger Stanislawski ihn und seine Teamkollegen nach dem morgendlichen Training am Sonnabend in das wohlverdiente Wochenende entließ, düste der Autofan in seinem Audi zu einem spontanen Familienbesuch nach Aachen. Neben einem Treffen mit Onkel Hartmut und einer Visite bei Mama Christine stand vor allem ein Vier-Augen-Gespräch mit Papa Willi im Vordergrund. "Keiner kann mich fußballerisch besser einschätzen als er", sagt Gunesch, der sich mit seinem Vater intensiv über den 1:0-Sieg gegen 1860 München, seine Leistung als Innenverteidiger und seine Perspektiven in den kommenden Wochen aussprach.

Und was der Kiezkicker in der Heimat zu hören bekam, tat Gunesch durchaus gut. "Mein Vater meinte, dass ich mich gegenüber dem Spiel gegen Kaiserslautern verbessert hätte, stabiler und sicherer geworden wäre", sagte Gunesch, der zuvor drei Monate wegen hartnäckiger Waden-Probleme ausgefallen war. Ursprünglich wollte Stanislawski seinem noch nicht vollständig genesenen Defensiv-Allrounder noch etwas Zeit zur Regeneration geben, doch durch die vielen Gesperrten und Verletzten musste Gunesch früher als geplant in der Abwehr aushelfen - und zahlte das Vertrauen durch eine starke Leistung gegen 1860 zurück.

Doch ausgerechnet Guneschs gutes Spiel gegen München auf dessen Lieblingsposition in der Innenverteidigung verursacht bei Stanislawski nun zusätzliches Kopfzerbrechen. Denn bereits zur nächsten Partie in Rostock drängt der zuletzt an den Adduktoren gezerrte Fabio Morena auf die zuvor von ihm angestammte Position im Abwehrzentrum neben Marcel Eger zurück. Und somit hat Stanislawski erstmals in dieser Saison die Qual der Wahl.

Statt sich aber zwischen dem zuletzt überzeugenden Gunesch und dem seit Saisonbeginn etwas schwächelnden, aber ansonsten zuverlässigen Kapitän Morena zu entscheiden, könnte sich St. Paulis Trainer auch für eine dritte Möglichkeit entschließen: für beide. In diesem Fall könnte Morena in die Abwehrzentrale zurückkehren, während Gunesch - wie in der vergangenen Saison - auf die linke Außenbahn ausweichen würde. Dort versuchte sich Neuzugang Benjamin Weigelt bislang mehr schlecht als recht, so dass Stanislawski zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hätte.

Gunesch selbst hat zwar nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich eigentlich in der Innenverteidigung wohler fühlt, betont aber auch immer wieder, dass er dort spielt, wo er aufgestellt wird: "Und wenn der Trainer im Sturm lieber dunkle statt helle Haare sehen will, dann würde ich auch im Angriff spielen." So oder so will er gegen Hansa Rostock am Freitag wieder Vollgas geben - um zum einen Papa Willi zufrieden zu stellen und zum anderen seinem Spitznamen auch auf dem Spielfeld alle Ehre zu machen.