Seine feuchten Augen konnte und wollte Ian Joy nicht verbergen. Der US-Amerikaner, der ablösefrei zu Real Salt Lake in die amerikanische Profiliga MLS wechselt, war sichtlich berührt, als er am Sonnabend vor dem Testspiel gegen Hannover 96 offiziell am Millerntor verabschiedet wurde.

Hamburg. Als sich neben seinen Ex-Kollegen auch die 6430 Zuschauer applaudierend von ihren Plätzen erhoben, war es um den 26-Jährigen geschehen. "Das war der emotionale Höhepunkt meiner Karriere", gab Joy später zu.

Doch es sollte nicht das einzige Highlight des Tages bleiben. Nach bislang eher dürftigen Vorstellungen in der Vorbereitung (10:4 bei Kilia Kiel, 2:0 gegen Eintracht Lüneburg, 1:0 beim VfB Oldenburg und 1:2 gegen Altona 93) zeigte der Kiezklub gegen den Siebten aus der Bundesliga, der in Bestbesetzung antrat, erstmals von Anfang an, dass es um mehr als nur um eine zusätzliche Trainingseinheit ging. So war es keine Überraschung, als nach einem schönen Pass von Charles Takyi Stürmer Rene Schnitzler schnell zur 1:0-Führung traf (8.). Schnitzler, dem in der Hinrunde nur ein einziger Treffer gegen Jena gelang, erzielte damit im fünften Testspiel in Serie ein Tor.

Auch nach der Führung spielte St. Pauli weiter mutig nach vorne, hatte sogar mehrfach die Gelegenheit zu erhöhen (Ludwig/18., Rothenbach/21., Schnitzler/23., Takyi/31.). Holger Stanislawski, der heute um 11 Uhr seinen zweiwöchigen Trainer-Lehrgang für die Prüfung zur A-Lizenz in Hennef startet, war zufrieden: "Ich habe viel Positives und nur wenig Negatives gesehen."

Zu dem Negativen dürfte die 62. Minute gehört haben, als der stark spielende Ungar Szabolcs Huszti ungehindert zum 1:1 einschieben konnte. St. Paulis bereits kräftig durchgewechselte Mannschaft drohte nun das Spiel aus der Hand zu geben.

Doch mit einem traumhaften Heber aus 30 Metern brachte der gerade mal 18-jährige Ömer Sismanoglu den Kiezklub sehenswert zurück auf die Siegerstraße (68.), ehe Nationalspieler Mike Hanke nur vier Minuten später zum 2:2-Endstand traf. Was Stanislawski als "guten Test" relativ emotionslos einordnete, wird zumindest für Joy noch lange in Erinnerung bleiben. Bereits am Sonnabend startet sein USA-Abenteuer mit dem ersten Training in Salt Lake City.

FC St. Pauli : Reus (ab 46. Borger) - Rothenbach, Morena, Petersen (ab 59. Sall), Gunesch (ab 45. Kalla) - Schultz, Bourgault - Takyi (ab 46. Braun), Bruns (ab 46. Sismanoglu) - Schnitzler (ab 46. Sako), Ludwig (ab 46. Prokoph).

Hannover 96 : Enke - Cherundolo, Ismael, Fahrenhorst, Tarnat - Pinto (ab 72. Lauth), Vinicius (ab 59. Rosenthal), Balitsch, Huszti - Bruggink (ab 81. Stajner) - Hanke.