Die Braun-Weißen fertigten den SC Paderborn mit 5:0 ab. Weil Düsseldorf aber nicht gegen Duisburg verlor, bleibt St. Pauli zweitklassig.

Hamburg. Der FC St. Pauli hat im finalen Kampf um den dritten Rang in der 2. Fußball-Bundesliga ein überzeugendes, aber am Ende wertloses 5:0 (2:0) über den SC Paderborn erspielt. Wegen des Düsseldorfer Punktgewinns gegen den MSV Duisburg schaffte keiner der Klubs den Sprung auf den Relegationsplatz – beide müssen in der kommenden Saison einen neuen Anlauf planen.

St. Pauli dann offenbar aber ohne Andre Schubert. Kurz nach dem Spielende meldete die „Sport Bild“ bereits die Trennung des Vereins von ihrem Trainer, der einen Vertrag bis zum Sommer 2013 hat. Wie es hieß, habe der FC St. Pauli den ob seines Führungsstils umstrittenen Coach mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der 40-jährige Schubert hatte den damaligen Bundesliga-Absteiger im vergangenen Sommer von Holger Stanislawski übernommen. Die Meldungen bestätigten sich bislang allerdings nicht.

„Die Leistung war aller Ehren wert und recht überraschend angesichts der letzten Spiele“, sagte St. Paulis Sportdirektor Helmut Schulte. „Der vierte Platz passt irgendwie zu St. Pauli – wir verpassen oft knapp unser Ziel.“ Für Paderborn „bleibt unterm Strich die Tatsache, dass wir eine super Saison gespielt haben“, fasste SC-Trainer Roger Schmidt das vergangene Jahr zusammen.

Es war die 37. Minute, als am Hamburger Millerntor – mit 24.427 Zuschauern wie so häufig ausverkauft – der auf die Bundesliga-Relegation umgemünzte Pokal-Schlager „Wir fahren nach Berlin“ erklang; ein zaghafter Versuch, die Hoffnungen zu befeuern.

Ganz unabhängig von den turbulenten Entwicklungen in Düsseldorf ergab sich ein intensives, aber völlig verkrampftes Spiel. Beide Teams zeigten, warum ihnen ein Aufstieg in die erste Liga wohl ein sehr hartes Leben beschert hätte: Höchste Vorsicht, hakelige Zweikämpfe und verhaspelte Ansätze bestimmten das Bild. So kam es zur ersten Chance des Spiels, als in Düsseldorf schon vier Tore gefallen waren: St. Paulis Ebbers schoss aus 20 Metern vorbei (26.).

Paderborn für zehn Minuten auf dem Relegationsplatz

Wenn es zielstrebig wurde, dann durch die Hamburger. Die Führung gelang der Dortmunder Leihgabe (mit ungeklärter Zukunft) Lasse Sobiech, als der Innenverteidiger in der 30. Minute eine Ecke von Patrick Funk per Kopf ins Tor wuchtete. Sechs Minuten später vertändelten nun noch nervösere Paderborner den Ball im Mittelfeld, Max Kruse zog davon und schob den Ball sicher an Namensvetter Lukas Kruse im Paderborner Tor vorbei ins Netz.

Die Westfalen – obwohl nach dem Duisburger 1:0 für zehn Minuten virtuell auf Relegationskurs – brachten zum Ende ihrer großartigen Saison und mit der möglichen Sensation vor Augen einfach nichts zuwege. Torjäger Nick Proschwitz, wie etliche Akteure dieser Partie noch mit Wechseloptionen, bekam keine verwertbaren Zuspiele, das Team rieb sich in Zweikämpfen auf.

Neuer Anlauf in der nächsten Saison

Der FC St. Pauli brachte die Führung sicher ins Ziel: Florian Bruns erhöhte noch auf 3:0 (60.), Moritz Volz mit einem feinen Heber (65.) und Deniz Naki mit dem Schlusspfiff gar auf 5:0. Die Partie lieferte dem unverhofft in die Kritik geratenen Trainer Andre Schubert gute Argumente: Von einer Zerrüttung im Team war nichts zu sehen.

+++ Das Spiel im Liveticker +++

Am Ende konnte man sich der Verabschiedung verdienter Spieler wie Carsten Rothenbach, Charles Takyi und Deniz Naki widmen. In wenigen Tagen fällt auch das 1989 errichtete Tribünen-Provisorium der Gegengerade; durch viel Auf und Ab für die Fans mit sentimentalen Erinnerungen verbunden. Mit neuer Tribüne dürfte es ähnlich weitergehen.

Vor dem Spiel: Noch ist nicht alles verloren. Die Chance auf den Aufstieg ist noch immer da. Das betonten sie in den vergangenen Tagen rund ums Millerntor immer wieder. Immerhin: Der 3. Platz - der Relegationsrang - ist tatsächlich noch in greifbarer Nähe. Allerdings nur dann, wenn der vielzitierte Fußballgott am Sonntag ein braun-weißes Hemd trägt. Denn selbst wenn der FC St. Pauli sein Saisonfinale gegen den direkten Konkurrenten aus Paderborn siegreich bestreitet, reicht das allein immer noch nicht zum Sprung in den Fahrstuhl in Liga eins. Nein. Mit einem Ohr hört das Millerntor nach Düsseldorf. Die Fortuna hat im Rennen um Rang drei alle Joker in der Hand, muss "einfach" nur sein Heimspiel gegen den bereits vor dem Abstieg gefeiten MSV Duisburg gewinnen.

Doch die Hamburger werden erst einmal alle Hände voll damit zu tun haben, ihre Hausaufgaben zu erledigen und mit dem SC Paderborn das Überraschungsteam der Saison zu schlagen. Ausgerechnet Paderborn. Jener Klub, von dem Trainer André Schubert vor der Spielzeit ans Millerntor gelotst worden war. Jener Trainer, für den das Spiel gegen seinen Ex-Verein nun möglicherweise schon wieder sein Letztes in der Hansestadt sein könnte.

Denn vor der Partie mehrten sich die Zeichen, die einen baldigen Abschied Schuberts verkündeten. Beide Seiten üben sich in nobler Zurückhaltung - auch wenn der Trainer am Freitag in einer Pressekonferenz schon einmal sein Jahr am Millerntor Revue passieren lies. Einer, der am Sonntag defintiv sein letztes Spiel für den Klub machen wird, ist Deniz Naki. Gesetzt den Fall, St. Pauli verpasst die Relegation, verabschiedet sich der Offensivmann bereits gegen Paderborn von den eigenen Fans. Spätestens aber nach einer etwaigen Relegation ist für Naki auf dem Kiez Schluss - das gab der Verein am Sonnabend bekannt. (dapd/lge/abendblatt.de)

Die Aufstellungen

St. Pauli: 13 Tschauner - 2 Volz, 3 Sobiech, 16 Thorandt, 6 Funk - 17 Boll, 24 Rothenbach (87. Schachten) - 22 Bartels (78. Naki), 18 Kruse, 8 Bruns (66. Schindler) - 9 Ebbers. - Trainer: Schubert

Paderborn: 1 Lukas Kruse - 7 Jens Wemmer, 6 Mohr, 13 Strohdiek, 14 Bertels - 18 Krösche, 5 Alushi - 21 Brückner (59.), 17 Meha (46. Brandy) - 9 Proschwitz, 10 Kara (87. Demme) . - Trainer: Schmidt

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Zuschauer: 24.487

Tore: 1:0 Sobiech (30.), 2:0 Kruse (36.), 3:0 Bruns (60.), 4:0 Volz (65.), 5:0 Naki (90.)