Hamburg. Zusammenschluss aus Ultras und Fanclubs wirft Vereinsführung “dilettantisches Agieren“ vor. Kritik auch am Vorstand wegen Kühne.

Es gibt in Deutschland derzeit wohl kaum einen Club, der einen größeren Zuspruch seiner Fans erfährt als der HSV. Auch zum Auswärtsspiel am Sonnabend (13 Uhr) bei der SV Elversberg werden wieder mehr als 3000 Fans ins Saarland reisen. Das Volksparkstadion wird beim Heimspiel in zweieinhalb Wochen gegen Fortuna Düsseldorf voraussichtlich zum zwölften Mal in Folge ausverkauft sein. Vor allem die Verbindung zwischen der Mannschaft und den HSV-Anhängern scheint zu stimmen. „Wir haben eine Mannschaft gesehen, die sich für unseren Verein aufopfert, kämpft und bis ans Limit geht. Zudem merken wir jeden Spieltag, dass die Bindung zwischen Mannschaft und Fans so eng wie lange nicht ist“, schreibt dementsprechend auch der Förderkreis Nordtribüne in seinem jährlichen Beitrag „Quo Vadis HSV?“.

Der Zusammenschluss aus den verschiedenen Ultragruppen und aktiven Fanclubs der Nordtribüne beobachtet intensiv, was innerhalb des HSV passiert und beteiligt sich regelmäßig an den Diskussionen und Debatten rund um die Zukunft des Clubs. So auch jetzt.

Förderkreis mit scharfer Kritik am Präsidium

Besonders kritisch bewertet der Förderkreis Nordtribüne aktuell das Präsidium des HSV e. V. um Marcell Jansen und seine Stellvertreter Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer und schreibt von einem „Versagen“ in der Führung. „Vereinspolitisch ist das in vielen Fällen dilettantische Agieren des Präsidiums des HSV e.V. weiterhin präsent und wirft noch immer viele Fragen auf. Von einem „Vereint 2025“ ist der HSV auf vielen Ebenen noch immer weit entfernt, was viele Ereignisse seit August 2021 unter Beweis stellen“, heißt es in dem Beitrag.

Die Kritik bezieht sich insbesondere auf die Streitigkeiten rund um die Besetzung des Aufsichtsrats der HSV Fußball AG im vergangenen Jahr sowie die Vorgänge im Fall Thomas Wüstefeld. Die Schuld für die internen Querelen im Zusammenhang mit dem im Oktober 2022 zurückgetretenen Ex-Vorstand sieht das Fanbündnis beim Präsidium. „Nicht nur die Besetzung des Aufsichtsrats 2021 und die darauffolgende „Causa Wüstefeld“ bleibt vielen in negativer Erinnerung, sondern auch das mitunter peinliche Vorgehen Anfang dieses Jahres, als offenkundig versucht wurde Eric Bussert und Detlef Dinsel in den Aufsichtsrat des HSV zu berufen, lässt professionelles Wirken des Präsidiums vermissen."

Und weiter:„Die Kommunikation zwischen dem Präsidium und den Organen der AG, also Vorstand und Aufsichtsrat, scheint gestört und es fehlt an gegenseitigem Vertrauen“, schriebt der Förderkreis Nordtribüne. Vor einer Woche hatte der Anteilsverkauf von Wüstefeld an Hauptsponsor HanseMerkur für interne Verstimmungen gesorgt, weil der Vorstand vom Präsidium über diesen Vorgang erst kurzfristig informiert wurde.

Nordtribüne warnt den Vorstand vor Kühne

Aber auch der Vorstand um Jonas Boldt (Sport) und Eric Huwer (Finanzen) wird von der aktiven Fanszene für den jüngsten Deal mit Klaus-Michael Kühne kritisiert. Der Anteilseigner hatte dem HSV ein Darlehen in Höhe von 30 Millionen Euro in Form einer Wandelanleihe gegeben. Dieses soll nach einer Rechtsformänderung in eine KGaA in weitere Anteile umgewandelt werden. Die erneute Aufnahme eines Darlehens bei der Kühne Holding halten wir für gefährlich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass er Darlehen gerne nutzt, um Einfluss auf den HSV auszuüben“, schreibt die Nordtribüne.

Am Donnerstag trifft sich die Arbeitsgruppe Rechtsform, um die geplante Strukturveränderung weiter voranzutreiben. Es wäre nicht überraschend, wenn es dann auch um die fundamentale Kritik der Fanszene geht.