Hamburg. Beim 2:0 gegen Hansa Rostock überzeugt der HSV vor allem defensiv. Der Trainer lobt seine Innenverteidiger.

Zur Belohnung gab es für Ludovit Reis eine Schultermassage. Der Torschütze des HSV stand nach dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Hansa Rostock in der Interviewzone, als Tim Walter plötzlich Hand anlegte. Reis trug eine Schulterbandage, mit der er bereits seit drei Spielen spielt. Zuvor hatte er vier Wochen wegen einer Kapselverletzung in der Schulter gefehlt. Und auch am Sonntag hatten die HSV-Fans in der ersten Halbzeit kurzzeitig Sorgen, als der Niederländer sich nach einem Sturz minutenlang die Schulter hielt. Doch auf den Schreck folgte der Jubel. Reis lief die Schmerzen raus und sorgte nach einer zähen ersten Halbzeit für das wichtige 1:0 kurz vor der Pause (45.+6).

„Für zehn Minuten tat es weh“, sagte Reis nach dem Spiel über seine linke Schulter, die er sich im Testspiel bei den Glasgow Rangers vor zwei Monaten verletzt hatte. Umso gelegener kommt dem 23-Jährigen nun die Länderspielpause, in der er in aller Ruhe regenerieren kann. Für die niederländische U-21-Nationalmannschaft ist er mittlerweile zu alt.

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Während Reis noch über sein Tor und den Sieg sprach, stand Laszlo Benes schon unter der Dusche und beeilte sich. Der Slowake musste sich schnell auf den Weg zur Nationalmannschaft machen, die am Freitag gegen Portugal und drei Tage später gegen Liechtenstein um die EM-Qualifikation kämpft.

Mit seinem Treffer zum 2:0 (48.) hatte Benes nicht nur den Widerstand der Rostocker schon kurz nach der Pause gebrochen, er hatte sich auch gleichzeitig mit seinem fünften Saisontor an die Spitze der Torjägerliste der Zweiten Liga gesetzt. Und dafür hat der Mittelfeldspieler nur vier Spiele benötigt. Robert Glatzel hätte mit seinem Kollegen wieder gleichziehen können, doch der HSV-Stürmer scheiterte an diesem Nachmittag entweder an Hansa-Torwart Markus Kolke (30./45.) oder an der Latte (69.).

Reis lässt Zukunft im Nationalteam offen

Zu gerne wäre der neue HSV-Torjäger Benes zusammen mit seinem Mittelfeldpartner Reis zur Nationalmannschaft gereist. Der Niederländer hat slowakische Wurzeln und könnte auch für das Heimatland seiner Eltern spielen, die er auf seinen Schienbeinschonern trägt und beim Jubel zeigte. Doch noch will sich Reis nicht entscheiden. Bei der U-21-EM im Sommer war er in allen drei Spielen nicht zum Einsatz gekommen. Seine Antwort: „Ich kann dazu noch nichts sagen.“

Dafür zeigte Reis auf dem Platz, wie wertvoll er ist. Der zweikampfstarke Achter ist sowohl offensiv als auch defensiv ein Schlüsselspieler. Und der Schlüssel lag an diesem Tag – neben den Toren von Reis und Benes – in der Defensive. Gegen die auf Umschaltmomente lauernden Rostocker überzeugte der HSV durch eine funktionierende Restverteidigung. Die Konterabsicherung war unter Walter in den vergangenen zwei Jahren eine wiederkehrende Problematik, insbesondere in der Rückrunde der vergangenen Saison. Am Sonntag spielte der HSV deutlich seriöser, als man es unter Walter schon erlebt hat.

Schonlau erklärt neue Reife des HSV

Das bestätigte auch Sebastian Schonlau. „In der Vergangenheit war es oft so, dass wir nervös geworden sind und das Gefühl hatten, dass wir jetzt mal zu unseren Torchancen kommen müssen. Dann wirst du vielleicht ein bisschen unsicher“, sagte der Kapitän. „Das Gefühl hatte ich heute und in den vergangenen Wochen überhaupt nicht. Wir waren sehr kontrolliert. Das tut uns gut.“

Schonlau stand gegen Rostock nach seiner langwierigen Wadenverletzung erstmals in dieser Saison wieder auf dem Platz. Und das tat der Mannschaft spürbar gut. „Bascho gibt dem ganzen Gebilde Stabilität“, sagte Walter, der im gleichen Atemzug Schonlaus Nebenmann Dennis Hadzikadunic lobte. Der Bosnier verteidigte im Abwehrzentrum erstmals an der Seite von Schonlau – und das dürfte vorerst auch so bleiben. „Wir haben eine gute Beziehung untereinander“, sagte Hadzikadunic über die Abstimmung in der noch immer neuformierten Viererkette.

Gegen die gut sortierten Rostocker war es entscheidend, im erwarteten Geduldsspiel bei Ballverlusten die Positionierung zu halten. Zudem hat der HSV mit Hadzikadunic die gesuchte Kompromisslosigkeit in den Defensivzweikämpfen gefunden. Auch für Walter ist die Qualität der Verteidiger ein Grund der neuen Stabilität. „Das Bewusstsein ist da. Wir sind einen Schritt weiter. Das war der entscheidende Aspekt heute“, sagte Walter.

Vuskovic sieht HSV-Sieg im Stadion

Drei Ligaspiele in Folge ohne Gegentor gab es unter dem HSV-Trainer in seinen zweieinhalb Jahren noch nie. Es ist eine erkennbare Entwicklung. Auch wenn Walter immer wieder betont, dass der HSV auch in der Zeit mit Mario Vuskovic die beste Defensive der Liga hatte. Der wegen Dopings gesperrte Kroate, der am Sonntag einer von 55.000 Zuschauern im zum elften Mal in Folge ausverkauften Volksparkstadion war, wurde nach dem Spiel einmal mehr von den HSV-Fans mit Sprechchören gefeiert.

Zehn Monate nach der vorläufigen Sperre des Innenverteidigers hat der HSV nun endlich wieder die Stabilität gefunden, die vor allem in der Rückrunde mit dem Abwehrduo Schonlau und Jonas David verloren gegangen war. David (siehe Bericht unten) konnte sich am Sonntag nur drei Tage nach seinem Wechsel nach Rostock ein eigenes Bild machen, wie der HSV mittlerweile verteidigt.

Vor allem hat der HSV aktuell die richtige Balance aus Abwehr und Angriff gefunden. Mit 13 Saisontoren stellen die Hamburger neben Magdeburg mal wieder die beste Offensive. „Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber noch einige Details besser machen“, sagte Reis und ging duschen. In der kommenden Woche darf er sich nun über weitere Massagen freuen.