Hamburg. Tausende Menschen pilgerten schon an die Ruhestätte der HSV-Legende. Was die Gäste mit dem Fußballidol verbinden.
Wer den Ohlsdorfer Friedhof betritt, der spürt, wie mit jedem Meter der Lärm der Stadt in den Weiten der Parkanlage versinkt. Das Grab von Uwe Seeler ist vom Haupteingang an der Fuhlsbüttler Straße etwa einen Kilometer entfernt. An der Ruhestätte der HSV-Legende angelangt, sind an diesem Frühlingstag nur Vogelgezwitscher zu hören – und gelegentlich Torschreie. Etwa 200 Meter südöstlich liegt der Fußballplatz des FC Hellbrook, dessen Seniorenmannschaft an diesem Sonntag gegen den SC Poppenbüttel spielt. Vielleicht passt das ganz gut.
Uwe Seeler: Auch internationale Gäste besuchen das Grab in Ohlsdorf
Seeler, der am 21. Juli im Alter von 85 Jahren gestorben war, wurde am 4. August auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Das Grab der Fußballikone ist für viele Besucher ein beliebtes Ausflugsziel. Ob jung oder alt, ob aus Hamburg oder von weit her, ob Fußballfan oder nicht: Alle kennen Uwe Seeler. Auf ein Jahr gerechnet sind es Tausende, die zu Seelers Grabstätte pilgern, wie Lutz Rehkopf, Pressesprecher der Hamburger Friedhöfe, berichtet: „Es kommen auch viele internationale Gäste hierher. Der Name Uwe Seeler ist bekannt.“ Auch bei Friedhofsführungen ist das Grab gefragt. „Die Leute interessieren sich sehr für ihn“, sagt Hedda Scherres vom Hamburger Gästeführer Verein, der in Ohlsdorf alle 14 Tage Fahrradtouren und Busrundfahrten anbietet.
Scherres ist in der Nähe von Seelers Haus in Norderstedt aufgewachsen. „Das erzähle ich gerne auf den Touren. Dann hat das etwas Persönliches.“ Besonders beliebt ist bei den Besuchern die Geschichte, wie Seeler hochkarätige Offerten von italienischen Spitzenvereinen ablehnte, um in Hamburg zu bleiben. „Diese Entscheidung kommt bei den Menschen immer noch gut an. Das zeigt, was für ein nahbarer Mensch er gewesen ist“, sagt Scherres. Häufig haben die Gäste selbst eine persönliche Verbindung zu Seeler. „Ich erinnere mich an einen Mann, der aus Nordrhein-Westfalen angereist war, weil er seinen Sohn nach Uwe benannt hatte“, erzählt Rehkopf.
Ruhestätte Seelers ist von keinen anderen Gräbern umgeben
In Ohlsdorf liegen auch Uwes Vater Erwin, seine Mutter Anny und sein 1979 verstorbener Bruder Dieter begraben. Uwe Seelers Ruhestätte ist allerdings einige 100 Meter entfernt und von keinen anderen Gräbern umgeben. „Manchmal fragen Besucher, warum das Grab ausgerechnet an dieser Stelle liegt“, beschreibt Scherres. „Ich erkläre dann, dass das eine Entscheidung der Familie ist.“ Durch den Zustrom an Besuchern haben sich Pfade im Rasen ergeben, auch an den Seiten des Grabes ist das Grün gewichen. „Im vergangenen Sommer war es teilweise sehr voll“, erinnert sich die Friedhofsführerin.
Trotz des frühlingshaften Wetters ist der Andrang an diesem Tag überschaubar. Nur vereinzelt kommen Menschen am Grab vorbei. Manche werfen einen flüchtigen Blick, andere halten inne. Fahrradfahrer Michael, der aus Husum angereist ist, macht ein Foto von der Grabstätte. „Uwe war der Sympathischste von allen“, sagt er. Seelers Grab ist geschmückt mit Blumen und Beigaben von HSV-Fans. Sie haben Eintrittskarten, Fahnen und Schals niedergelegt.
Planungen der Familie zur weiteren Gestaltung des Grabes laufen
Die Winterbedeckung aus Tannen soll zeitnah durch eine sommerliche Bepflanzung ersetzt werden. Am Grabende ist noch immer ein Holzkreuz angebracht, auf dem der Schriftzug „Aus Freude am Leben“ steht. Die Entscheidung über die Gestaltung des Grabes obliegt der Familie. Da Uwe Seeler Ehrenbürger ist, bietet die Stadt an, die Kosten zu übernehmen. Spätestens bis zum ersten Todestag soll ein Grabstein errichtet worden sein, die Planungen der Familie laufen.
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„Mich hat es betroffen gemacht, wie plötzlich sein Tod war“, sagt Steve Puschner aus Leipzig. Der HSV-Fan war am Freitag mit seiner Frau im Stadion. „Es ist immer mein Traum gewesen, mal ein Stadtderby zu sehen.“ Den Ausflug rundete er schließlich mit einem Besuch an Seelers Grab ab. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist er vorher noch nie gewesen. „Ich möchte bald wieder ein Spiel im Volksparkstadion gucken. Und dann werde ich auch wieder hierherkommen.“