Hamburg. Prozess erneut verschoben, weil Ralf Becker im Urlaub ist. Gericht fragte nicht nach seiner Verfügbarkeit. Muss HSV noch mehr zahlen?

An diesem Donnerstag hätte es zum großen Wiedersehen zwischen Bernd Hoffmann und Ralf Becker kommen sollen. Die beiden ehemaligen HSV-Vorstände waren vor dem Landgericht Hamburg geladen, um als Zeugen im Provisionsstreit rund um den Transfer des früheren HSV-Profis Douglas Santos im Sommer 2019 zu Zenit St. Petersburg auszusagen. Doch der Prozess wurde verschoben. Mal wieder. Ein neuer Versuch soll nun am 24. März starten – wenn der Termin nicht erneut verschoben wird.

Warum HSV-Prozess um Douglas Santos verschoben wird

Ursprünglich sollten sich Hoffmann, Becker, Vertreter des HSV und Kläger Marcus Haase bereits am 16. November vor Gericht treffen, um zu ermitteln, ob und wie man den Berliner Vermittler Haase bei dem 12,5-Millionen-Euro-Transfer von Douglas Santos eingesetzt hatte und ob diesem nun eine Provision von 1,2 Millionen Euro zuzüglich Zinsen zusteht.

Doch das Gericht gab einem Verlegungsantrag des HSV statt und verschob den Prozess nach Absprache mit beiden Streitparteien auf den 1. Dezember. Dabei befragte das Gericht jedoch nicht die beiden prominenten Zeugen nach ihrer Verfügbarkeit. Mit dem Ergebnis, dass Becker, der inzwischen als Sportchef bei Drittligist Dynamo Dresden tätig ist, nun verhindert ist, weil er in der spielfreien Zeit gerade Urlaub mit seiner Familie verbringt.

Eine nicht ungewöhnliche Planung in Anbetracht der langen WM-Pause, doch das Gericht verweist auf Anfrage darauf, nicht verpflichtet zu sein, einen Prozesstermin mit den Zeugen abzusprechen. Stattdessen müsse ein Zeuge laut Gesetz Zeit haben. Darüber hinaus habe es sich bei dem 1. Dezember lediglich um einen Terminvorschlag gehandelt, bei dem eine so kurzfristige Verfügbarkeit eine glückliche Fügung gewesen wäre. Das beweise allein die Tatsache, dass es nun zu einer Verschiebung um fast vier Monate komme.

Santos-Prozess: Für wen sagt Hoffmann aus?

Und so wird es frühestens rund vier Jahre nach Douglas Santos‘ Wechsel eine Einigung in dem Provisionsstreit geben. Wie in Zivilprozessen üblich, tauschen die Anwälte des HSV und Haase bereits seit knapp drei Jahren umfangreiche Schriftsätze aus.

Was bisher niemand wusste: Im vergangenen Mai gab es bereits eine mündliche Verhandlung vor dem Landgericht, bei der sich der Richter die Ansichten beider Parteien anhörte, sich in seiner Sichtweise bedeckt hielt und beschloss, sich die Zeugen Becker und Hoffmann bei einem nächsten Termin anzuhören.

Hoffmann könnte nun im März aussagen, dass er sich im Dezember 2020 mit Haase bereits auf einen Vergleich geeinigt hatte. Dieser hätte Haase, bedingt durch die erfolgsabhängigen Bonuszahlungen an den HSV von zwei Millionen Euro, inzwischen eine mittlere sechsstellige Summe eingebracht. Doch der Deal kam nicht zustande, weil Sportvorstand Jonas Boldt und der damalige Finanzvorstand Frank Wettstein ihr Veto einlegten.

HSV-Prozess um Douglas Santos: Zinsen erhöhen sich

Nun könnte es für den HSV deutlich teurer werden, sollte der Prozess verloren gehen. „Da davon auszugehen ist, dass die Zeugen vor Gericht die Wahrheit sagen, gehe ich davon aus, recht zu bekommen“, sagt Haase dem Abendblatt. Sollte er tatsächlich als Sieger hervorgehen, stünden ihm zusätzlich zur Streitsumme mehr als 200.000 Euro an Zinsen zu. Ein fortlaufender Posten, der mit jeder Prozessverschiebung weiter anwächst.