Hannover/Hamburg. HSV siegt im Nordduell bei Hannover 96 spät und baut die Tabellenführung aus. Muheim und Börner patzen – dann kam Joker Königsdörffer.
Tabellenführung ausgebaut: Dank eines späten 2:1 (1:1)-Erfolgs im Nordduell bei Hannover 96 zum Auftakt des 10. Spieltags darf sich der HSV mindestens eine weitere Woche Spitzenreiter der Zweiten Fußball-Bundesliga nennen.
Durch den Last-Minute-Sieg baute die Mannschaft von Trainer Tim Walter den Vorsprung auf Platz zwei um drei Punkte aus. Erster Verfolger ist nun Darmstadt 98, das sich im zweiten Spitzenspiel des Freitagabends mit 2:1 beim SC Paderborn durchsetzte.
Umjubelter Matchwinner vor 8000 mitgereisten HSV-Anhängern in der mit insgesamt 49.000 Zuschauern ausverkauften Heinz von Heiden Arena war Joker Ransford Königsdörffer, der nach einem unwiderstehlichen Solo von der eigenen Strafraumgrenze in der Nachspielzeit trocken ins linke Eck abschloss.
HSV: Matchwinner Königsdörffer „überglücklich“
„Das war einfach Willenskraft. Ich wollte das Tor“, sagte der Siegschütze am Sky-Mikrofon über seinen Spurt im Anschluss einen Eckball der Gastgeber – und freute sich über den perfekten Schlusspunkt seiner bis hierhin „schönsten Fußballwoche“ seines Lebens, die mit dem Debüt für die ghanaische Nationalmannschaft bereits verheißungsvoll begonnen hatte. „Damit habe ich es jetzt veredelt“, sagte der 21-Jährige.
Seine persönliche Freude teilte er nicht nur mit seinen Mitspielern, sondern auch mit dem Anhang. „Ich bin überglücklich, die ganze Mannschaft ist glücklich“, erzählte Königsdörffer nach der Feier vor der Gästekurve. „Wir haben alle unsere Energie da hinten rausgelassen. Die Fans sind ausgerastet, was weiß ich.“
Hannover 96 gegen HSV – die Statistik
HSV und Hannover patzen sich zu Toren
Auf der Gegenseite schäumte derweil Julian Börner über den siegbringenden Konter des HSV: „Das fuckt mich ab. Das ist die erste Ecke, die wir kurz spielen. Ich verstehe es einfach nicht.“
Börner selbst hatte allerdings auch den Anteil am ersten Hamburger Treffer. Nach 14 Minuten grätschte der Hannoversche Abwehrchef eine Flanke von Rechtsverteidiger Moritz Heyer unbedrängt zum zwischenzeitlichen Ausgleich ins Tor.
HSV: Muheim strauchelt bei Comeback früh
Damit fiel vor allem einem Hamburger ein Stein vom Herzen: Miro Muheim. Der Startelf-Rückkehrer hatte zuvor die frühe Führung der Gastgeber begünstigt. Nach etwas mehr als drei Minuten rutschte der Schweizer bei einem Querpass von Daniel Heuer Fernandes aus, verstolperte den Ball und ermöglichte dadurch Hannovers Japaner Sei Muroya, den Ball am aufgerückten Schlussmann vorbei ins verwaiste Tor zu schieben.
Während Unglücksrabe Muheim bedröppelt dreinschaute, zeigte sich das Team insgesamt wenig geschockt. Im Stile eines zu diesem Zeitpunkt Immer-Noch-Tabellenführers riss der HSV das Spiel an sich und trug Angriff um Angriff vor. Nach 13 Minuten zwang Startelf-Rückkehrer Nummer zwei Sonny Kittel 96-Torhüter Ron-Robert Zieler zu einer ersten Parade.
Eine Minute später lag der Ball dank Eigentorschütze Börner dann auch im Netz. Der Ausgleich beflügelte den HSV – im wahrsten Sinne: Denn speziell über die Außen wurden immer wieder gefährliche Angriffe vorgetragen. Aber vor allem Sonny Kittel – neben Muheim Startelf-Rückkehrer Nummer zwei – scheiterte nach Bakery Jattas Flankenläufen zweimal aussichtsreich (17./20.).
Muheim verpasst die Wiedergutmachung
Anschließend ging es zwar hin und her, echte Torchancen blieben zunächst aber aus. Jonas Meffert boten sich weitere allerdings eher zaghafte Gelegenheiten (30./38.), bevor es kurz vor dem Halbzeitpfiff dann doch noch einmal gefährlich wurde: Zuerst erzwang Robert Glatzel per Flachschuss eine Ecke, in deren Folge dann Muheims Direktabnahme knapp am Gehäuse vorbeizischte (41.).
Glatzels Konto blieb dann auch nach dem zweiten Durchgang bei sechs Treffern stehen: Innerhalb weniger Sekunden zielte Hamburgs Toptorjäger aus der Distanz zweimal rechts am Tor vorbei – erst per Schlenzer mit rechts, dann etwas strammer mit links (51.).
HSV fuhr mehr Angriffe als Hannover
Es folgten Hannovers erst dritter Abschluss (Leopold/56.), ein Kopfball von László Bénes über Tor (59.) und eine mehr oder weniger strittige Strafraumszene, als Muroya im Zweikampf mit Meffert zu Boden ging (63.). Die Pfeife des souveränen Schiedsrichters Felix Brych blieb aber zu Recht stumm.
Nachdem auch Benés mit einem Linksschuss (65.), Kittel mit einem Volleyschuss auf Zieler (66.) sowie Ludovic Reis und Königsdörffer (85.) glücklos blieben, schwang sich Letztgenannter schließlich zu seinem furiosen Schlusspunkt auf.
HSV-Kapitän äußert sich zu Muheim-Patzer
„Wir sind immer drangeblieben“, sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau angesichts des zunächst „bitteren Starts“ mit dem Muheim-Patzer, wegen dem der Innenverteidiger seinem Nebenspieler aber keinen Vorwurf machen wollte: „Der Platz war rutschig, dann kommt das nun mal vor.“
Das frühe Gegentor habe die Mannschaft nicht irritiert. Im Gegenteil, man habe immer weiter nach vorne gespielt und somit den späten Siegtreffer auch erzwungen.
„Dass es am Ende so fällt, ist natürlich glücklich, aber auch Belohnung für Arbeit“, sagte Schonlau, während sein Amtskollege aus Hannover die Gäste noch einmal adelte. „Wir haben heute gegen einen sehr, sehr starken HSV gespielt“, sagte 96-Kapitän Zieler. „Sie sind für mich absoluter Mitfavorit auf den Aufstieg.“
Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58