Hamburg. Gegen Düsseldorf siegt Walters Mannschaft hochverdient mit 2:0. Besonders Jatta überragt beim neuen Tabellenführer.
Es war bereits kurz vor Mitternacht, als Bakery Jatta sein verdientes Sonderlob erhielt. Der Gambier, der zuvor beim starken 2:0-Sieg des HSV gegen Fortuna Düsseldorf überragt, einen Treffer gefühlvoll mit seinem rechten Fuß vorbereitet und ein Tor selbst mit seinem Kopf erzielt hatte, stand im Volksparkstadion im Erdgeschoss des Treppenhauses zur Geschäftsstelle und lauschte im vertrauten Vieraugengespräch den wohlmeinenden Worten des Trainers. Jatta strahlte – und auch der Coach lächelte.
HSV-Publikumsliebling Jatta erhält Lob von Thioune
Das Besondere: Der lächelnde Trainer war Düsseldorfs Daniel Thioune. Der hatte gerade auf der Pressekonferenz eingeräumt, dass seine Mannschaft mit dem 0:2 noch gut bedient gewesen sei. „Das war eine mehr als verdiente Niederlage. Man hat gesehen, welche Wucht Tims Mannschaft entwickeln kann“, sagte Thioune in großer Runde, um dann noch einmal in kleiner Runde einzugestehen, dass er den HSV in dieser Saison im Allgemeinen noch nie so gut gesehen habe. Und im Speziellen Bakery Jatta. Seinen früheren Spieler, zu dem Thioune schon vor seiner HSV-Zeit eine besondere Beziehung pflegte.
Eine Stunde zuvor war es Thiounes Trainerkollege Tim Walter, der seine Art des Sonderlobs an Jatta loswerden musste. Jatta stand im Bauch des Stadions, sprach über „den verdienten Sieg“, die starke Teamleistung und seine Freude, endlich sein langersehntes Kopfballtor erzielt zu haben, als Walter den Afrikaner von hinten umarmte und ihm auf diesen Kopf ein Küsschen drückte. „Baka war derjenige, der uns den Sieg gebracht hat“, sagte HSV-Trainer Walter, der sich ansonsten schwertat, einzelne Spieler aus dieser Mannschaft hervorzuheben.
HSV mit purer Dominanz gegen Fortuna Düsseldorf
Tatsächlich war es eine beeindruckende Mannschaftsleistung des neuen Tabellenführers der Zweiten Liga im Topspiel gegen den zuvor immerhin -fünften. Bei Schüssen aufs Tor lautete das unglaubliche Verhältnis 10:0 für den HSV. Bei Torchancen wies die Statistik sogar ein 12:0 aus. „Wenn man überhaupt etwas kritisieren will, dann, dass wir nicht noch das eine oder andere Tor mehr gemacht haben“, sagte Laszlo Bénes, der mit zwei Lattenschüssen selbst die größten Chancen dazu hatte.
Überhaupt kann man den Slowaken als gutes Beispiel für die Entwicklung der Mannschaft anführen. Der Neuzugang aus Mönchengladbach tat sich zu Saisonbeginn schwer, kam dann über Jokereinsätze immer besser in Tritt und bestätigte am Sonnabend in eindrucksvoller Manier, warum Walter ihm nach langer Pause gegen Düsseldorf wieder das Vertrauen von Anfang an geschenkt hatte.
„Momentan kann ich reinschmeißen, wen ich will. Das macht als Trainer sehr viel Spaß gerade“, sagte Walter später, als er auf der Pressekonferenz auch erklären musste, warum etwa einer wie Sonny Kittel („Hat es nach seiner Einwechslung auch sehr gut gemacht“) zunächst nur auf der Bank Platz nehmen durfte. „Über die Monate ist da etwas bei uns zusammengewachsen.“
Meffert mit Liebeserklärung an seine HSV-Kollegen
Was genau da zusammengewachsen ist, konnte man in den 94 Minuten sehen – und nach den 94 Minuten hören. „Ich liebe meine Mannschaft. Ich bin mit jedem gerne zusammen“, sagte Mittelfeldabräumer Jonas Meffert. „Es ist ein Riesenvorteil, dass wir so einen breiten Kader haben.“ Und Kapitän Sebastian Schonlau witzelte, dass nur Torhüter Daniel Heuer Fernandes, der diesmal keinen einzigen Ball halten musste, zu schlecht sei für die Elf des Tages, in der er in den vergangenen Wochen Dauergast war. Und dann im Ernst: „Es tut uns allen gut, dass ,Ferro’ mal nicht in der Elf des Tages auftaucht.“
Schonlau ist allerdings auch lang genug im Fußball dabei, um zu wissen, dass ein herausragendes Spiel am neunten Spieltag noch lange nicht für den Aufstieg nach 34 Spieltagen reicht. So betonte der Innenverteidiger, dass er es begrüße, dass Trainer Walter am Sonntag keinen freien Tag gewähre und dass man auch die Länderspielpause für das Finetuning nutzen müsse. „Es gibt noch genügend Sachen, die wir verbessern können, müssen, wollen“, kündigte auch Meffert an.
Gute Hinrunden kennt der HSV aus der Vergangenheit
Zwar hat der HSV die letzten vier Spiele allesamt gewonnen – aber Ähnliches ist den Hamburgern in den vergangenen Jahren in der Hinrunde schon öfters gelungen. Kaum einer weiß das besser als Fortuna-Trainer Thioune, der vor zwei Jahren sogar mit fünf HSV-Siegen hintereinander in die Saison gestartet war, die er als HSV-Trainer aber nach einem Einbruch in der Rückrunde nicht bis zum Schluss erleben durfte. Das Ende vom Lied: Der HSV wurde Vierter und stieg nicht auf.
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Das soll sich nicht wiederholen. Hofft auch Torjäger Robert Glatzel, der nach seinem sechsten Saisontor auch noch ein Sonderlob für den Matchwinner parat hatte: „Baka hat das so gemacht, wie man ihn kennt. Seine Geschwindigkeit ausgespielt, den Kopf hochgenommen und dann die perfekte Vorlage gespielt.“
Glatzels Moment des Abends war allerdings nicht Jattas Pass und sein Tor. Sondern, als er vor dem Spiel mit Tochter Elea an der Hand ins Stadion einlaufen durfte. „Sie war sehr aufgeregt. Und ich auch“, sagte der Torjäger. „Das war ein ganz besonderer Moment.“ Es war an diesem Abend nicht der einzige.
Schema:
HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Leibold (65. Muheim) – Meffert – Reis, Benes (78. Kittel) – Jatta (90.+3 Mikelbrencis), Glatzel (90.+4 Amaechi), Dompé (66. Königsdörffer).
Düsseldorf: Kastenmeier – Matthias Zimmermann (8. Gavory), Oberdorf, Klarer, Karbownik – Hendrix (77. Baah), Sobottka – Klaus (46. Iyoha), Tanaka (87. Hennings), Peterson (46. Appelkamp) – Kownacki.
Tore: 1:0 Glatzel (21.), 2:0 Jatta (90.).
Gelbe Karten: Reis (2), Heyer (2) – Hendrix, Karbownik (2), Kownacki (3)
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen). Zuschauer: 49.616.
Statistik: Torschüsse: 19:4, Ecken: 8:3, Ballbesitz: 53:47 Prozent, Zweikämpfe: 103:93.