Hamburg. In den sozialen Netzwerken wird der Führungsstreit bei den Hamburgern intensiv diskutiert. Auch Sportvorstand Boldt am Pranger.

Der HSV-Fan ist grundsätzlich Kummer gewohnt. Machtkämpfe, Lagerbildung und Intrigen gehören zum Traditionsverein wie die Raute, das Volksparkstadion oder die eindrucksvolle Historie, die in den vergangenen Jahren mehr und mehr unter dem Mantel des Chaos verdeckt wurde. Der stolze HSV gleicht besonders in diesen Tagen einer Daily Soap, die – würde sie im Fernsehen laufen – beachtliche Einschaltquoten generieren dürfte.

Im Mittelpunkt der neuesten Folge von "Guter Vorstand – Schlechter Vorstand": Interimschef Thomas Wüstefeld (40), der in einem medialen Rundumschlag Ex-Finanzvorstand Frank Wettstein, Vorstandskollege Jonas Boldt und den mächtigen HSV-Investor Klaus-Michael Kühne in ihre Einzelteile zerlegte, und anschließend mächtig Gegenwind vom Milliardär Kühne erhielt. Der 85-Jährige hoffe, dass "Wüstefeld bald Geschichte sein wird."

HSV: Fans schließen sich Kühnes Meinung zu großen Teilen an

Obwohl es täglich neue und spannende Entwicklungen gibt, sind die HSV-Fans von dem internen Theater schwer genervt. Im Fokus der Kritik: Thomas Wüstefeld. "Also wenn man die ganzen Nachrichten bez. Herrn Wüstefeld liest, kann man sich gar nicht vorstellen, wie dieser Herr es so weit schaffen konnte. Ist überhaupt irgendeine Angabe / Aussage von ihm wahr? Bitte so schnell wie möglich rausschmeißen! Peinlich" twitterte HSV-Fan "Alan".

Und auch HSV-Anhänger "Henrik" ist nicht gerade ein Wüstefeld-Fan: "Wüstefeld ist ein Schnacker, sonst nix."

Eine klare Meinung hat auch "Willi1887HSV", der sich sicher ist, dass die Anhängerschaft eine schnelle Trennung von Wüstefeld befürworten würde: "Gefühlt sind 99,9999 % aller HSVer gegen #Wüstefeld...Und der Rest zu 100% ist #Jansen (Aufsichtsratschef, Anm. d. Red.).

Auf den ersten Blick scheint es so, als wenn sich der Großteil der Fans klar hinter Sportvorstand Jonas Boldt (40), der seit Monaten im Clinch mit Wüstefeld liegt, positioniert hat. "Kann mir gut vorstellen, dass auch Boldt momentan viel an die Öffentlichkeit kommen lässt und er das vorher viel verhindert hat. Würde schon Sinn ergeben damit die Öffentlichkeit sieht was Wüstefeld für eine Scheiße abzieht", postete "Maurice" bei Twitter.

HSV-Fans sehen auch Sportvorstand Boldt kritisch

Doch nicht nur Wüstefeld bekommt massive Kritik ab. Auch Boldt – so sehen es einige Fans – würde schließlich seinen Teil zum Führungschaos, das in ganz Fußballdeutschland mit Kopfschütteln verfolgt wird, beitragen. "Ihr merkt schon auch oder leider nicht, dass Boldt menschlich wie auch fachlich genauso das maximale Übel ist, oder nicht?", schrieb "Bart Falko" bei Twitter.

Der Vorwurf in Richtung Sportvorstadt: Boldt habe in den vergangenen Jahren für Zweitligaverhältnisse extrem viel Geld in den Kader gesteckt, ohne allerdings mit dem Verein die Rückkehr in die Bundesliga geschafft zu haben. "Ich frage aber mal was anderes, und die Frage muss sich auch ein Jonas Boldt gefallen lassen: Wo ist das Geld hin?", twitterte "Dino H.". Und HSV-Fan "André" ergänzte: "Jonas Boldt, Verhandlungsrakete. Will für Vagnoman 7-8 Mio bekommen und kriegt mit Glück die Hälfte. Will für den Dresden-Typ nur eine 6-stellige Ablöse zahlen und zahlt am Ende 1,2-1,5 Mio. Ihr könnt über Hoffmann sagen was ihr wollt, aber der konnte wenigstens verhandeln."

Die HSV-Fans sind sich in jedem Fall einig, dass der Führungsstreit mal wieder ein ganz schlechtes Licht auf den Verein wirft. Doch irgendwie lieben die Anhänger ja ihren schwarz-weiß-blauen "Chaosverein" trotzdem. "Ich finde man muss hier klar zwischen Sport und Vorstand unterscheiden. Mit dem Sport kann ich mich sehr wohl identifizieren – was dagegen im Aufsichtsrat abgeht ist reiner Kindergarten und nervt mich nur. Wüstenfeld weg und dann ist Ruhe da", schreibt "Lars Kühne" bei Twitter. Klare Worte sind bei Menschen mit dem Nachnamen Kühne offenbar Programm.