Hamburg. HSV-Ikonen und Trainer Walter trauern. Das Heimspiel gegen Rostock steht im Zeichen Seelers. Besondere Aktionen sind geplant.

Seite an Seite verfolgten Horst Hrubesch und Bernd Wehmeyer am Freitagvormittag das Training des HSV. Mit verschränkten Armen standen die beiden HSV-Legenden hinter dem Tor von Daniel Heuer Fernandes, der sich mit seiner Mannschaft auf das erste Heimspiel der Saison am Sonntag gegen Hansa Rostock (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) im Volksparkstadion vorbereitete.

Hrubesch und Wehmeyer waren vor 39 Jahren dabei, als der HSV mit dem Triumph im Europapokal der Landesmeister den größten Erfolg der Vereinsgeschichte holte. Den größten Spieler der HSV-Historie verabschiedeten die beiden am Freitag mit rührenden Worten. „Uwe war einmalig“, sagte Hrubesch nach dem Tod des Vereinsidols Uwe Seeler.

HSV-Motto gegen Rostock: Siegen für Seeler

Gemeinsam mit Wehmeyer sowie HSV-Trainer Tim Walter und Kapitän Sebastian Schonlau legte Hrubesch am Uwe-Seeler-Fuß Blumen und einen HSV-Schal nieder. Dafür hatte Walter das Training seiner Mannschaft um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. „Jetzt sollt ihr aber zur Arbeit gehen. Das hätte Uwe auch so gewollt“, sagte Hrubesch gleich zu Beginn zu Walter und Schonlau, die 30 Minuten später vor rund 200 Zuschauern auf dem Trainingsplatz erschienen und vor allem Standardsituationen für das Spiel am Sonntag gegen Rostock einstudierten.

Für Trainer Walter steht fest, wie das Motto am Sonntag gegen Hansa lautet: Siegen für Seeler. „Es wird in dieser Situation schwer, aber wir wollen trotzdem gewinnen. Klar ist aber, dass wir es mit Sicherheit nicht schaffen, seinem Erbe in einem Spiel gerecht zu werden“, sagte Walter. Der 46-Jährige war am Freitag auf dem Podium des Presseraums im Volksparkstadion den Tränen nah, als er über den Verlust der HSV-Legende sprach. „Wir haben gestern den größten HSVer aller Zeiten verloren. Mein ganzes Mitleid gilt der Familie und seiner Ehefrau Ilka.“

Trauerminute beim HSV-Spiel gegen Rostock

Walter sei traurig, dass er nicht die Chance hatte, Seeler persönlich kennengelernt zu haben, sagte er mit stockender Stimme. Schon bei der Filmpremiere von „Einer von uns“ zum 85. Geburtstag von Seeler war Walter sichtlich gerührt. „Da hat man gesehen, was für ein Idol und was für ein Mensch er war“, sagte Walter bei der Pressekonferenz, bei der es nur wenig um die mögliche Taktik gegen Hansa ging, sondern hauptsächlich um Seelers Tod.

Vor dem Spiel am Sonntag, das voraussichtlich ausverkauft sein wird, kommt es zu einer Trauerminute im Volksparkstadion. Bis Freitag waren 53.500 Karten vergriffen. Viele Fans dürften sich die restlichen Tickets sichern, um bei diesem Moment dabei zu sein. Die Mannschaft wird mit einem Trauerflor spielen. Zudem wird es ein großes Banner geben, um Uwe Seeler zu verabschieden. Weitere Ideen waren am Freitag noch in der Planung. Viele Fans wollen beispielsweise ganz in Schwarz gekleidet kommen. Auf der Nordtribüne dürften zudem viele Seeler-Transparente zu sehen sein.

Seelers Wunsch: HSV siegt und steigt auf

Seeler selbst hatte seine Wünsche an die Mannschaft kurz vor seinem 85. Geburtstag formuliert. „Der HSV braucht nur seine Spiele zu gewinnen und aufzusteigen. Dann bin ich glücklich und zufrieden.“ Für die HSV-Profis dürften diese Sätze zusätzliche Motivation im Spiel gegen Rostock und im Kampf um den Aufstieg sein. „Wir versuchen die Tugenden, die uns Uwe Seeler über die ganzen Jahrzehnte beigebracht hat, wieder aufleben zu lassen. Respekt voreinander zu haben, immer alles zu geben, Energie reinzulegen, freundlich zu sein und trotzdem Spaß zu haben und Ehrlichkeit zu verkörpern – dafür stehen auch meine Mannschaft und wir als neuer HSV“, sagte Walter.

Nach dem glücklichen Auftaktsieg bei Eintracht Braunschweig am vergangenen Sonntag wartet mit Hansa Rostock am Sonntag ein ähnlicher Gegner auf den HSV. „Wir wollen aus einer tieferen Position agieren, aber auch mal rausrücken und hoch pressen“, sagte Rostocks Trainer Jens Härtel am Freitag. Genauso hatte es Braunschweig im ersten Spiel gemacht, als der HSV großes Glück hatte, dass die Eintracht ihre zahlreichen Großchancen allesamt liegen ließ und Robert Glatzel am Ende seine ersten zwei Chancen nutzte.

Uwe Seeler ist großer Glatzel-Fan

Gut für den HSV, dass er mit Glatzel aktuell einen Stürmer hat, der vor allem mit seiner Kopfballstärke an die HSV-Legenden Seeler und Hrubesch erinnert. „Ich bin ein großer Glatzel-Fan. Der Junge weiß ganz genau, wo das Tor steht. Besonders sein starkes Kopfballspiel imponiert mir sehr“, sagte Seeler vor vier Wochen in der „Bild“-Zeitung. Es waren die letzten öffentlichen Aussagen der am Donnerstag verstorbenen Sturmlegende. Kurz zuvor hatte Glatzel seinen Vertrag beim HSV verlängert. „Dass er sich zu unserem Verein und zu dieser schönen Stadt bekannt hat, ist wunderbar. Diese Entscheidung wird hoffentlich eine Signalwirkung haben. Starke Spieler wollen mit starken Kollegen zusammenspielen. Das war auch schon zu meiner Zeit so.“

Am Sonntag wollen Glatzel, Schonlau und seine Kollegen einen ersten Schritt gehen, um Seelers Wunsch nachträglich zu erfüllen. „Die Jungs wissen, was Uwe für ein Spieler war und in welchem Licht er auf der ganzen Welt gesehen wird und wurde. Wir werden mit unseren Fans im Rücken alles geben, um dieses Spiel zu gewinnen. Es wird nicht einfach, aber wir werden unser Bestes tun“, sagte Walter.

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Während der Trainer am Freitag um Worte rang, kamen im Laufe des Tages immer mehr Fans zu Seelers Bronze-Fuß und legten Blumen und Kerzen nieder. Manche kamen dafür extra nach Hamburg. „Für immer unser Held. Danke, ewiges Vorbild“, stand auf einem Blatt. Auf einem anderen: „Legenden sterben nie.“

Vor 50 Jahren hatte Uwe Seeler letztmals in einem Bundesligaspiel ein Tor im Volksparkstadion erzielt. Es war der Siegtreffer zum 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach um Günter Netzer im März 1972. Ein halbes Jahrhundert später werden andere HSV-Stürmer versuchen, in die Fußstapfen zu treten. Aber auch Walter wiederholte am Freitag mehrfach: Dieses Erbe wird für immer zu groß sein.