Hamburg. Wer macht das bessere Geschäft? Die Hamburger oder die Schwaben? Bei den Anhängern werden die Modalitäten heiß diskutiert.
Am Freitagnachmittag meisterte HSV-Profi Josha Vagnoman auch die letzte Hürde. Der 21-Jährige bestand den obligatorischen Medizincheck beim VfB Stuttgart, wo er anschließend einen Vierjahresvertrag bis 2026 unterzeichnete. Auch wenn die offizielle Bestätigung noch aussteht, am Sonnabend wird der Außenverteidiger bereits mit seinem neuen Club ins Trainingslager in Allgäu reisen.
Der schwäbische Bundesliga-Club überweist 3,7 Millionen Euro in den Volkspark. Dank Bonuszahlungen könnte die Summe noch auf 4,5 Millionen Euro anwachsen. Zudem hat der HSV eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von zehn Prozent. So weit, so gut? Oder doch so schlecht?
Vagnoman-Deal: HSV-Fans kritisieren Boldt
In der HSV-Fanszene ist eine rege Diskussion in Gange, ob der Deal, den Sportvorstand Jonas Boldt ausgehandelt hat, wirklich gut ist. "Wenn die Zahlen stimmen, dann gehören alle, die dem Transfer zugestimmt haben, entlassen. Punkt, aus", twitterte beispielsweise HSV-Fan "Stahlrenner 21", der Zustimmung von User "Leim Niesen" bekam: "3,8 Millionen Euro für Vagnoman? Eine Frechheit. Dafür hätte ich ihn lieber in Hamburg behalten."
Doch es gibt durchaus auch zufriedene Fans, die dem Eigengewächs nicht unbedingt eine Träne nachweinen. "Ich finde den Vagnoman-Deal von Boldt durchaus gut. Er war bei uns kein Stammspieler, hatte große Ausfallzeiten wegen hoher Verletzungsanfälligkeit. Dafür können sich € 4-4,5 Mio. (inkl. Boni) sehen lassen. Für uns ist das Geld wertvoller als der Spieler", erklärte User "Lars Kruse".
Dass es Kritik an Boldt gibt, hat er sich ein Stück weit auch selbst zuzuschreiben. Ursprünglich rief der 40-Jährige acht Millionen Euro als Schmerzgrenze aus, an der auch nicht zu rütteln sei. Dass er nun nicht einmal die Hälfte als Fixbetrag bekommt, werfen ihm einige Anhänger vor. Boldts Amtskollege Sven Mislintat (49) sieht daher auf den ersten Blick als klarer Gewinner im Poker um den Rechtsverteidiger aus.
Finanziell angeschlagener HSV benötigt Kapital
Der VfB-Sportvorstand einigte sich schnell mit Vagnoman auf einen Vierjahresvertrag, erhöhte so den Druck auf den HSV. Und auch in Stuttgart weiß man, dass der finanziell schwer angeschlagene Zweitligaclub Wege finden muss, Geld für die Stadionrenovierung aufzubringen. Dadurch konnten die Hamburger nicht aus einer Position der Stärke heraus verhandeln, was dem VfB Stuttgart in die Karten spielte.
Doch eine Frage bleibt: Wie viel ist Vagnoman wirklich wert? Es ist kein Geheimnis, dass talentierte Außenverteidiger extrem heiße "Ware" auf dem internationalen Transfermarkt sind. Zudem ist das hochtalentierte Eigengewächs des HSV Stammspieler in der deutschen U-21-Nationalmannschaft, hatte in Hamburg einen Vertrag bis 2024, in dem keine Ausstiegsklausel verankert war, sodass nicht einmal vier Millionen Euro Ablöse wirklich nicht besonders gut klingen.
Doch zur ganzen Wahrheit gehört eben auch, dass Vagnoman bisher nicht nachweisen konnte, dass sein Körper nachhaltig für den Profifußball gemacht ist. In seiner noch jungen Karriere fiel der Defensivspieler immer wieder länger mit Muskelverletzungen aus. Allein in der vergangenen Saison absolvierte er lediglich elf Zweitliga-Spiele, drei DFB-Pokal-Partien sowie die beiden Relegationsspiele gegen Hertha BSC.
Wenn Vagnoman in Stuttgart seine Verletzungsanfälligkeit nicht in den Griff bekommt, wird der Transfer bei den Schwaben sicher auch deutlich kritischer betrachtet als in diesen Tagen.