Hamburg. Wechsel nach Stuttgart wird am heutigen Freitag vollzogen. Der VfB will nur 3,7 Millionen Euro zahlen. Aber der HSV bekommt mehr.

Es ist gar nicht so leicht, in diesen Tagen eine Reise von Hamburg nach Stuttgart zu absolvieren. Flugchaos, verspätete Züge, Annullierungen. Josha Vagnoman tritt diese Reise durch Deutschland am Freitag trotzdem an. Im Laufe des Tages wird der Außenverteidiger des HSV zum Medizincheck in Stuttgart erwartet. Nach wochenlangen Verhandlungen erfolgte nun der Durchbruch. Vagnoman wird nach zwölf Jahren beim HSV zum VfB in die Bundesliga wechseln. In Stuttgart unterschreibt der 21-Jährige einen Vierjahresvertrag bis 2026.

Die Schwaben um Sportdirektor Sven Mislintat dürfen sich zudem freuen, sich im Poker gegen den HSV durchgesetzt zu haben. Die Hamburger hatten sich zunächst eine Ablösesumme von sieben Millionen Euro versprochen. Stuttgart war dagegen nur bereit, drei Millionen Euro zu zahlen. Am Ende einigten sich HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und Mislintat auf eine Fixsumme von 3,7 Millionen Euro. Durch Bonuszahlungen wird die Summe noch auf 4,5 Millionen steigen. Zudem sichert sich der HSV eine Weiterverkaufsbeteiligung von zehn Prozent. So könnten die Hamburger in zwei bis drei Jahren doch noch auf die ursprünglich angedachte Transfersumme kommen.

HSV: Berater ohne Beteiligung bei Vagnoman

Entscheidend für die Einigung war letztlich die Tatsache, dass Vagnomans Berateragentur FTC um den früheren HSV-Nachwuchsleiter Dieter Gudel und dessen Kollegen Baris Sofizadeh auf ihre übliche Transferbeteiligung verzichtete. Erst ab einer Ablöse von vier Millionen Euro hätten die Agenten nach Abendblatt-Informationen ihre Provision bekommen. So viel wollte Stuttgart aber nicht zahlen. Dem HSV wiederum bleibt somit mehr Geld der Ablösesumme. Die Berater dagegen setzen darauf, beim nächsten Verkauf von Vagnoman zu profitieren.

Der VfB hatte letztlich im Poker die bessere Verhandlungsposition. Der U-21-Europameister von 2021 wollte unbedingt in die Bundesliga wechseln. Vagnomans Berater hatten alle Clubs sondiert. Am Ende blieb nur noch der VfB Stuttgart als Interessent übrig. Ein Wechsel ins Ausland kam für Vagnoman nicht infrage. Der italienische Erstligist US Sassuolo wäre bereit gewesen, sieben Millionen Euro für den schnellen Flügelspieler zu bezahlen. Als nächsten Schritt hatte sich Vagnoman aber bereits auf die Bundesliga festgelegt.

Wüstefeld schaltete sich in Vagnoman-Verhandlungen ein

In der vergangenen Woche drohte der Transfer zwischenzeitlich zu platzen, nachdem sich weder der HSV noch der VfB bewegen wollten. Zu Beginn der Woche schaltete sich daher auch Boldts Vorstandskollege Thomas Wüstefeld in die Verhandlungen ein und telefonierte mit Stuttgarts Vorstandsvorsitzendem Alexander Wehrle. Zum Vorteil für den HSV sollte sich diese Maßnahme allerdings nicht entwickeln.

Läuft am Freitag alles glatt, wird Vagnoman am Sonnabend mit dem VfB ins Trainingslager ins Allgäu reisen, nachdem er gerade erst ein einwöchiges Trainingscamp mit dem HSV in Österreich hinter sich gebracht hat. Die nötige Fitness sollte sich der in den vergangenen Jahren äußerst verletzungsanfällige Vagnoman also in der Sommervorbereitung holen. Bleibt der gebürtige Hamburger gesund, wird er für den VfB in jedem Fall eine Verstärkung sein. Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo kann Vagnoman als Soforthilfe gebrauchen. Linksverteidiger Borna Sosa (24) gilt noch immer als Verkaufskandidat. Vagnoman kann auf beiden Flügeln verteidigen.

Keine schnellen HSV-Transfers trotz Vagnoman-Abgang

Ob der HSV das Geld direkt in weitere Neuzugänge investieren kann, ist noch unsicher. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass bis zum Saisonauftakt am 17. Juli bei Eintracht Braunschweig auf dem Transfermarkt nichts mehr passiert.