Hamburg. In die Kritik geratener Wüstefeld bezog zu Vorwürfen Stellung. Außerdem wurde Dinsel als neuer Aufsichtsrat bestätigt.
Es soll spät geworden sein am Donnerstagabend in der Berenberg Bank. Am Neuen Jungfernstieg 20, wo die Bank von HSV-Kontrolleur Hans-Walther Peters residiert, hatte der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG offenbar einiges zu besprechen: Die finanziell angespannte Lage des Clubs und das übersichtliche Budget für die neue Saison. Die kostspielige Sanierung des Volksparkstadions für die Europameisterschaft 2024 und der zwischenzeitliche Ärger mit der Stadt und der Uefa. Und auch um die neue Besetzung des Aufsichtsrats ging es am Abend. Eine Entscheidung wurde bereits getroffen.
Wie erwartet, wurde der Unternehmer Detlef Dinsel in das Kontrollgremium gewählt. Es wurde im Vorfeld sogar spekuliert, dass der 62-Jährige auch direkt den Vorsitz des Gremiums übernimmt. Doch zunächst wird Dinsel ein einfaches Mitglied. Marcell Jansen bleibt der Vorsitzende des Aufsichtsrats, dem neben Dinsel weiterhin Markus Frömming, Hans-Walter Peters, Andreas Peters, Michael Papenfuß und Lena Schrum angehören.
HSV News: Das sagt Aufsichtsrat Dinsel
„Ich freue mich auf die Aufgabe und möchte meine Expertise in dieses Gremium einbringen und beratend einen Beitrag dazu leisten, dass der HSV die Folgen der Corona-Pandemie bewältigt“, sagte Dinsel in der Mitteilung des HSV. Marcell Jansen wurde wie folgt zitiert: „Detlef Dinsels großes Fachwissen und seine Erfahrung werden uns weiter stärken und vor allem auch bei der Restrukturierung helfen. Wir sind froh, dass der HSV ihn für dieses Engagement gewinnen konnte.“
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Nachdem Thomas Wüstefeld im Januar vom Aufsichtsrat für ein Jahr in den Vorstand entsendet wurde, war eine Position offen. Diese übernimmt nun Dinsel, der von 2012 bis 2019 beim FC Augsburg im Aufsichtsrat eines Fußballclubs saß. Beim Bundesligisten hatte der Finanzexperte zwischenzeitlich auch Anteile gekauft, diese später aber wieder verkauft. Auch beim HSV soll Dinsel Anteile erwerben und diese wie zuvor Wüstefeld von Investor Klaus-Michael Kühne abkaufen. Ob das wirklich passiert, ist aber noch offen.
Vorwürfe gegen Wüstefeld Thema im HSV-Aufsichtsrat
Genauso wie auch die Situation innerhalb des Vorstands. Die beiden Vorstände Jonas Boldt und Thomas Wüstefeld, die ein schwieriges Verhältnis haben, waren ebenfalls bei der Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend dabei. Und natürlich waren auch die schweren Vorwürfe und Millionen-Forderungen gegen Wüstefeld, über die das Abendblatt am Donnerstag berichtet hatte, ein großes Thema. Nach Abendblatt-Informationen hat Wüstefeld die Sitzung genutzt, um seine Sicht der Dinge darzustellen und konnte mit seiner Version auch einen Großteil des Aufsichtsrats zunächst zufriedenstellen. Eine zügige Verlängerung seines Vertrags, die der 53-Jährige zuletzt erhofft und angemahnt hatte, wird es aber vorerst nicht geben. Gleiches gilt allerdings auch für Sportvorstand Boldt.
„Unter seiner Führung haben Mannschaft, Trainerteam und Sportdirektor einen richtig guten Job gemacht“, hatte Jansen noch vor einem Monat geschwärmt und angekündigt: „Bei Boldt haben wir (...) hinterlegt, dass wir uns eine Verlängerung der Vertragslaufzeit vorstellen können.“ Nun wollen die Aufsichtsräte erst einmal offen lassen, wie es mit den beiden Vorständen weitergeht. „Wir als Aufsichtsrat sind uns einig, dass von allen Seiten noch weitere Fakten zusammengetragen werden müssen, ehe wir die nächsten Schritte einleiten können“, sagte Jansen.