Fürstenfeld. HSV-Verteidiger Mario Vuskovic spricht vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club Hajduk Split über seine Heimat Kroatien.
Es war ein kurzer Urlaub für Mario Vuskovic. Der HSV-Verteidiger war nach der Saison noch mit der U-21-Nationalmannschaft Kroatiens unterwegs. Dafür musste der 20-Jährige aber nicht weit fahren, um sich zu erholen. In seiner Heimatstadt Split steigt der Abwehrspieler einfach aufs Boot und fährt auf eine Insel. An diesem Mittwoch (17.30 Uhr, live auf YouTube/HSV) spielt Vuskovic nun im Trainingslager gegen seinen Ex-Club Hajduk Split, der ihn im März für drei Millionen Euro an den HSV verkauft hatte. Zeit, um mit dem wertvollsten Spieler der Hamburger über Kroatien zu sprechen.
Hamburger Abendblatt: Herr Vuskovic, haben Sie Lust auf ein kleines Kroatien-Fußball-Quiz zum Start des Interviews?
Mario Vuskovic: Darauf bin ich zwar nicht vorbereitet, aber legen Sie ruhig los.
Frage eins: Wer schoss im September 2000 das zwischenzeitliche 4:3 für den HSV in der Champions League gegen Juventus Turin?
Vuskovic: Puh, 2000? Da war ich ja noch nicht einmal geboren (lacht).
Dann geben wir Ihnen einen Tipp. Er war schon mal kroatischer Nationaltrainer …
Vuskovic: Okay, dann kann es nur Niko Kovac sein.
Korrekt. Können Sie auch noch alle Torschützen nennen von Kroatiens 3:0-Sieg gegen Deutschland im WM-Viertelfinale 1998? Ein Tipp: Kovac war nicht dabei.
Vuskovic über die Bedeutung des HSV in Kroatien
Vuskovic: Schon wieder Geschichte? Also Davor Suker hat bestimmt getroffen. Bei den anderen Toren muss ich leider passen.
Zugegeben, das war auch nicht leicht. Es wären noch Robert Jarni und Goran Vlaovic gewesen. Gehen wir in Ihre Zeit. Welcher Kroate schoss vor Ihnen das bislang letzte Tor für den HSV?
Vuskovic: (überlegt lange) Da fällt mir eigentlich nur Alen Halilovic ein. Aber hat er mal ein Tor gemacht für den HSV?
Treffer. Es war genau ein Treffer im DFB-Pokal 2016 gegen Zwickau. Aber Sie merken schon, es gibt viele Verbindungen zwischen dem HSV und Kroatien.
Vuskovic: Das kann ich bestätigen. In Kroatien kennt jeder Bayern, Dortmund, Schalke und den HSV. Das hat sich bis heute nicht verändert. Und das nicht meinetwegen (lacht). Der HSV hat einfach eine große Historie.
Vuskovic über HSV-Wunschspieler Sahiti
Von Fürstenfeld nach Kroatien sind es nur eineinhalb Stunden mit dem Auto. Haben Sie diese Woche Zeit für einen kurzen Ausflug in die Heimat?
Vuskovic: Dafür wird die Zeit nicht reichen. Bis zu meiner Heimatstadt Split ist es außerdem viel zu weit. Das wären bestimmt sechs bis sieben Stunden.
Dafür kommt Split am Mittwoch nach Fürstenfeld. Sie treffen auf Ihren Heimatclub Hajduk. Kommt Ihre Familie vorbei?
Vuskovic: Leider nicht. Mein Vater würde sicher gerne kommen, aber er ist Trainer in der U 10 von Hajduk und muss selbst arbeiten. Aber ich freue mich, viele alte Kollegen wiederzusehen. Es wird ein tolles Spiel für mich.
Einer davon ist Emir Sahiti. Er ist auch beim HSV im Gespräch. Wie gut kennen Sie ihn?
Vuskovic: Ich kenne ihn sehr gut. Vor einem Jahr haben wir noch viermal bei Hajduk zusammengespielt. Vor drei Jahren auch schon bei Hajduk II. Er ist ein netter Typ und ein sehr guter Spieler, der offensiv auf allen Positionen spielen kann.
Hat Jonas Boldt Sie schon nach Ihrer Meinung gefragt?
Vuskovic: Nein. Ich habe bislang auch nur darüber gelesen. Gesprochen haben wir nicht.
Bleibt Mario Vuskovic beim HSV?
Ist es eigentlich sicher, dass Sie selbst nächste Saison beim HSV spielen?
Vuskovic: Darauf liegt mein voller Fokus. Ich habe bis 2025 unterschrieben, weil ich mich hier sehr wohlfühle. Ich will unbedingt mit dem HSV aufsteigen.
Aufsteigen könnten Sie bald auch in die A-Nationalmannschaft. Nationaltrainer Zlatko Dalic hat uns vor zwei Monaten gesagt, dass er Sie auf dem Zettel hat hinsichtlich einer WM-Nominierung. Hat er Ihnen das auch selbst schon gesagt?
Vuskovic: Als ich bei Kroatiens U 21 war, sind wir uns kurz begegnet. Da hat er mir gesagt, dass er mich verfolgt und dass ich weiter hart arbeiten soll. Ich bin noch jung und werde geduldig sein. Wir haben viele gute Spieler auf meiner Position.
Sie waren bereits auf Abruf im A-Kader. Haben Sie schon Urlaubspläne für die WM-Zeit in Katar?
Vuskovic: Noch nicht (schmunzelt). Bis dahin kann noch viel passieren.
Wo waren Sie im Juli 2018, als Kroatien erstmals im WM-Finale stand?
Vuskovic: Das weiß ich noch sehr genau. Wir waren alle in Split auf der Straße mit Freunden und Familien und haben Kroatien angefeuert. Es war eine unglaubliche Stimmung. Für Kroatien war es trotz der Finalniederlage gegen Frankreich der größte Erfolg aller Zeiten.
Vuskovic will in einem Team mit Modric spielen
Wer ist für Sie der größte kroatische Spieler aller Zeiten?
Vuskovic: Ganz klar Luka Modric. Er ist Vizeweltmeister, war Weltfußballer, hat fünfmal die Champions League gewonnen mit Real Madrid. Er ist ein toller Spieler, und wie ich gehört habe, ist er auch ein toller Mensch.
Wäre es ein Traum für Sie, einmal mit Luka Modric zusammenzuspielen?
Vuskovic: Auf jeden Fall. Für jedes Kind in Kroatien wäre es das Größte, ihn zu treffen oder mit ihm zu spielen.
Dann sollten Sie sich beeilen. Er wird im September 37.
Vuskovic: Aber er kann bestimmt noch zwei, drei Jahre spielen. Ich habe also noch etwas Zeit.
Wer war in Ihrer Jugend und Kindheit Ihr Lieblingsspieler Kroatiens?
Vuskovic: Ich mochte Vedran Corluka oder Josip Simunic. Ihre Ruhe am Ball hat mir imponiert. Simunic war doch auch mal beim HSV. Danach hätten Sie mich mal fragen sollen.
Wir fragen Sie lieber nach Ihrem Vater. Der war auch mal Innenverteidiger bei Hajduk Split. Hat er Sie auch selbst trainiert, als Sie klein waren?
Vuskovic: Mich nicht, aber meinen Bruder Luka, als er zehn Jahre alt war. Jetzt ist er 15 und spielt auch als Innenverteidiger in der U 17 von Hajduk. Vielleicht werden wir irgendwann mal zusammenspielen.
HSV: Vuskovic über seine Familie
Stimmt es, dass sogar Ihr Opa und Ihr Uropa für Hajduk gespielt haben?
Vuskovic: Das stimmt tatsächlich. Leider habe ich beide nicht mehr kennengelernt.
Spüren Sie schon den Erwartungsdruck, dass Sie auch einen Sohn bekommen müssen, der dann Innenverteidiger wird?
Vuskovic: Wenn ich mal einen Sohn haben sollte, werde ich ihm keinen Druck machen. Aber wahrscheinlich würde es von alleine passieren (lacht). Hajduk liegt einfach in unserer Familie.
Hat Ihr Vater Ihnen auch die Freistoßtechnik beigebracht?
Vuskovic: Wir haben bei uns im Westen von Split immer im Garten gespielt oder auf dem Spielplatz. Es war ein idealer Ort, um aufzuwachsen. Meine Trainer haben dann gemerkt, dass ich eine spezielle Schusstechnik habe. Ich habe fast jeden Tag geübt. Mein Vater gibt mir heute noch Tipps. Er war auch ein sehr großes Talent, aber nicht so fleißig, sonst hätte er eine größere Karriere machen können.
Viele Kroaten machen große Karrieren im Sport, nicht nur im Fußball. Tennis, Handball, Basketball. Und das bei nur vier Millionen Einwohnern. Wie kommt das?
Vuskovic: Gute Frage. In Kroatien ist das erste Spielzeug eines jeden Kindes ein Ball. Überall. Vielleicht liegt es daran. In Split will aber eigentlich jeder Junge nur Fußball spielen.
Kroatien ist auch ein beliebtes Urlaubsland. Geben Sie uns ein paar Geheimtipps. Wo ist es am schönsten?
Vuskovic: Wenn ich Urlaub mache, bin ich am liebsten mit meinen Freunden auf Hvar. Das ist eine der vielen schönen kroatischen Inseln. Die Altstadt von Split ist auch sehr schön, aber im Sommer etwas überlaufen.
Zum Abschluss hätten wir noch einmal drei Kroatien-Fragen für Sie. Sie müssen sich entscheiden. Split oder Dubrovnik?
Vuskovic: Dubrovnik ist eine sehr schöne Stadt mit einer tollen Geschichte. Seit „Game of Thrones“ noch bekannter als vorher. Aber meine Stadt ist natürlich Split. Wie könnte ich etwas anderes sagen?
Sie sind angeblich auch ein guter Tennisspieler. Goran Ivanisevic oder Marin Cilic?
Vuskovic: Das ist schwer. Ivanisevic hat Wimbledon gewonnen. Cilic die US Open. Für mich ist Rafael Nadal der Größte.
Letzte Frage: Olic oder Petric?
Vuskovic: Sie machen es mir wirklich nicht leicht. Beide waren tolle Spieler beim HSV. Olic stand mit Bayern im Champions-League-Finale. Ich kenne ihn etwas besser. Wir haben auch vor meinem Wechsel zum HSV gesprochen. Daher hoffe ich, dass beide mit dieser Antwort gut leben können.