Hamburg. Boldt liefert sich ein heißes Wortscharmützel mit einem HSV-Mitglied. Dabei geht es auch um die Degradierung von Mutzel.
Es wurde debattiert, diskutiert und sich ausgetauscht: Am Mittwochabend lud der HSV zur alljährlichen Mitgliederversammlung in der q.beyond Arena. Anders als in den vergangenen Jahren war es diesmal keine Marathonsitzung, da keine Wahlen anstanden. Nach 4,5 Stunden endete die Veranstaltung.
Mit Spannung wurden im Vorfeld die Vorstandsberichte von Jonas Boldt und Thomas Wüstefeld sowie Aufsichtsratschef und Präsident Marcell Jansen erwartet. Die drei Club-Verantwortlichen zogen zuletzt nicht immer an einem Strang. Doch genau das fordert Boldt wieder für die Zukunft. Allerdings wurde seine öffentlich bekannt gegebene Degradierung von Sportdirektor Michael Mutzel nicht von allen Mitgliedern positiv bewertet.
Für ein finanzielles Highlight sorgte Wüstefeld, der völlig überraschend die erste schwarze Null nach elf Jahren ankündigte. Der Liveticker des Abendblatts zum Nachlesen:
HSV-Mitgliederversammlung im Überblick
22.26 Uhr: Auch dieser Antrag wird abgelehnt. Daraufhin beendet Versammlungsleiter Kai Esselsgroth die Mitgliederversammlung. Auch dieser Ticker findet nun ein Ende. Gute Nacht.
22.14 Uhr: Weiter geht es mit dem Antrag von Ex-Präsidentschaftsanwärter Rainer Ferslev, der die Umwandlung der Rechtsform der HSV AG in eine KGaA nach dem Vorbild von Borussia Dortmund fordert. Darüber entscheiden übrigens gleich noch rund 80 Anwesende von insgesamt 88.101 Mitgliedern. Ist das noch demokratisch?
22.03 Uhr: HSV-Mitglied Stefan Ilk geht noch einmal in sich und zieht seinen Antrag zurück. Horns Argument scheint ihn nun doch überzeugt zu haben.
21.57 Uhr: Der frühere Supporters-Chef Tim-Oliver Horn moniert, dass laut dem Antrag künftig auch ein „völlig Besoffener“ zur Wahl zugelassen werden müsse, wenn eben nur zwei Kandidaten sich zur Wahl stellten. Mitglied Ilk hält dagegen, dass „unqualifizierte Menschen“, wie er Betrunkene nennt, nicht genommen werden müssen. Allerdings: Horn hat recht. Es zählt die Wortwahl des Antrags.
21.50 Uhr: Nun geht es um den Antrag von Mitglied Stefan Ilk, dass der Beirat bei einer Präsidiumswahl künftig immer mehrere Kandidaten zulassen müsse. Dafür soll die Satzung geändert werden. Hintergrund ist die Wahl Marcell Jansens vor einem Jahr, der ohne Gegenkandidaten zum Präsidenten gewählt wurde, nachdem die Teambewerbung seines Rivalen Marinus Bester vom Beirat abgelehnt worden war.
21.37 Uhr: Auch das Präsidium ist nun entlastet. Genauso wie Beirat, Ehrenrat, Amateurvorstand und Seniorenrat.
21.29 Uhr: Der Austausch mit dem Vorstand ist beendet. Zahlreiche Mitglieder verlassen fluchtartig die Arena. Denn die weiteren Tagesordnungspunkte stoßen nur noch auf wenig Interesse. Es geht weiter mit dem Bericht und der Entlastung der Rechnungsprüfer.
21.23 Uhr: Nächster Redebeitrag eines Mitglieds: „Was zum Geier hat Shell mit dem HSV zu tun, und wie kommen wir da wieder heraus?“ Es gibt Applaus. Wüstefeld beteuert, einen kommunikativen Fehler begangen zu haben. Die genauen Projekte mit Shell sollen in Zukunft stärker hervorgehoben werden. Wüstefeld wünscht sich, auch bei Shell nach vorne zu schauen. Wirklich zufriedenstellend war diese Antwort für das Mitglied allerdings nicht, wie er selber auch sagt. Abschließend lädt Wüstefeld den jungen Mann ein, um das Projekt Shell genauer vorzustellen. Die Einladung wurde angenommen und Kontakte ausgetauscht.
Boldt liefert sich Scharmützel mit HSV-Fan
21.17 Uhr: Ein Mitglied sagt, Boldt habe während seiner drei Jahre beim HSV nichts erreicht und das Drängen auf seine Vertragsverlängerung sei „total daneben“. Boldt beteuert jedoch, er habe nie auf eine Vertragsverlängerung gedrängt. Allerdings habe er sehr großes Interesse, den Vertrag mit Tim Walter zu verlängern. Die Mitglieder reagieren mit Applaus. Das redende Mitglied bedankt sich brav.
21.16 Uhr: Ein HSV-Mitglied fordert, die „Grabenkämpfe“ in der Clubführung sollen der Vergangenheit angehören, und erntet Applaus.
21.09 Uhr: Ein Mitglied will wissen, warum Boldt die Degradierung Mutzels öffentlich gemacht habe. Boldt gibt zunächst vor, nicht genau zu wissen, wieso diese Thematik nicht mit dem von ihm eingeschlagenen Weg harmonieren könne. Dann sagt er, es sei eine sehr „klare Entscheidung“ gewesen. So richtig zufrieden wirkt das Mitglied nicht mit der Antwort. Aber Boldt betont Mutzels Erfolge auf dem Transfermarkt. Na dann ist ja alles in Ordnung.
21.05 Uhr: Wüstefeld bestätigt den im Abendblatt erwähnten Termin mit der Uefa an diesem Freitag. Darin solle der „unheimlich hohe Finanzierungsaufwand“ der Sanierungsarbeiten am Volksparkstadion gekürzt werden. Der HSV habe in der Vergangenheit versäumt, das sanierungsbedürftige Stadion zu modernisieren. Doch unter anderem ein Fernsehstudio im Volkspark sei eben unnötig, sagt Wüstefeld.
HSV-Mitgliederversammlung: Wüstefeld über Finanzen
20.52 Uhr: Das ist ein Hammer! Wüstefeld kündigt an, dass der HSV im noch bis Ende des Monats laufenden Geschäftsjahr erstmals seit elf Jahren keinen Verlust erwirtschaften werde. Dies sei durch Kostenersparnis (Kürzung von Dienstleistungen und Beraterhonoraren) und Einnahmezuwächse in Form von Sponsoren gelungen.
20.48 Uhr: Wüstefeld habe eine „bedrohliche Finanzsituation“ vorgefunden. Es drohte ein zweistelliges Millionenminus, das „unter Umständen den Fortbestand der HSV-AG hätte gefährden können.“ Wüstefeld: „Das Bild, das ich mir gemacht habe, war nicht schön. Es waren große Felsen. Natürlich haben wir einen Einkaufswagen voller Probleme. Wir versuchen, sie zu lösen.“ Daraufhin sei er in den Vorstand entsandt worden.
20.48 Uhr: Wüstefeld spricht über Verträge (Beraterhonorare; d. Red.), die ihm negativ aufgefallen seien im Rahmen seiner Wirtschaftsprüfung vor seinem Einstieg in die AG. „Ich kann Ihnen sagen und versichern: Das waren nicht nur positive Dinge.“ Daraufhin habe er Mitarbeiter des HSV darauf hingewiesen, auf diese Dinge zu achten. „Ich hatte niemals vor, in den Aufsichtsrat zu kommen“, beteuert Wüstefeld. Doch so kam es dann.
20.46 Uhr: Wüstefeld spricht über sein „kleines Aktienpaket“, das er von Klaus-Michael Kühne erworben hat. Zur Erinnerung: Für die 5,07 Prozent an der HSV-AG sind rund 14 Millionen Euro geflossen.
Boldt spricht zu HSV-Mitgliedern
20.42 Uhr: Boldt rechnet noch einmal vor: „Wir haben die wenigsten Gegentore trotz einer mutigen, vielleicht auch riskanten Spielweise kassiert“, sagt der Manager, der in dem für ihn persönlich vierten Jahr endlich in die Bundesliga will. „Wir haben vor aufzusteigen. Wenn wir über Entwicklung reden, ist es an der Zeit, dieses Ziel proaktiv anzusprechen.“ Lauter Applaus für Boldt. Jetzt übernimmt Wüstefeld.
20.37 Uhr: Boldt: „Trainer und Mannschaft haben gezeigt, dass das, was wir wollen, nur funktionieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Das war zuletzt innerhalb der HSV-Führung nicht immer der Fall, das weiß auch Boldt.
20.36 Uhr: Inhaltlich ist nicht viel herumgekommen. Deshalb geht es weiter mit dem Bericht von Vorstand Jonas Boldt. Zunächst wird ein Beitrag von Trainer Tim Walter eingespielt, der allen Mitgliedern viel Spaß wünscht.
20.31 Uhr: Nachdem ein Mitglied einen längeren Redebeitrag hatte, in dem vor allem die HSV-Führung gelobt wurde, geht es nun weiter mit dem Bericht des Aufsichtsrats. Andreas Peters hat das Wort.
HSV-Supporters kritisieren Wüstefeld und Dinsel
20.16 Uhr: Freese kritisiert zudem das neue Sponsoring von Shell beim HSV – mit Blick auf die angestrebte Nachhaltigkeit: „Ein Mineralölkonzern als neuer Partner. Das passt einfach nicht. Es ist aus unserer Sicht reines Greenwashing. Wir hätten uns eine klare Haltung gewünscht und finden es schade, dass der HSV diesen Weg gegangen ist.“
20.13 Uhr: Freese begründet seine kritischen Töne gegenüber Wüstefeld. „Wir haben das Gefühl, dass jeder, der Anteile von Klaus-Michael Kühne erwerben will, auch einen Posten im Aufsichtsrat bekommt. Das kann nicht das Ziel sein.“ Damit meint Freese auch das bevorstehende Engagement von Investor Detlef Dinsel, der Anteile von Kühne erwerben und zugleich einen Posten im Aufsichtsrat des HSV erhalten wird.
20.11 Uhr: Nun kommt es zur Aussprache mit den Mitgliedern. Den Anfang macht Supporters-Chef Sven Freese. Er spricht zu Beginn den schnellen Übergang von Thomas Wüstefeld vom Aktionär zum Aufsichtsrat bis in den Vorstand an. „Wir sehen eine Investorentätigkeit in einem operativen Geschäft kritisch, lassen uns aber gerne eines Besseren belehren.“
20.01 Uhr: Vizepräsident und Schatzmeister Michael Papenfuß berichtet über einen Bilanzgewinn von 14.000 Euro und einer Rücklage von 570.000 Euro im e.V. „Unser Dank gilt allen Mitgliedern und Ehrenamtlichen, dass wir wirtschaftlich stabil dastehen“, sagt Papenfuß. Über die Finanzen der HSV-AG wird Vorstand Thomas Wüstefeld im weiteren Verlauf des Abends sprechen.
19.52 Uhr: In Stapelfeld (Kreis Stormarn) wird die Soccerhalle saniert. Wehmeyer: „Wir werden für unsere Mitglieder ein attraktives Angebot schaffen.“ Unter anderem wird dort die neue Cheerleading-Abteilung einziehen.
19.49 Uhr: Vizepräsident Bernd Wehmeyer berichtet, dass die Planungen für die Sanierungsarbeiten der Paul Hauenschild Anlage in Norderstedt sowie des Ausbaus zu einem Sportzentrum im Jahr 2030 voll im Soll liege. Das Geld, auch vom Bund, sei bewilligt worden.
HSV-Mitgliederversammlung: Jansens Bericht
19.43 Uhr: Jansen berichtet, welche Ziele sich der e.V. setzt. Es fallen die üblichen Schlagworte wie Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit.
19.34 Uhr: Jansen berichtet über die Bindung von Mitgliedern und das permanente Ziel eines gemeinsamen Austauschs. 2021 habe es einen Mitgliederrückgang von 4 Prozent gegeben. „In den vergangenen Monaten stieg diese Zahl aber wieder an“, berichtet Jansen. Seit dem 1. Juni freut sich der HSV über 88.101 Mitglieder. „Dafür ein ganz großes Danke“, sagt Jansen. Es gibt Applaus.
19.29 Uhr: Schlappe 15 Minuten später ist das Prozedere allen bekannt. Es geht weiter mit dem Bericht des Präsidiums. Marcell Jansen geht an das Rednerpult.
19.13 Uhr: Nun geht es weiter mit der Probeabstimmung. Erfahrungsgemäß dauert das jetzt etwas ...
Mitgliederversammlung: HSV ehrt Sportler
19.08: Wir sind noch immer bei Punkt sechs von 18 der Tagesordnung: die Ehrungen. Aktuell erhalten sieben Personen (sechs Herren, eine Dame) den verdienten Applaus für 50 Jahre Mitgliedschaft – sowie vier Personen für 70 Jahre beim HSV.
18.47 Uhr: Momentan kommt es zu weiteren Ehrungen, die den Rahmen dieses Tickers sprengen würden.
18.34 Uhr: Die goldenen Ehrennadeln für besondere sportliche Leistungen verdienen sich die Sprinter Lucas Ansah-Peprah und Owen Ansah.
18.31 Uhr: Der Horst-Eberstein-Pokal für die beste sportliche Leistung geht an Mareike Miller, Fahnenträgerin bei den diesjährigen Paralympics, wo die Basketballerin mit der Nationalmannschaft Vierte wurde.
18.28 Uhr: HSV-Präsident Marcell Jansen ehrt Olympia-Sprinter Owen Ansah (21) mit dem Paul-Hauenschild-Preis für besondere sportliche Leistung. Bei den inoffiziellen Staffel-Weltmeisterschaften holte er die Goldmedaille.
18.22 Uhr: Laut offizieller Teilnehmerzahlen sind momentan 298 HSV-Mitglieder anwesend, wovon 283 abstimmungsberechtigt sind.
HSV-Mitgliederversammlung: Hunke-Anträge hinfällig
18.16 Uhr: Versammlungsleiter Kai Esselsgroth teilt mit, dass Ex-Präsident Jürgen Hunke an Corona erkrankt ist (das Abendblatt berichtete) und deshalb nicht anwesend sein kann. Dadurch werden auch seine drei Anträge von der Tagesordnung gestrichen. Hunke lässt aber mitteilen, dass er diese im kommenden Jahr erneut einbringen will. Wir sind gespannt.
18.07 Uhr: Präsident Marcell Jansen eröffnet die Veranstaltung offiziell und bedankt sich bei dem Chor. Auch die Medien werden begrüßt, das soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
18 Uhr: Der HSV-Chor stimmt die Mitglieder mit HSV-Liedern wie „Mein Hamburg lieb ich sehr“ ein. Und damit herzlich willkommen zum Liveticker des Hamburger Abendblatt über die Mitgliederversammlung des HSV.