Hamburg. Der HSV-Trainer spricht vor der Relegation über die Vorbereitung und den Fan-Ansturm – und verrät, was er von dem Modus hält.

Vor Felix Magath hat Tim Walter allergrößten Respekt. Man kennt sich aus gelegentlichen Telefonaten und lockeren Gesprächen bei Kaffee und Kuchen in einem Münchner Café. „Er hat als Fußballer und als Trainer sehr viel erreicht und hat mir viel an Erfahrung voraus“, sagt der HSV-Trainer über seinen 22 Jahre älteren Amtskollegen von Hertha BSC. Aber Erfahrung sei nicht alles, worauf es in der Relegation am Donnerstag und Montag (jeweils 20.30 Uhr/Sat.1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) aufkomme. Sondern auch auf das, was man im Sport gern Momentum nennt.

„Wir sind jung, hungrig und mutig“, sagte Walter (46) am Dienstag in der Pressekonferenz, „das haben wir Hertha BSC vielleicht voraus.“ Seine Mannschaft trete gegen den Bundesligaclub in dem Bewusstsein an, die letzten fünf Punktspiele allesamt gewonnen und dabei manchen Rückstand und Rückschlag überwunden zu haben, obwohl schon alles verloren zu sein schien. Die Hertha dagegen kann eigentlich nur verlieren: nämlich den doch schon fast sicheren Klassenerhalt.

HSV-Trainer Walter: Das spricht in der Relegation für uns

Ihm sei bewusst, dass Hertha BSC Spieler von großer Qualität habe, sagte Walter: „Aber die haben wir auch. Und dazu das Selbstvertrauen auf unserer Seite.“

Und da ist noch etwas, was für den Zweitligisten spricht: seine Fans. Bis zu 35.000 könnten das Hinspiel im Berliner Olympiastadion zu einem gefühlten Heimspiel machen. Der unverhoffte Höhenflug hat die Anhänger aus der Lethargie gerissen.

Walter versteht das als Bestätigung seiner Arbeit: „Man sieht, dass die Identität, die der HSV über die Saison wieder kreiert hat, wahrgenommen wird. Der HSV steht wieder für etwas, und das wird wohlwollend honoriert.“

Walter hält wenig von Relegation

Beim 3:2-Sieg in Rostock am letzten Spieltag sei die Euphorie auf dem Rasen zu spüren gewesen. Aber bei aller Freude über die erfolgreiche Aufholjagd: „Wir haben noch nichts erreicht.“ Wolle der HSV den anderen Traditionsclubs Schalke 04 und Werder Bremen („Sie hatten den größten Etat und auf dem Papier besten Kader“) in die Bundesliga folgen, müsse man jetzt konzentriert bleiben.

Anders als HSV-Idol Magath, der seine Hertha für drei Tage zum Trainingslager in Kienbaum versammelte, weicht Walter nicht von seinen Gewohnheiten ab. Und wie immer zwei Tage vor einem Spiel stand am Dienstag die Gegneranalyse auf dem Programm. Walter: „Für andere ist es vielleicht aufregend. Für mich ist jedes Spiel gleich.“

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Wobei er auf die Relegation auch gut verzichten könne: „Die haben sich mal ein paar Menschen ausgedacht, weil es mehr TV-Gelder gibt“, sagte der HSV-Trainer. „Am Ende einer Saison sieht man eigentlich immer, wer etwas verdient hat und wer nicht. Da braucht man diese Spiele eigentlich nicht.“