Hamburg. Dank eines Doppelschlags des Torjägers gegen Hannover rücken die Hamburger vorerst auf Tabellenplatz zwei vor. Sorgen um Vagnoman.

Das Knistern war bis unter das Dach zu spüren. Und auch der letzte Platz unter dem Dach des Volksparkstadion war besetzt. Es war angerichtet für ein echtes Fußballfest des HSV im Heimspiel gegen Hannover 96. Und als Schiedsrichter Arne Arnink am Sonnabendnachmittag mit seinem Schlusspfiff den 2:1 (2:1)-Sieg der Hamburger besiegelte, wurde in der Arena aus dem Knistern ein Kochen. „Super Hamburg, olé“, sangen die HSV-Fans minutenlang, während auf der Anzeigetafel die Tabelle eingeblendet wurde.

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„Unglaublich. Wahnsinn. Die Fans haben uns zum Sieg gespusht“, schwärmte Robert Glatzel. Dank einer echten Energieleistung und einem Doppelpack des Torjägers sendeten die Hamburger im Aufstiegsrennen ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz.

Die Mannschaft ließ sich im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volkspark feiern. Aber sie wussten auch: Noch ist die Saison nicht vorbei. „Die Fans haben uns zu diesem Heimsieg gepusht. Diese Energie nehmen wir jetzt mit in die kommende Woche“, sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. FC Schalke 04 33 / 70:43 / 62
2. HSV 33 / 64:33 / 57
3. Darmstadt 98 33 / 68:46 / 57
4. Werder Bremen 32 / 60:43 / 57
5. FC St. Pauli 33 / 59:46 / 54

Vor dem Spiel wurde neben Faride Alidou (wechselt zu Eintracht Frankfurt) auch Manuel Wintzheimer offiziell verabschiedet. Wohin es den Stürmer nach seinem Vertragsende beim HSV zieht, ist noch offen. Mikkel Kaufmann (Leihende) und Jan Gyamerah (Vertrag läuft aus) bekamen dagegen noch keine Blumen. Ihr Verbleib im Volkspark ist noch offen.

Auf dem Rasen stand zunächst keiner von ihnen. Trainer Tim Walter veränderte seine Startelf im Vergleich zum 4:0 in Ingolstadt nur auf einer Position. Josha Vagnoman übernahm wie erwartet die Position links hinten für den gesperrten Miro Muheim.

Hannover trifft die Latte, HSV-Torjäger Glatzel das Tor

Der HSV begann vielversprechend. Schon nach zwei Minuten versuchte es Anssi Suhonen mit einem Volleyschuss aus 17 Metern – allerdings genau in die Arme von Ron-Robert Zieler. Der Weltmeister von 2014 stand auch vier Minuten später im Weg, als Sonny Kittel ebenfalls sehenswert abzog und Zieler gerade so zur Ecke klärte. Im Anschluss zielte Sebastian Schonlau freistehend daneben (7.) und auch die erste Chance von Robert Glatzel ereignete sich noch innerhalb der ersten zehn Minuten.

Die Anfangsphase war eine Schablone der gesamten HSV-Saison. Spektakel, Unterhaltung, Torchancen – und das auf beiden Seiten. HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes bewahrte den HSV gleich zweimal vor einem frühen Rückstand. Hannovers Mittelstürmer Hendrik Weydandt hatte jeweils die Führung auf dem Fuß. Seinen ersten Schuss lenkte Heuer Fernandes mit einer Hand an die Latte (4.), dann behielt er auch noch die Oberhand, als Weydandt nach einem Schonlau-Fehler völlig frei vor ihm auftauchte (12.).

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HSV-Einzelkritik:

Einmal mehr zeigte sich, wie Kleinigkeiten im Fußball entscheiden. Im direkten Gegenzug wurde der Volkspark zum Tollhaus. Moritz Heyer und Suhonen spielten Bakery Jatta frei, der mit einer maßgenauen Hereingabe den Fuß von Glatzel fand. Der Torjäger hatte aus fünf Metern keine Mühe zu vollenden (13.). Saisontreffer Nummer 20 für den Hamburger Mittelstürmer.

Dass sich Jatta und Glatzel nicht nur außerhalb des Platzes bestens verstehen, konnten die Zuschauer sieben Minuten später sehen. Wieder war es der Gambier, der diesmal von Ludovit Reis steil geschickt wurde. Seine gelupfte Chipflanke auf den langen Pfosten musste Glatzel nur noch mit der Brust über die Linie drücken (20.).   

HSV von schnellem Anschlusstreffer verunsichert

Wer gedacht hatte, dass Hannover sich nun in sein Schicksal ergibt, wurde getäuscht. Nur zwei Minuten nach dem Doppelschlag des HSV antworteten die Gäste. Der starke Sebastian Kerk versetzte Jonas Meffert einen Beinschuss und schlenzte den Ball mit links in die lange, obere Ecke. Heuer Fernandes war noch leicht dran, konnte das Gegentor diesmal aber nicht mehr verhindern (22.). Was für eine wilde Fahrt im Volkspark.

Dem HSV war anzumerken, dass ihn der schnelle Anschlusstreffer verunsicherte. Hannover spielte frei auf und schlug eine Flanke nach der nächsten in den Hamburger Strafraum. Es wirkte fast so, als ob es für die Niedersachsen noch um den Klassenerhalt ging, dabei hatten sie den schon eine Woche zuvor perfekt gemacht. Der HSV überstand die Druckphase der Gäste bis zur Pause. Durchatmen. „Ich bin froh, dass erst einmal Halbzeit ist. Das war mir ein bisschen zu wild“, sagte Stadionsprecher Christian Stübinger im Halbzeit-Talk mit seiner Kollegin Christina Rann.

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Es war ein merkwürdiges Spiel des HSV. Anders als gewohnt fanden die Hamburger überhaupt nicht zu ihrem dominanten Ballbesitzfußball. Stattdessen machte Hannover das Spiel, der HSV konterte. Allerdings verpassten es die Hamburger, ihre Konterchancen zu nutzen. Reis schoss aus 16 Metern drüber (56.), Jatta scheiterte nach einem langen Lauf quer über den Platz an Zieler (66.).

Vagnoman muss vorzeitig runter

Es wurde zu einem echten Zitterspiel. Hannovers Powerplay war nach rund einer Stunde vorbei. Der HSV kam wieder häufiger in die Hälfte der Hannoveraner und durch Glatzel (71.) und den eingewechselten Mikkel Kaufmann zu Abschlüssen (76./83.). Die HSV-Fans gaben alles und trieben ihre Mannschaft in der Schlussphase mit Ovationen nach vorne. Und auch die Hamburger Spieler gaben alles. Vagnoman musste mit Krämpfen – oder war es wieder eine Muskelverletzung? – vom Platz.

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Um 15.24 Uhr war es vollbracht. Der HSV schaffte den vierten Sieg in Serie und springt mindestens für einen Tag sogar auf Platz zwei. „Wir hatten das Spielglück auf unserer Seite. Wir haben alles investiert und bis auf's Letzte verteidigt. Es war ein großes Fußballfest“, bilanzierte Walter.

Werder Bremen kann am Sonntag mit einem Punkt beim Absteiger Erzgebirge Aue wieder am HSV vorbeiziehen. Die wichtigste Nachricht des Tages: Die Hamburger können noch aus eigener Kraft aufsteigen. Mit einem Sieg bei Hansa Rostock in einer Woche würde der HSV in jedem Fall in die Relegation einziehen. Wer hätte das vor wenigen Wochen noch gedacht?