Ingolstadt. Der HSV kann nach dem 4:0 in Ingolstadt wieder von der Bundesliga träumen. Schützenhilfe braucht er jetzt vom ehemaligen Trainer.

Der HSV fuhr gerade irgendwo zwischen Halle und Hannover, als sich die Hoffnung innerhalb weniger Minuten zerschlug. Die Spieler saßen nach ihrem 4:0 (2:0)-Erfolg beim FC Ingolstadt am Sonnabend im Mannschaftsbus und verfolgten auf der Rückreise Richtung Norden im TV, wie Darmstadt 98 gegen den FC Erzgebirge Aue nur drei Minuten brauchte, um den 6:0-Sieg frühzeitig zu sichern.

Die Hessen sprangen damit sogar auf Platz zwei, überholten Werder Bremen und verdrängten den HSV wieder auf Platz vier. Die Hamburger haben somit weiterhin drei Punkte Rückstand auf Platz drei, überholten an diesem Wochenende aber erstmals seit dem 23. Spieltag wieder den FC St. Pauli.

HSV News: Club ist wieder mittendrin

Dass der HSV am kommenden Sonnabend mit einem Heimsieg gegen Hannover 96 zumindest für einen Tag an Werder vorbeiziehen kann, hätte vor drei Wochen wohl niemand gedacht. Da verloren die Hamburger mit 0:1 bei Holstein Kiel und schienen sich aus dem Aufstiegsrennen endgültig verabschiedet zu haben.

Doch drei Siege und neun Punkte später ist der HSV plötzlich wieder mittendrin im Kampf um die ersten drei Plätze. Aus dem Fluch-Monat April ist ein unerwartetes Frühlingserwachen geworden. „Ich habe überlegt, einen Antrag zu stellen, die nächsten zwei Spiele auch noch im April spielen zu lassen“, scherzte Sportvorstand Jonas Boldt am Sonnabend nach dem Spiel.

Kittel köpfte Schuss von Suhonen ins Tor

In Ingolstadt hatte der HSV nur in den ersten 20 Minuten noch etwas Mühe. Gegen den bereits vor der Partie als Absteiger feststehenden FCI wurde früh deutlich, dass es ein Geduldsspiel werden würde. Ingolstadt musste kurzfristig sogar noch drei Leistungsträger ersetzen und war an diesem Tag kein Gegner, der den HSV vor große Probleme stellen sollte. Sonny Kittel, der bei seinem Ex-Club in die Startelf zurückkehrte, erlöste seine Mannschaft nach 27 Minuten, als er einen abgewehrten Schuss von Anssi Suhonen über die Linie köpfte.

Ebenfalls mit Köpfchen machten es Kapitän Sebastian Schonlau (29.) und Stürmer Robert Glatzel (57.). Spätestens mit dem 3:0 war das Spiel entschieden. Drei Kopfballtore in einem Spiel mit drei unterschiedlichen Torschützen hatte es zuletzt im April 2003 beim 4:0 gegen Nürnberg gegeben, als Milan Fukal, Naohiro Takahara und Mehdi Mahdavikia trafen. Alles Kopfsache beim HSV?

„Wir hatten eine schwierige Phase"

Tatsächlich haben die Hamburger im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren einen psychologischen Vorteil. Da brach der HSV regelmäßig auf der Zielgeraden ein und ließ die Konkurrenz noch an sich vorbeiziehen. Jetzt kommt der zwischenzeitlich abgeschriebene HSV noch einmal von hinten, holte in drei Wochen sieben Punkte auf den Stadtrivalen St. Pauli auf und greift jetzt mit einer positiven Gefühlslage Platz drei an.

„Wir hatten eine schwierige Phase. Es zeigt, dass wir drangeblieben sind und dass die Entwicklung, von der wir die ganze Saison reden, auch wirklich stattfindet“, sagte Schonlau am Sonnabend, bevor er in den Bus stieg und sich auf die lange Rückfahrt machte. „Wenn wir nicht gewonnen hätten, wären das die längsten acht Stunden unseres Lebens geworden. So können wir es genießen“, sagte Schonlau und grinste.

Teamgeist könnte dem HSV jetzt helfen

Das tat zuvor auch Mikkel Kaufmann. Der Däne hatte nach seiner Einwechslung zum 4:0 getroffen (81.) und mit seinem ersten HSV-Tor nicht nur seinen Trainer Tim Walter glücklich gemacht. Die gesamte Bank erhob sich von ihren Plätzen und applaudierte für Kaufmann. „Das macht unser gesamtes Team aus. Es zeigt, dass hier etwas zusammenwächst“, sagte Walter. Auch Schonlau meinte: „Alle haben sich für ihn gefreut. Das ist eine schöne Geschichte. Kaufi ist ein beliebter Typ. Er hat sich das verdient, weil er immer Gas gibt.“

Der Teamgeist ist im Vergleich zum vergangenen Jahr tatsächlich ein Unterschied, der dem HSV helfen könnte. „Wir sind in dieser Saison nicht einmal weggebrochen. Die Jungs wollen und sie wehren sich. Das spürst du. Es reifen Führungsspieler heran“, sagte Boldt im Medienraum des FC Ingolstadt. In der vergangenen Saison hatte Boldt drei Spieltage vor Schluss Trainer Daniel Thioune freigestellt, nachdem sich einige der damaligen Führungsspieler gegen den Coach ausgesprochen hatten.

Auf Thioune ruhen die Hoffnungen

Nun ist es ausgerechnet Thioune, auf dem die Hoffnungen des HSV ruhen. Der 47-Jährige, der in seinen elf Spielen als Trainer von Fortuna Düsseldorf noch ungeschlagen ist, trifft am Freitag mit seiner Mannschaft auf Darmstadt. Will der HSV noch auf Platz drei oder sogar zwei kommen, braucht er Schützenhilfe. Am ehesten ist diese von Düsseldorf zu erwarten. Werder dagegen spielt in Aue. Ein Patzer der Bremer ist angesichts der Auer Verfassung kaum zu erwarten.

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Ein Sieg des HSV am Sonnabend gegen Hannover 96 scheint in jedem Fall realistisch. Die Niedersachsen haben am Wochenende den Klassenerhalt gesichert. Wie schon zuletzt für Regensburg, Ingolstadt und am letzten Spieltag Rostock geht es für Hannover nur noch um eine bessere Platzierung in der Tabelle.

HSV News: Immer noch alles möglich

„Wir schauen nach dem Hannover-Spiel mal auf die Tabelle“, sagte Schonlau. Um ein Uhr nachts kam er mit seinem Team in Hamburg an. Und trotz des Darmstadt-Sieges mit der neuen Hoffnung, dass immer noch alles möglich ist.

Ingolstadt: Stojanovic – Heinloth, Antonitsch, Stevanovic, Franke – Musliu (46. Keller) – Preißinger (87. Kotzke), Gaus (74. Poulsen) – Schmidt (74. Sulejmani), Pick (87. Llugiqi) – Kutschke.

HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert (77. David) – Suhonen (66. Wintzheimer), Reis (82. Alidou) – Jatta (46. Vagnoman), Glatzel (66. Kaufmann), Kittel. Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz). Tore: 0:1 Kittel (27.), 0:2 Schonlau (29.), 0:3 Glatzel (57.), 0:4 Kaufmann (81.). Zuschauer: 8081. Gelbe Karten: Pick – Schonlau (2), Muheim (5). Statistik: Torschüsse: 7:19, Ecken: 0:9, Ballbesitz: 32:68 Prozent.