Hamburg. Der frühere Groß-Investor des HSV hat nicht nur den Stadionnamen gesichert, sondern offenbar auch wieder einen engeren Bezug zum Club.
Klaus-Michael Kühne und Thomas Wüstefeld sind sich in den vergangenen Jahren schon mehrfach begegnet. Im Nobelort Port d’Andratx an der Südwestküste von Mallorca hat der Hamburger Logistik-Unternehmer Kühne eine Villa. Der Hamburger Medizinunternehmer Wüstefeld macht dort Urlaub, seit er klein ist.
Doch erst im vergangenen Jahr haben sich die beiden HSV-Fans persönlich kennengelernt. Auf Initiative von Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen trafen sich Kühne und Wüstefeld zum ersten Mal. Herausgekommen ist nicht nur der Anteilsverkauf von 5,11 Prozent an der HSV Fußball AG von Kühnes Holding AG an Wüstefelds Firma Calejo im Oktober, sondern nun auch das Comeback von Kühne als Unterstützer beim HSV.
HSV: Kühne kauft erneut Namensrecht am Volksparkstadion
Wie der Club am Donnerstag mitteilte, kauft Kühne erneut das Namensrecht am Volksparkstadion. Ab sofort bis 2023 sichert er den Traditionsnamen, der seit Sommer 2020 nicht vermarktet war. „Ich empfinde das als ein starkes Zeichen für unsere Tradition und als Bekenntnis zu unserem eingeschlagenen Weg“, sagte Wüstefeld, der den neuen Vertrag mit Kühne in den vergangenen Wochen ausgehandelt hatte.
Nach Abendblatt-Informationen zahlt Kühne dem HSV bis zum Ende der Saison 2022/23 rund drei Millionen Euro, damit das Volksparkstadion weiter seinen alten Namen behält. Im Januar 2015 hatte sich der 84-Jährige erstmals für vier Jahre das Namensrecht gesichert und dem Club jährlich vier Millionen Euro gezahlt. 2019 konnte sich der HSV auf ein weiteres Jahr mit Kühne einigen. Doch nach dem nächsten Nichtaufstieg ließ der Milliardär den Vertrag im Sommer 2020 auslaufen. Anfang dieses Jahres erfolgte nun die Wiederaufnahme der Gespräche.
Wüstefeld spielt entscheidende Rolle beim Deal
„Der Name Volksparkstadion steht ebenso für meine Heimatstadt Hamburg wie für den traditionsreichen HSV. Natürlich müssen auch die Finanzen stimmen, und es freut mich, wenn ich dazu einen sinnvollen Beitrag leisten kann“, sagte Kühne in der Mitteilung des Clubs. Gleich im ersten Satz ließ er durchblicken, warum er sich dazu entschieden hat, seinen Herzensclub doch wieder finanziell zu unterstützen: „Mit Dr. Wüstefeld hat ein Mann die Führung der HSV Fußball AG übernommen, der mit ebenso viel Umsicht wie Tatendrang zu Werke geht. Das eröffnet unserem HSV ganz neue Perspektiven: Schwung im Management sollte auch der Mannschaft mehr Elan und Qualität verleihen“, so Kühne.
In den vergangenen Jahren wurde dem Anfang Januar vorzeitig freigestellten Frank Wettstein stets das beste Verhältnis zu Kühne nachgesagt. Kühne selbst hatte den langjährigen Finanzvorstand in einem Interview mal als einzige Konstante beim HSV bezeichnet. Doch in den vergangenen zwei Jahren entfernte sich Kühne auch unter der Führung von Wettstein und Sportvorstand Jonas Boldt vom HSV. Boldt hatte immer Wert darauf gelegt, seine sportlichen Entscheidungen unabhängig von Kühne zu treffen. Der Investor hatte in den Jahren vor Boldt seine finanzielle Unterstützung immer wieder von Personalentscheidungen abhängig gemacht und nicht selten in E-Mails an die Verantwortlichen die Entlassungen von Trainern oder Sportdirektoren gefordert.
Türen für Kühne sind wieder geöffnet
Wüstefeld hat dem Investor, der noch immer 15,21 Prozent der AG-Anteile hält, zusammen mit dem Kühne-Vertrauten Jansen nun wieder die Tür geöffnet. Was das für die Zukunft des Vorstandes um Boldt und Wüstefeld bedeutet, wird sich erst noch zeigen. Wüstefeld, der ein Jahr pro bono als Vorstand arbeitet, hatte bislang immer betont, zum neuen Jahr wieder in den Aufsichtsrat zurückkehren zu wollen.
Für Wüstefeld ist die Vereinbarung mit Kühne in jedem Fall der dritte große Vertragsabschluss innerhalb von 14 Tagen. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die HanseMerkur Versicherungsgruppe zur kommenden Saison neuer Hauptsponsor wird, vor einer Woche kaufte die AMPri Handelsgesellschaft die letzten verbliebenen AG-Anteile.
HSV hat finanzielle Sicherheit gewonnen
Dem HSV verschaffen diese drei Deals finanzielle Sicherheit für die kommende Saison. Die zwischenzeitlichen Einnahmeausfälle durch die coronabedingten Zuschauerbegrenzungen Anfang des Jahres hatten den Club hart getroffen. Nun hat sich die Lage im Volkspark entspannt. Zudem kann sich der HSV darauf freuen, in den verbleibenden fünf Heimspielen der Saison (viermal Liga, einmal Pokal) das Volksparkstadion wieder komplett zu füllen. Selbst die 3-G-Regel ist seit Donnerstag entfallen.
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Bislang sind rund 24.000 Karten für das Spiel gegen Paderborn am Sonnabend verkauft. In jedem Fall wieder dabei sein werden nach 756 Tagen die Ultra-Gruppen. „Wir brennen darauf, unserer jungen Mannschaft in dieser wichtigen Phase der Saison wieder den Rücken stärken zu können“, schrieben die aktiven Gruppen. Der HSV hofft, dass diese Ankündigung nicht wörtlich gemeint ist und im Fanblock nicht wieder Pyrotechnik brennt. Schließlich sind die neuen Einnahmen für andere Dinge vorgesehen als für das Zahlen von Pyro-Strafen.