Hamburg. Düsseldorfs Topscorer spricht über Probleme beim HSV, seinen alten und neuen Trainer Daniel Thioune und den Rassismus-Vorfall.

Im Hintergrund sind Kindergeräusche zu hören, als das Abendblatt Khaled Narey auf dem Handy erreicht. Vor Kurzem ist der 27-Jährige zum zweiten Mal Vater geworden. „Ich habe im Moment viele Nachtschichten“, sagt Narey und lacht. Der ehemalige HSV-Profi hat ohnehin derzeit viel zu lachen, vor allem auch in den Wochenendschichten mit seinem neuen Verein Fortuna Düsseldorf, mit dem er am Sonnabend (13.30 Uhr/Sky) auf seinen alten Club trifft.

Seit Narey den HSV im vergangenen Sommer nach drei Jahren verlassen hat und nach Düsseldorf gewechselt ist, läuft es wieder richtig rund bei ihm. Sieben Tore und elf Vorlagen stehen aktuell auf dem Konto des Rechtsaußen. Damit ist er noch weit vor Ex-HSV-Stürmer Rouwen Hennings der Topscorer der Fortuna. In der Zweiten Liga hat einzig HSV-Spielmacher Sonny Kittel mehr Tore vorbereitet (14).

Für Außenstehende mag Nareys Ausbeute eine Überraschung sein, nachdem er in seinen letzten zwei Jahren beim HSV auf jeweils nur vier Scorerpunkte kam. Für den Flügelspieler selbst kommt seine bisherige Bilanz nicht unerwartet. „Ich wusste ganz genau, dass es wieder laufen wird“, sagt Narey, der seinen Vertrag im Volkspark nach drei Jahren vorzeitig auflöste. Der HSV zahlte eine Abfindung, keine zwei Wochen später unterschrieb Narey in Düsseldorf. Für die Fortuna ein echtes Geschenk.

Plötzlich wollen Erstligisten Ex-HSV-Profi Narey

Unweit seiner Heimat Leverkusen, wo Nareys Familie noch immer wohnt, hat der frühere Nachwuchskicker von Bayer 04 zu alter Stärke gefunden und nun sogar Begehrlichkeiten aus der Bundesliga und dem Ausland geweckt. „Für mich war es wie nach Hause kommen“, sagt Narey.

„Mir war klar, dass ich eine Veränderung brauchte. Auch für den Kopf. Drei Jahre HSV, dreimal nicht aufgestiegen. Das macht schon etwas mit einem. Am Ende war man in einer Dauerschleife. Es ist nicht leicht, dann immer wieder neu anzupacken“, sagt Narey, der im Sommer 2018 für 1,7 Millionen Euro von Greuther Fürth nach Hamburg kam und an der Elbe ähnlich furios startete wie jetzt am Rhein.

Sechs Tore waren es in der Hinrunde, doch nach seinem Treffer beim Derbysieg am Millerntor im März 2019 ging nicht mehr viel. Unter Daniel Thioune erlebte Narey in der Hinrunde der vergangenen Saison noch einmal ein Zwischenhoch, doch am Ende spielte er auch unter seinem vierten Trainer in Hamburg nicht mehr viel.

Wie Narey jetzt über Thioune denkt

Seit fünf Wochen ist Thioune nun Chefcoach der Fortuna. Wer gedacht hatte, dass Narey jetzt wieder an seine HSV-Zeit unter dem Trainer anknüpfte, der sollte irren. Der schnelle Außenstürmer steigerte sich sogar noch. Zwei Tore und vier Vorlagen waren es in den ersten vier Spielen unter Thioune. „Wir haben natürlich geredet. Es ist ja nicht so, dass wir ein schlechtes Verhältnis hatten. Ich finde immer noch, dass er ein sehr guter Trainer ist“, sagt Narey. „Er hat auch beim HSV einen guten Job gemacht. Wir sind im Guten auseinandergegangen, deswegen habe ich mich auch gefreut, dass er gekommen ist.“

Als Thioune vor einer Woche aufgrund einer Corona-Infektion fehlte und zusätzlich noch 14 Spieler, war Narey einer von nur neun gesunden Profis. Trotzdem schaffte Düsseldorf beim SC Paderborn ein 1:1.

Am Sonnabend steht Düsseldorf nun wieder mehr Personal zur Verfügung. Acht Spieler konnten sich bereits freitesten. Auch beim HSV kehrten am Mittwoch mit David Kinsombi und Giorgi Chakvetadze zwei weitere Spieler nach ihrer Corona-Infektion ins Training zurück. Dem Spiel am Sonnabend dürfte also nichts mehr im Wege stehen. Narey freut sich, seine alten Kollegen wiederzusehen. Mit Jan Gyamerah, Daniel Heuer Fernandes oder Stephan Ambrosius hat er noch viel Kontakt. Sie haben sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe. „Da wird immer etwas ausgetauscht. Wir sind im ständigen Kontakt“, sagt Narey. Auch in dieser Woche des Wiedersehens.

Narey über Rassismus-Eklat beim HSV

Für Narey ist es das zweite Treffen mit dem HSV. Beim 1:1 im Hinspiel hatte er bereits ein starkes Spiel gemacht. Unschön war, was Narey im Volkspark auf den Rängen erlebte. Bierbecher flogen auf ihn, er wurde sogar rassistisch beleidigt und machte den Vorfall öffentlich. „Allen ,Fans‘, die mich während des Spiels rassistisch beleidigt und mit Bier beworfen haben, wünsche ich vom Herzen eine gute Besserung“, schrieb er.

Fünf Monate später sagt Narey über den Vorfall: „Die Pfiffe haben mir nichts ausgemacht. Aber wenn es rassistische Äußerungen gibt, muss man ganz klar eine Grenze aufzeigen.“ Die Geschichte sei für ihn aber abgehakt. „Für mich ist das vergessen und kein Thema mehr.“

Für den HSV hofft Narey trotzdem nur das Beste. „Ich würde es mir wünschen, wenn der HSV den Aufstieg schafft. Der Club hätte es im vierten Anlauf verdient.“ Dafür sollten die Hamburger in Düsseldorf aber im besten Fall punkten. Narey wird das trotz aller Sympathien versuchen zu verhindern.