Hamburg. HSV-Neuzugang gilt schon jetzt als die neueste Attraktion im Volkspark. Tim Walter bittet darum, „den Ball flachzuhalten“.

Als die 95 Minuten am Sonnabend endlich vorbei waren, wusste Giorgi Chakvetadze ganz genau, bei wem er sich als Erstes zu bedanken hatte. Der 22 Jahre alte Georgier machte sich umgehend nach dem Schlusspfiff auf den Weg zur Westtribüne, wo im A-Rang ein halbes Dutzend Landsmänner (und Landsfrauen) ihren Helden lautstark feierten. „Ich kannte sie vorher gar nicht. Aber natürlich habe ich mich über ihren Besuch gefreut“, sagt Chakvetadze am Morgen danach. „Sie sind mein größter Fanclub.“

Gut 20 Stunden nach der gemeinsamen Tribünenparty steht der Neuzugang des HSV kerzengerade am Trainingsplatz, die Arme auf dem Rücken verschränkt. In gebrochenem Englisch lässt er seinen ersten Auftritt im Volkspark noch einmal Revue passieren. „It was nice“, sagt er alleine fünfmal. Es war nett. Besonders nett fand er aber tatsächlich seine Anhänger aus dem Kaukasus. Und obwohl die sechs Georgier bereits mit blauen Chakvetadze-Trikots und Landesflagge ausgestattet waren, schenkte der Neu-Hamburger seinen Fans sein blütenweißes Spieltrikot. Doppelt hält besser.

HSV: Chakvetadzes erinnert an Atouba

Im Idealfall könnte das Jersey mit der Rückennummer sieben („Ronaldo ist mein Vorbild“) sich schon bald zu einem echten Verkaufsschlager entwickeln. Natürlich kann man Chakvetadzes knapp 30-minütigen Auftritt mit Zahlen und Fakten ganz nüchtern zusammenfassen: 13 gewonnene Zweikämpfe, 43 intensive Läufe, 17 Sprints und ein Torschuss können sich durchaus sehen lassen.

Doch in keiner offiziellen Statistik lassen sich die „Ahs“ und „Ohs“ finden, mit denen der Mittelfeldmann gleich mehrfach bedacht wurde: Drei Hackentricks und ein Beinschuss erinnern fast schon an den legendären Thimothée Atouba, der Mitte der 2000er nur zu gerne die Rolle des Zirkuspferdes im Volkspark übernahm.

Auch Trainer Tim Walter war angetan vom ersten Heimauftritt seines Winter-Neuzugangs, machte aber nach der Partie auch klar, dass er mehr als ein bisschen Hacke-Spitze-eins-zwei-drei erwartet. „Natürlich hat Giorgi Potenzial. Aber er muss sich auch erst einmal finden. Er ist gerade einmal eine Woche da“, sagte Walter – und forderte dann von den Medienvertretern etwas, womit sich Chakvetadze selbst schwertun dürfte: „Bitte den Ball flachhalten.“

Noch zwölf Spiele Zeit hat der Nationalspieler, um bestmögliche Eigenwerbung zu betreiben. Denn nach Gent, das ihn ohne Kaufoption für die Rückrunde nach Hamburg verliehen hat, will Chakvetadze auf keinen Fall zurück. „Die Zeit in Belgien war nicht schön, aber darüber will ich nicht mehr sprechen“, sagt der Georgier, der hofft, schon an diesem Montag eine neue Wohnung in Hamburg zu finden. „Life is good“, sagt er noch am Sonntag. Das Leben ist schön.