Hannover/Hamburg. HSV trifft, doch Schiedsrichter verweigert die Anerkennung. Im Gegenzug fällt Hannovers Führung – doch die Entstehung wirft Fragen auf.

Tim Walter ist bekannt für seine emotionalen Gefühlsausbrüche an der Seitenlinie. Doch am Sonntag war der Trainer des HSV selbst für seine Verhältnisse überaus verärgert. Zu sehr frustrierten ihn die vergeblichen zarten Offensivbemühungen seiner Mannschaft bei der 0:1 (0:1)-Niederlage bei Hannover 96, aber auch die Leistung des Schiedsrichters.

Denn das Tor des Tages kam womöglich irregulär zustande, da HSV-Profi Bakery Jatta wenige Sekunden zuvor im Strafraum elfmeterreif zu Fall gebracht worden war.

HSV jubelt vergeblich, Hannover zu Recht?

Dabei lief zunächst alles nach Plan: Der HSV begann druckvoll und jubelte bereits über die vermeintliche Führung. In der 11. Minute traf Glatzel zwar per herrlichem Flugkopfball ins Netz, doch ergab das Videostudium eine Abseitsstellung des Vorbereiters Bakery Jatta.

Nahezu im Gegenzug durfte sich dafür dann Hannover über die Führung freuen. Einen Konter schloss Maximilian Beier nach einem Tänzchen mit Jonas Meffert und Faride Alidou mit einem Pfostenschuss ab, den Abpraller verwertete Linton Maina am chancenlosen HSV-Torhüter Marko Johansson vorbei ins Netz. Gyamerah hatte den Torschützen kurzzeitig aus den Augen verloren.

Mattuschka: Foul an Jatta vor dem 0:1

Allerdings zweifelte diesmal die Hamburger Seite den Treffer an, denn vor dem Gegenstoß wurde ein Foul von Sei Muroya im 96-Strafraum an Jatta reklamiert. Doch diesmal griff der Kölner Video-Keller nicht ein, Schiedsrichter Saschs Stegemann hatte ebensowenig zu beanstanden. „Ich bin es langsam leid, jedes Mal darüber diskutieren zu müssen. Man muss es sich einfach anschauen, wenn man sich nicht sicher ist“, zürnte Walter bei Sky.

"Für mich unverständlich, dass sich der Assistent diese Szene nicht noch einmal anschaut, es ist für mich ein Elfmeter", urteilte auch Sky-Experte Torsten Mattuschka. "Wofür haben wir denn den VAR? Diese Szene muss ich mir angucken und dann auf Elfmeter für den HSV entscheiden!" Auch HSV-Profi Moritz Heyer sah die Jatta-Szene als elfmeterreif an.

Walter schleuderte wütend seine Flasche zu Boden, die Hamburger Profis indes sammelten sich Mitte der ersten Hälfte wieder und zogen bis zum Pausenpfiff stellenweise ein regelrechtes Powerplay auf – allerdings ohne Erfolg. Einmal mehr war Glatzel der große Pechvogel, als sein Kopfball nach Flanke von Moritz Heyer hauchzart am rechten Hannoveraner Pfosten vorbeizischte (41.).

HSV hätte auf Platz drei klettern können

In der Folge hatte der HSV, der kurzfristig Jan Gyamerah für den verletzten Miro Muheim (kleiner Faserriss) in die Mannschaft bringen musste, zwar wie erwartet deutlich mehr Ballbesitz, zeigte sich aber nicht zielstrebig und effizient genug vor dem gegnerischen Tor. Und so endete die zuvor beachtliche Serie von zwölf ungeschlagenen Spielen in Serie beim Nordrivalen aus Hannover – zum Ärger von Tim Walter.

Denn mit einem Sieg hätte der HSV angesichts der Niederlage von Regensburg im Parallelspiel bei Heidenheim (0:3) sogar auf Relegationsplatz drei springen können. Stattdessen rutschten die Rothosen am Ende des Spieltages sogar von Rang fünf auf sieben ab – und sind somit zum Hinrundenabschluss gegen Hansa Rostock am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gefordert, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren.

HSV: Walter sieht "sehr gutes Auswärtsspiel"

Dort soll sich der HSV nach Walters Vorstellung dann auch endlich wieder für seine Mühen belohnen. „Wir haben sehr gut gespielt und ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Daher sind wir sehr zufrieden“, schloss der Trainer am Sky-Mikrofon nach Geburtstagsgrüßen an seine Frau versöhnlich. „Uns fehlt nur der Sieg, den wir heute definitiv verdient gehabt hätten.“

Dieser Ansicht war auch Walters Kapitän. „Wenn man sieht, wie wir gefightet und Fußball gespielt haben, lassen wir uns nicht aufhalten auf unserem Weg“, analysierte Sebastian Schonlau. Dieser Weg hat in Hannover durch die zweite Saison-Niederlage aber dennoch ein paar statistische Risse erfahren: Erstmals seit dem 0:0 in Heidenheim am 5. Spieltag blieb der HSV ohne eigenen Treffer. Zudem bedeuten 26 Punkte nach 16 Spielen einen vereinseigenen Negativrekord in der Zweiten Bundesliga.

HSV verliert in Hannover – die Bilder:

HSV verliert Nordduell bei Hannover 96

Wie gewonnen, so zerronnen: Nach elf Minuten bejubelte der HSV schon die vermeintliche Führung – doch dem Kopfballtreffer von Robert Glatzel (r.) wurde aufgrund einer Abseitsposition von Vorbereiter Bakery Jatta (M.) die Anerkennung verweigert.
Wie gewonnen, so zerronnen: Nach elf Minuten bejubelte der HSV schon die vermeintliche Führung – doch dem Kopfballtreffer von Robert Glatzel (r.) wurde aufgrund einer Abseitsposition von Vorbereiter Bakery Jatta (M.) die Anerkennung verweigert. © Witters | Unbekannt
Stattdessen fiel nur zwei Zeigerumdrehungen später das reguläre Tor auf der anderen Seite: Linton Maina verwertete einen ABpraller nach Pfostenschuss von Maximilian Beier.
Stattdessen fiel nur zwei Zeigerumdrehungen später das reguläre Tor auf der anderen Seite: Linton Maina verwertete einen ABpraller nach Pfostenschuss von Maximilian Beier. © Witters | Unbekannt
HSV-Trainer Tim Walter zürnte ob der Entstehung des Gegentreffers – denn vor dem 96-Konter hätte es Elfmeter für den HSV geben können.H
HSV-Trainer Tim Walter zürnte ob der Entstehung des Gegentreffers – denn vor dem 96-Konter hätte es Elfmeter für den HSV geben können.H © Witters | Unbekannt
In der 35. Minute musste HSV-Shootingstar Faride Alidou nach einem Zusammenprall mit Gael Ondoua länger behandelt werden, konnte schließlich aber weitermachen.
In der 35. Minute musste HSV-Shootingstar Faride Alidou nach einem Zusammenprall mit Gael Ondoua länger behandelt werden, konnte schließlich aber weitermachen. © Witters | Unbekannt
In der 61. Minute ging Hannovers Maina rund 30 Meter vor dem Tor im Duell mit Johansson zu Boden, doch der Stürmer kam zu Hamburgs Glück aus dem Abseits.
In der 61. Minute ging Hannovers Maina rund 30 Meter vor dem Tor im Duell mit Johansson zu Boden, doch der Stürmer kam zu Hamburgs Glück aus dem Abseits. © Witters | Unbekannt
Jan Gyamerah rückte gegen Hannover für den verletzten Miro Muheim auf die Position des linken Außenverteidigers.
Jan Gyamerah rückte gegen Hannover für den verletzten Miro Muheim auf die Position des linken Außenverteidigers. © Witters | Unbekannt
Bei Hannover lief der Ex-Hamburger Lukas Hinterseer (hier im Duell mit Moritz Heyer) von Beginn an auf.
Bei Hannover lief der Ex-Hamburger Lukas Hinterseer (hier im Duell mit Moritz Heyer) von Beginn an auf. © Witters | Unbekannt
Gute Freunde – nur nicht an diesem Mittag: Die Trainer Tim Walter (r., HSV) und Interimslösung Christoph Dabrowski (l., Hannover).
Gute Freunde – nur nicht an diesem Mittag: Die Trainer Tim Walter (r., HSV) und Interimslösung Christoph Dabrowski (l., Hannover). © Witters | Unbekannt
Die Gästekurve in Hannover war pickepackevoll.
Die Gästekurve in Hannover war pickepackevoll. © Getty Images | Unbekannt
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