Nürnberg/Hamburg. HSV-Youngster feiert im Pokalfight von Nürnberg seine doppelte Torpremiere. Dabei bekam er den Sieg erst gar nicht recht mit.
Als Jonas David den entscheidenden Elfmeter zum 4:2-Sieg (1:1/1:0) des HSV beim 1. FC Nürnberg mit etwas Glück verwandelt hatte, brauchte es schon die Mitspieler, um den Matchwinner auf den soeben sichergestellten Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals aufmerksam zu machen.
"Ich wusste nach dem Schuss ehrlich gesagt gar nicht, dass wir gewonnen haben", gestand David, "ich bin ja auch nicht direkt in die Kurve gelaufen. Als das Team auf mich zugesprintet kam, wusste ich, wir haben gewonnen."
Dass er zum Punkt schreiten würde, war für den Innenverteidiger keine spontane Entscheidung. "Ich habe schon vorher gesagt: Wenn Elfmeterschießen kommt, dann schieße ich", sagte David. "Manchmal ist es auch gut, Verantwortung zu übernehmen."
HSV: Davids Elfer-Scherz, Kittel wie Panenka
Bei der Ausführung selbst habe sich der vierte Hamburger Schütze indes keinen Kopf mehr gemacht: "Ich dachte mir einfach, ich nehme mir den Ball und schieße ihn rein." Der Einschlag im Netz sei zwar "etwas glücklich" gewesen. "Aber man hat an meiner Überzeugung gesehen, dass er reingeht", scherzte der Innenverteidiger.
Sehr von sich überzeugt war indes auch Sonny Kittel, der den zweiten Hamburger Elfmeter in Antonín-Panenka-Manier frech in die Tormitte lupfte. "Er strotzt ja auch vor Selbstbewusstsein. Und das ist ja auch eine Überzeugung, ihn so reinzumachen", befand HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes.
HSV: Heuer Fernandes "guckt" Elfer drüber
Der zweite Hamburger Sieggarant – vom DFB sogar offiziell zum "Man of the Match" auserkoren – ging derweil nicht minder überzeugend in den Showdown am späten Dienstagabend im Max-Morlock-Stadion.
"Ich habe mir vorgenommen, dass ich den einen halten kann. Den anderen habe ich dann übers Tor geguckt", sagte Heuer Fernandes, der nach dem Wolken-Fehlschuss von Lino Tempelmann beim letzten Nürnberger Versuch durch Asger Sörensen seinen rechten Spann Sieg bringend Richtung Mitte ausfuhr.
HSV-Torhüter spielt eigenen Anteil herunter
Seinen Anteil am Weiterkommen spielte Hamburgs Nummer eins dann aber eher herunter. "In einem Elfmeterschießen kannst du als Torwart in so einem Spiel nur gewinnen", urteilte der Deutsch-Portugiese, der sich aber auch schon in der regulären Spielzeit und vor allem der Verlängerung auszeichnen konnte.
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"Nürnberg hatte ein paar Chancen, da konnte ich der Mannschaft auch helfen", sagte Heuer Fernandes. Aber auch seine Mitspieler hätten noch einige Gelegenheiten gehabt, von denen manche nur nicht konsequent zu Ende gespielt worden seien: "Wir sind gut durchgebrochen und haben den Mann im Zentrum dann leider nicht gefunden."
HSV gewinnt Pokalfight in Nürnberg – die Bilder:
HSV im Pokal gegen Nürnberg
HSV schaut sich Ecke bei Ajax Amsterdam ab
Beim einzigen HSV-Treffer des Spiels wurde ein Hamburger dann aber umso besser gefunden: Jonas David. Der Kopfballtreffer des aufgerückten Abwehrmanns nach einem Eckball von Kittel kurz vor dem ersten Halbzeitpfiff (45.) sei laut dem Torschützen eine einstudierte Variante gewesen, die sich das Team vom niederländischen Spitzenclub Ajax Amsterdam abgeschaut habe.
Dabei sei es vor allem darauf angekommen, statt der sonst oftmals eher kurz getretenen Ecken den Ball diesmal lang in den Strafraum zu treten. "So ist das Überraschungsmoment entsprechend groß, und wir haben einige Kopfballspieler", erklärte David. "Wir haben aber auch überragende Spieler, die die Ecken kurz ausspielen können, da sind wir variabel und können aus beiden Varianten Kapital schlagen."
HSV: David kündigte seine Torpremiere an
David selbst konnte nun erstmals überhaupt aus seiner Kopfballstärke Kapital schlagen und in Nürnberg seine Torpremiere als Profi feiern. "Ich wurde schon das ein oder andere Mal darauf angesprochen, wann denn endlich mein Tor kommt", berichtete David.
"Ich habe zu meinem Freund gesagt: DFB-Pokal wäre doch mal gut. Jetzt ist es wahr geworden." Und das am Ende eines laut David "sehr, sehr anstrengenden" Spiels sogar gleich doppelt.
HSV: Elfmeterschützen meldeten sich freiwillig
"Das war überragend, heute war alles drin, was ein Pokalfight zu bieten hat", sagte Heuer Fernandes nach "120 Minuten Powerplay von beiden Mannschaften." Das war auch Tim Walter nicht entgangen. "Ich muss meiner Mannschaft ein Lob aussprechen, weil sie bis zum Schluss dran geglaubt und gearbeitet und sich beim Elfmeterschießen dann belohnt hat", sagte der HSV-Trainer.
Er habe übrigens keinen einzigen Schützen bestimmen müssen, verriet Walter. "Die Jungs haben von Anfang an gesagt 'Ich schieß als Erster, als Zweiter, als Dritter, als Vierter, als Fünfter, da musste ich nicht viel machen", sagte der Coach: "Die sind so überzeugt, dass sie den Ball reinhauen. Und dementsprechend haben sie es dann auch getan."
HSV-Fans beeindrucken Walter: "Richtig geil!"
Neben der sportlichen Belohnung mit einem möglicherweise attraktiven Gegner im Achtelfinale (Heuer Fernandes: "Egal, wer kommt, wir wollen das Spiel gewinnen") zahlt sich das Weiterkommen für den HSV auch finanziell aus – 515.000 Euro zuzüglich Zuschauereinnahmen sind garantiert.
Apropos Zuschauer: Für den eigenen Anhang hielt Walter denn auch noch ein Sonderlob parat. "Ich bin stolz auf unsere Fans! Dass da an einem Dienstagabend 1500 Zuschauer kommen, ist schon richtig geil", sagte Walter.
Die garantierten Pokal-Antrittsprämien:
- 1.Runde: 128.757 Euro
- 2. Runde: 257.514 Euro
- Achtelfinale: 515.028 Euro
- Viertelfinale: 1,004 Millionen Euro
- Halbfinale: 2,008 Millionen
- Finale: steht noch nicht fest