Hamburg. Leibold muss vorzeitig raus, weil seine Augen anschwellen. Erinnerungen an seine Nürnberger Zeit werden wach. Rasendünger als Auslöser?
Am Tag nach dem verdienten 2:1-Erfolg des HSV beim SC Paderborn sah Tim Leibold noch immer aus wie ein angeschlagener Boxer. Der Linksverteidiger war am Freitagabend zur Halbzeit wegen einer allergischen Reaktion ausgewechselt worden. Seine Augen waren derart dick angeschwollen, dass er nicht mehr weiterspielen konnte, verriet Trainer Tim Walter auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Immerhin konnte Leibold am Sonnabend schon wieder im Volkspark mit den Ersatzspielern trainieren, nachdem er am Abend Cortisontabletten eingenommen hatte. Sein rechtes Auge war allerdings noch immer gezeichnet von der Schwellung, auch wenn diese inzwischen rückläufig ist.
„Er sieht so aus, als hätten wir gestern verloren und er nicht geschlafen“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt, der bezüglich einer genauen Diagnose schnell wieder ernst wurde. „Seine Allergie ist fast schon ein bisschen mysteriös für uns, weil wir es uns nicht so richtig erklären können.“
HSV: Leibold hatte schon einmal eine allergische Reaktion
Auf der Suche nach einer Erklärung hilft ein Blick in die Krankenakte des Profis. Vor zwei Jahren hatte Leibold als damaliger Spieler des 1. FC Nürnberg schon einmal mit einer vergleichbaren allergischen Reaktion am Auge zu kämpfen. Es war der 12. April 2019, als der Verteidiger beim 1:1 der Franken gegen Schalke – wie jetzt in Paderborn – aussah, als hätte er einen Boxkampf verloren. Auch beim damaligen Bundesligaspiel wurde Leibold nach 50 Minuten vorzeitig ausgewechselt. Auf was er allergisch reagierte, wurde nie herausgefunden.
Der HSV wusste von diesem Vorfall, weshalb der Club zweieinhalb Monate später bei der Verpflichtung Leibolds sämtliche gesundheitliche Tests unternahm, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auch ein turnusmäßiger Pricktest – ein Hauttest, um allergische Reaktionen nachzuweisen – war dabei. „Es wurden aber keine großen Reaktionen festgestellt“, sagt Boldt zwei Jahre später an diesem Sonnabend.
Allergie-Schock bei Leibold – wegen Rasendünger?
Nun soll erneut ein Pricktest gemacht werden. Auch ein Zahntest soll zur Aufklärung beitragen. „Es ist schwer zu sagen, was der Auslöser für seine allergische Reaktion ist. Möglicherweise ist es ein Dünger im Rasen, einfach nur ein Infekt oder eine Creme vom Massieren, die er sich in die Augen gerieben hat. Vielleicht hat er auch etwas Falsches gegessen oder es stammt von Hausstaubmilben aus dem Bett“, philosophierte Dr. Boldt, der seine Vermutungen aber zugleich einordnete. „Wir bewegen uns im spekulativen Bereich. Es kann wirklich alles sein.“
Tim Leibold fehlt dem HSV in der Liga
Ob Leibold am Dienstag in der zweiten Runde des DFB-Pokals bei seinem Ex-Club Nürnberg (20.45 Uhr/Sky) zum Einsatz kommen kann, ist noch unklar. Der HSV will die gesundheitliche Entwicklung des Linksverteidigers in den nächsten Tagen abwarten. Im darauffolgenden Ligaspiel am Sonnabend gegen Holstein Kiel (20.30 Uhr/Sky und Sport1) wird Leibold in jedem Fall wegen einer Gelbsperre fehlen.
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Sein logischer Vertreter wäre Sommer-Neuzugang Miro Muheim, der bislang erst 80 Zweitligaminuten sammelte und noch einen Beweis schuldig blieb, dass er die Mannschaft verstärken kann. „Er war in seinen Aktionen leider nicht immer ganz so glücklich“, gibt Boldt offen zu, der aber auch den Kampfgeist des 23 Jahre alten Schweizers positiv notiert hat.
Boldt sagt, wer Leibold beim HSV ersetzt
„Es gelingt ihm nicht immer alles, aber was mir gefällt, ist, dass er sich davon nicht runterziehen lässt. Er bleibt mutig und versucht sich über diesen Weg, in das Spiel hineinzukämpfen.“ Für den Manager ist deshalb schon klar, dass Muheim gegen Kiel so etwas wie eine Einsatzgarantie bekommen wird. „Miro wird in der nächsten Woche definitiv ein Spiel von Anfang an bestreiten. Es wird ihm guttun, wenn er merkt, dass er gebraucht wird und seine Chance bekommt.“
Wie groß der Qualitätsunterschied zu Platzhalter Leibold ist, wurde allerdings in Paderborn erneut deutlich, als Muheim in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde und sehr fehlerhaft agierte. Auch deshalb – weil der HSV Leibold nicht gleichwertig ersetzen kann –, ist es wichtig, eine Erklärung für seine allergische Reaktion zu finden.