Hamburg. Der HSV bleibt zum vierten Mal in der Vorbereitung ungeschlagen. Vor dem Saisonstart gibt es aber noch einige Fragezeichen.
Die Stimmung war gelöst am Sonntagvormittag, als die HSV-Spieler in den Volkspark starteten. Es wurde gelacht, Neuzugang Robert Glatzel nahm Toni Leistner in den Arm, dann lief die Mannschaft gemeinsam in den Wald. Am Tag zuvor hatte das Team eine gelungene Generalprobe gefeiert.
Mit 1:0 besiegten die Hamburger im Rahmen der Saisoneröffnung den Schweizer Topclub FC Basel vor 4034 Zuschauern im Volksparkstadion dank des Tores von Manuel Wintzheimer (39.). „Es macht einfach Spaß, wieder vor Zuschauern zu spielen. Das brauchen wir“, sagte Trainer Tim Walter, dem auch der Auftritt seiner Mannschaft sechs Tage vor dem Zweitligastart beim FC Schalke Spaß machte.
HSV-Trainer Tim Walter sehr zufrieden
„Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs, sie waren mutig und haben Bereitschaft gezeigt. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte der 45-Jährige, der mit dem HSV auch im vierten Testspiel ungeschlagen blieb. Die Bilanz: Drei Siege – 1:0 gegen Innsbruck, 1:0 gegen Silkeborg, 1:0 gegen Basel – und ein 2:2 gegen Augsburg. Anfang gut, alles gut?
Wie gut die Hamburger kurz vor dem Start ihrer vierten Zweitligasaison wirklich sind, welche Ziele mit dem neuen Kader möglich sind, konnte aber auch der abschließende Test gegen Basel nicht beantworten. Dafür bleiben noch zu viele Fragen unbeantwortet. Zumindest konnte man am Sonnabend erneut erkennen, wie der HSV in der kommenden Saison Fußball spielen will. „Wir wollen immer den Ball haben. Und wenn wir ihn nicht haben, wollen wir ihn jagen“, sagte Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, der als einziger Feldspieler gegen Basel durchspielte und die Muskelverletzung von Josha Vagnoman für sich nutzen konnte.
HSV: Wintzheimer erzielte einziges Tor des Tages
Der HSV spielte von Beginn an mutig hinten heraus. Das funktionierte in der Innenverteidigung mit Jonas David und dem neuen Kapitän Sebastian Schonlau phasenweise schon gut, wenngleich das hohe Risiko auch immer Mal zu Fehlern führen wird, wie in der zweiten Minute bei einem missglückten Dribbling von David.
Szenen wie diese wird es im System von Walter immer mal geben. Aber eben auch gute Kombinationen aus der eigenen Hälfte heraus. So wie beim 1:0, als Schonlau und Stürmer Robert Glatzel mit zwei schnellen Kontakten in die Tiefe spielten, Wintzheimer in Position brachten und der dann mit viel Glück zum einzigen Tor des Tages traf.
„Wir müssen noch mehr die Tiefe suchen“
Von solchen Szenen hätte sich Walter mehr gewünscht. „Wir müssen noch mehr die Tiefe suchen“, sagte der Chefcoach, der das schnelle Spiel in die Spitze als einen Schwerpunkt im Laufe der Vorbereitung trainiert hatte.
Fünf Tage hat der HSV noch Zeit, sich auf das Topspiel gegen Bundesliga-Absteiger Schalke vorzubereiten. Fünf Wochen hatte Walter Zeit, seinem Team seine Spielidee zu vermitteln. Es wird vermutlich einige Wochen dauern, ehe alle Profis die Abläufe des durchaus komplexen Systems verinnerlicht haben.
Besetzung der Achterpositionen offen
Wer auf Schalke von Walter das Vertrauen in der Startelf erhält, deutete sich am Sonnabend an. Neben David scheint Gyamerah in der Viererkette einer der Gewinner zu sein. Bis zuletzt wurde über seinen Abgang spekuliert, nun scheint der 26-Jährige rechts hinten den Vorzug zu erhalten vor Moritz Heyer, den Walter auf der Sechs einplant. Dort ist aber der Ex-Kieler Jonas Meffert nach seinem guten Auftritt gegen Basel gesetzt.
Offen bleibt, wer auf den Achterpositionen beginnt. Ludovit Reis dürfte seinen Platz sicher haben, daneben spielte gegen Basel David Kinsombi, weil Anssi Suhnen wegen Oberschenkelproblemen fehlte. Der junge Finne, bis dahin einer der Gewinner der Vorbereitung, soll am Dienstag wieder trainieren. Walter will sich daher noch nicht festlegen. „Die Jungs, die heute in der Startelf standen, haben einen kleinen Vorsprung. Aber das kann sich diese Woche im Training noch drehen. Wenn jemand nicht gut trainiert, spielt ein anderer.“
Sportvorstand Boldt: Kader verändert sich noch
Sportvorstand Jonas Boldt kündigte am Sonnabend an, dass sich der Kader im Laufe der Transferperiode bis zum 31. August noch verändern wird. „Man merkt, dass auf dem Markt durch Corona alles etwas langsamer ist. Dafür sind wir schon gut aufgestellt“, sagte Boldt. „Aber es wird sicher nicht das Ende sein.“ Priorität hat die Torhüterposition. Der HSV sucht einen Neuzugang, der Daniel Heuer Fernandes den Stammplatz streitig machen könnte. Auch hofft der Club auf ein attraktives Angebot für Amadou Onana oder Josha Vagnoman, um den Kader weiter verstärken zu können.
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Boldt ist zudem zuversichtlich, mit Walter das Potenzial des Kaders ausschöpfen zu können, insbesondere durch eine schärfere Leistungskultur. „Die Trainingsintensität ist nach oben geschraubt worden“, sagt Boldt, dem Walters Kompromisslosigkeit gefällt.
HSV bereitet sich auf neue Saison vor
Diese sei gefragt, wenn der HSV in der neuen Saison wieder gegen Mannschaften wie Sandhausen, Regensburg und Aue spielt. „Wir haben viel zu viele Spiele verloren gegen Mannschaften, die in der Tabelle tiefer standen. Spiele, in denen Leidenschaft und Kampf gefragt sind. Wir müssen gucken, dass wir mehr Prozentpunkte aus uns herausholen“, sagt Boldt.
Der Anfang ist gemacht. Damit auch das Ende gut wird, muss noch viel passieren. Da sind sich beim HSV alle einig.
HSV: Heuer Fernandes – Gyamerah, Schonlau (68. Rohr), David (68. Leistner), Leibold (68. Heyer) – Meffert (63. Gjasula) – Reis (68. Muheim), Kinsombi (63. Onana) – Wintzheimer (75. Opoku), Glatzel (63. Kaufmann), Jatta (75. Meißner). Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg).