Hamburg. Der Paderborner hatte sich bereits 2020 mit Mutzel getroffen. Nun sollen ihm „Klaus und Claus“ das Eingewöhnen einfacher machen.
Es war 17.20 Uhr, als am späten Dienstagnachmittag die Nachricht auf Klaus Gjasulas Handy aufploppte, auf die der HSV-Profi schon etwas länger gewartet hatte: „Du wirst mich wohl einfach nicht los“, stand in der WhatsApp-Nachricht, die Sebastian Schonlau seinem alten, neuen Mannschaftskollegen geschickt hatte.
„Ich wusste schon ein bisschen länger, dass der HSV großes Interesse an Sebastian hat. Die endgültige Entscheidung habe ich aber erst am Dienstag mitbekommen“, sagt Gjasula, der mit Schonlau zwei Jahre zusammen beim SC Paderborn spielte und nun in Hamburg das schaffen will, was den beiden zusammen in Ostwestfalen vor zwei Jahren gelang: der Aufstieg in die Bundesliga.
Gjasula: Schonlau verbessert den HSV
„Sebastian ist für alle ein Gewinn“, sagt Gjasula am Tag danach, als die Verpflichtung Schonlaus bereits offiziell verkündet wurde. Der 26 Jahre alte Kapitän des SCP wechselt ablösefrei in den Volkspark und hat einen Dreijahresvertrag unterzeichnet. „Ich freue mich sehr, dass das alles geklappt hat“, sagt Schonlau, als das Abendblatt den Neu-Hamburger im Paderborner Quarantäne-Trainingslager im Bad Lippspringer Best Western Premier Park Hotel erreicht. „Vor allem freue ich mich darauf, auch mal in einer Großstadt zu leben – und natürlich freue ich mich auch auf Klaus.“
Das Vergnügen hätte Schonlau um ein Haar schon ein Jahr früher haben können, wobei damals ein anderer Claus verantwortlich war: Claus Costa. Der Chefscout des HSV hatte sich bereits im Sommer 2020 intensiv um Schonlau gekümmert und hatte ihn mit Sportdirektor Michael Mutzel besucht. „Ich wollte schon vor einem Jahr zum HSV“, sagt Schonlau heute. „Aber damals war das finanziell noch nicht möglich.“
Der Vertrag des ball- und passsicheren Abwehrmanns lief noch ein Jahr, zudem wollte Paderborns Trainer Steffen Baumgart nicht auf seinen Führungsspieler verzichten. „Sebastian war der wichtigste Spieler in unserem System“, sagt Baumgart, der seinen Kapitän auch gerne in diesem Sommer zum 1. FC Köln mitgenommen hätte. „Wir haben über die Möglichkeit gesprochen, aber Sebastian hat mir gesagt, dass er unbedingt zum HSV will“, sagt Baumgart.
Baumgart: Darum ist Schonlau so stark
Doch wer ist dieser Mann, der auch noch von Schalke und Düsseldorf umworben wurde? „Sebastian ist ein Spieler, der sehr klar ist. Sowohl fußballerisch als auch außerhalb des Platzes“, sagt Baumgart. Und Gjasula lobt: „Er hat ein sehr gutes Aufbau- und Passspiel, ein intelligenter Spieler. Sebastian hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Führungsspieler entwickelt.“ Auf dem ersten Blick die üblichen Lobhudeleien, wenn mal wieder ein Neuer kommt.
Doch auch ein zweiter Blick auf den nüchternen Daten-und-Fakten-Wust kommt zu ähnlichen Ergebnissen. So hat das etwas nerdige Onlineportal „Total Football Analysis“ nach Schonlaus Bundesligajahr mit Paderborn den Innenverteidiger auf Herz und Nieren überprüft. Die nackten Zahlen: Der frühere „Sechser“ bestach mit einer Passquote von 89,5 Prozent und konnte starke 8,16 Bälle pro Spiel vom Gegner abfangen. Im Basketball würde man von „Steal“ sprechen.
Schonlau musste nur selten Foul spielen, hatte aber auch Schwächen: Er spielte nur 4,38 lange Pässe pro Spiel, von denen auch nur 46,6 Prozent ankamen. Auch seine Kopfballduellquote von 55,6 Prozent klang ausbaufähig. Trotzdem zog das Fachportal ein klares Fazit: „Schonlau ist ein Bundesligaspieler.“
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HSV: Schonlau rief Mutzel persönlich an
Ein Jahr (und einen weiteren HSV-Nicht-Aufstieg) später ist er formal allerdings noch immer ein Zweitligaspieler. „Wir haben uns sehr lange um Sebastian bemüht und wussten, dass ein Aufstieg unsere Position verbessern würde“, sagt Sportdirektor Mutzel. „Sebastian hat dann aber von sich aus am Montagmorgen angerufen und zugesagt. Das fand ich schon ein sehr starkes Zeichen.“
Nach dem Saisonabschluss mit dem SC Paderborn in Würzburg überlegt Schonlau, bereits in der kommenden Woche mal in seine neue Wahlheimat zu fahren. „Ich kenne Hamburg von ein paar Besuchen, aber in den Stadtteilen kenne ich mich noch nicht so aus“, sagt er. „Ich würde auf jeden Fall gerne mitten in der Stadt wohnen. Vielleicht hat der eine oder andere ja schon einen Tipp für mich.“ Klaus und Claus dürfen sich da sicherlich angesprochen fühlen.