Hamburg. Der HSV-Trainer euphorisiert die Fans. Warum Horst Hrubesch in dieser Phase genau der Richtige ist.

Für viele HSV-Fans war die Lage am Dienstag klar. Als der 1. FC Köln am Vormittag die Verpflichtung von Paderborns Steffen Baumgart als neuen Cheftrainer bekannt gab, hatten die meisten User in den sozialen Netzwerken schon eine Idee, wer anstelle von Baumgart der Nachfolger von Horst Hrubesch beim HSV werden solle: Horst Hrubesch.

„Danke, Horst“ war der wohl meist formulierte Satz in den HSV-Foren nach dem furiosen 5:2-Sieg der Hamburger am Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg, der rund um den Volkspark für einen schon häufig erlebten Stimmungswechsel sorgte, der in dieser Schnelligkeit wohl nur bei Clubs wie dem HSV zu beobachten ist. Die Hoffnung ist zurück. Der HSV ist wieder da. Horst, Horst, hurra!

Hrubesch ist in dieser Phase genau der Richtige

Doch so schnell der 70-Jährige mit seiner Art und seinem ersten Spiel als HSV-Trainer auch für ein euphorisiertes Umfeld gesorgt hat, so klar ist auch, dass die Arbeit von Hrubesch auf drei Wochen begrenzt ist. Für diese Phase, das hat seine erste Woche gezeigt, ist er aber genau der Richtige. „Es war eine riesige Woche auch für mich. Mir macht es richtig Spaß, und die Jungs ziehen mit“, sagte Hrubesch am Montag am Ende eines langen Tages. „Jetzt muss ich nach Hause und schlafen. Ich bin kaputt“, sagte Hrubesch und griff sich eine Colaflasche.

Terodde, Jatta und Kittel schießen Nürnberg aus dem Stadion

Simon Terodde (M.) erzielte einen Doppelpack gegen Nürnberg. Der Torjäger steht nun bei 23 Saisontreffern.
Simon Terodde (M.) erzielte einen Doppelpack gegen Nürnberg. Der Torjäger steht nun bei 23 Saisontreffern. © Witters | Unbekannt
Simon Terodde (M.) erzielte einen Doppelpack gegen Nürnberg. Der Torjäger steht nun bei 23 Saisontreffern.
Simon Terodde (M.) erzielte einen Doppelpack beim 5:2-Sieg gegen Nürnberg. Der Torjäger steht nun bei 23 Saisontreffern. © Witters | Unbekannt
HSV-Talent Robin Meißner erzwang mit seinem Schuss die Führung gegen Nürnberg.
HSV-Talent Robin Meißner (r.) erzwang mit seinem Schuss die Führung gegen Nürnberg. Der 21-Jährige begeisterte bei seinem Startelf-Debüt. © Witters | Unbekannt
Abklatschen nach erledigter Aufgabe: Horst Hrubesch hat den HSV wieder wachgeküsst.
Abklatschen nach erledigter Aufgabe: Horst Hrubesch hat den HSV wieder wachgeküsst. © Witters | Unbekannt
Engagiert an der Seitenlinie unterstützte Hrubesch seine Mannschaft, wo er nur konnte. Gelingt dem HSV doch noch das Aufstiegswunder?
Engagiert an der Seitenlinie unterstützte Hrubesch seine Mannschaft, wo er nur konnte. Gelingt dem HSV doch noch das Aufstiegswunder? © Witters | Unbekannt
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Hrubesch gibt Onana ein paar taktische Anweisungen nach dem Sieg gegen Nürnberg.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Hrubesch gibt Onana ein paar taktische Anweisungen nach dem Sieg gegen Nürnberg. © Witters | Unbekannt
Manuel Wintzheimer holte kurz vor Schluss noch einen Elfmeter heraus ...
Manuel Wintzheimer holte kurz vor Schluss noch einen Elfmeter heraus ... © Witters | Unbekannt
... den Simon Terodde eiskalt verwandelte. Sein 23. Streich in dieser Saison.
... den Simon Terodde eiskalt verwandelte. Sein 23. Streich in dieser Saison. © Witters | Unbekannt
Robin Meißner zieht ab – und scheitert an der Latte. Der Youngster machte ein starkes Spiel.
Robin Meißner zieht ab – und scheitert an der Latte. Der Youngster machte ein starkes Spiel. © Witters | Unbekannt
Bakery Jatta bei seinem Schlenzer zum 2:0 für den HSV.
Bakery Jatta bei seinem Schlenzer zum 2:0 für den HSV. © Witters | Unbekannt
In dieser Verfassung will der HSV Amadou Onana dauerhaft sehen: Der 19 Jahre alte Belgier überzeugte gegen Nürnberg.
In dieser Verfassung will der HSV Amadou Onana dauerhaft sehen: Der 19 Jahre alte Belgier überzeugte gegen Nürnberg. © Witters | Unbekannt
David Kinsombi (r.) zeigte gegen Nürnberg, welche Qualitäten in ihm stecken.
David Kinsombi (r.) zeigte gegen Nürnberg, welche Qualitäten in ihm stecken. © Witters | Unbekannt
Sonny Kittel nahm unter seinem Ziehvater Horst Hrubesch die Rolle des Leaders ein.
Sonny Kittel nahm unter seinem Ziehvater Horst Hrubesch die Rolle des Leaders ein. © Witters | Unbekannt
Der eingewechselte Heil kann es nicht mehr verhindern: Nürnbergs Rosenlöcher trifft sehenswert zum 5:2-Endstand.
Der eingewechselte Heil kann es nicht mehr verhindern: Nürnbergs Rosenlöcher trifft sehenswert zum 5:2-Endstand. © Witters | Unbekannt
HSV-Youngster Amadou Onana (r.) scheiterte mit seinem Kopfball in der 14. Minute gegen Nürnberg an der Latte.
HSV-Youngster Onana (r.) scheiterte mit seinem Kopfball in der 14. Minute gegen Nürnberg an der Latte. Der Belgier machte ein gutes Spiel. © Witters | Unbekannt
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Genau eine Woche zuvor hatte sich HSV-Sportvorstand Jonas Boldt nach fünf sieglosen Spielen in Folge von Trainer Daniel Thioune getrennt und Nachwuchsdirektor Hrubesch überzeugen können, für die letzten drei oder möglicherweise fünf Spiele der Saison die Profis zu übernehmen.

Er will dem Team den Glauben an sich wiedergeben

Und Hrubesch schaffte genau das, was sich die Verantwortlichen von dieser Entscheidung erhofft hatten: einen Stimmungswechsel innerhalb der Mannschaft. Wie er das geschafft hat? Ganz einfach: „So banal es klingt, aber Fußball macht nur Spaß, wenn du Spaß daran hast“, sagte Hrubesch und fasste damit die völlig überhöhte Fußballwissenschaft in einer simplen Formel zusammen.

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„Die Jungs hatten ein Problem, von sich selbst überzeugt zu sein. Das war mein Hauptaugenmerk“, sagte Hrubesch. Der langjährige DFB-Trainer, der erstmals seit 1997 wieder eine Vereinsmannschaft übernommen hat, versuchte in seiner ersten Woche die Inhalte so einfach wie möglich zu halten. Er legte sich früh auf eine Startelf fest und gab seinen Spielern damit Vertrauen und Sicherheit.

Einfache Trainingsformen

Er wählte einfache Trainingsformen, in denen der Spaß im Fokus stand. Und vor allem schaffte er es, mit seiner offenen und lockeren Kommunikation die Verkrampfung bei den Spielern zu lösen. „Er hat uns extrem stark geredet – vor allem die Spieler, die zuletzt hinten dran waren. Das hat heute Früchte getragen“, sagte Abwehrchef Toni Leistner nach dem Spiel bei Sky. So sehr Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel das Ziel verfolgten, den Weg mit Thioune fortzusetzen, so sehr waren sie am Ende überzeugt, dass die Stimmung im Team einfach zu schlecht war.

Immer wieder ist zu hören, welche Rolle Ex-Stürmer Bobby Wood dabei spielte. Nach Abendblatt-Informationen spielte Thioune schon im Februar mit dem Gedanken, den US-Amerikaner aus dem Team zu nehmen. Zu schlecht waren dessen Trainingsleistungen, zu groß Woods Einfluss auf die Stimmung in der Kabine.

Als die Atmosphäre in der Mannschaft kippte

Doch anstatt den Stürmer vom Trainingsbetrieb freizustellen, entschied sich Thioune, Wood wieder zu stärken. Beim 2:0 gegen Heidenheim Ende März machte der 28-Jährige als Simon-Terodde-Ersatz noch ein passables Spiel, doch als Wood auch in Hannover den Vorzug vor Terodde bekam und Thioune ihn erst spät vom Platz nahm, kippte nicht nur die 3:0-Führung in ein 3:3, sondern auch die Atmosphäre in der Mannschaft.

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Als Wood sich dann auch noch eine Woche später nach dem 1:2 gegen Darmstadt in der Kabine mit Thioune anlegte und der Trainer sich auf Woods Provokation einließ, war es vorbei mit dem guten Klima im Team, das zuvor von allen Beteiligten heraufbeschworen wurde. Nicht nur Wood musste gehen, sondern später auch Thioune.

Positive Stimmung im Team

Es ist das größte Verdienst von Hrubesch, dass er die Stimmung in der Mannschaft innerhalb kurzer Zeit wieder ins Positive drehte und dafür sorgte, dass der HSV in den kommenden zwei Wochen in der Hotelquarantäne keine trostlosen Tage verbringt, sondern noch auf die Restchance im Aufstiegskampf hinarbeiten kann. „Wir werden keine Probleme haben, miteinander klarzukommen. Es gibt ja Playstation und so weiter“, sagte Hrubesch und lachte.

Am Mittwoch zieht die Mannschaft für drei Nächte ins Teamhotel Grand Elysée, um dort die von der DFL verordnete Quarantäne zu verbringen. Nach einer Nacht in Osnabrück und dem Spiel am Sonntag an der Bremer Brücke geht es für eine weitere Woche ins Hotel Treudelberg in Lemsahl. Gewinnt der HSV in Osnabrück, bliebe es zumindest noch bis zum letzten Spieltag spannend.

HSV könnte sogar aus eigener Kraft noch in die Relegation

Dann spielt der HSV im Volkspark gegen Braunschweig. „Wenn wir beide Spiele gewinnen und der liebe Gott mit uns ist, dann gehen wir vielleicht in die Relegation“, sagte Hrubesch. Sollte dem HSV das gelingen, würde sich die Trainersuche wohl auch noch verzögern.

Auf Steffen Baumgart dürfen die Hamburger trotz seines Wechsels nach Köln noch hoffen. Gewinnt der SC Paderborn am Sonntag gegen Greuther Fürth, könnte der HSV sogar aus eigener Kraft noch in die Relegation einziehen. Dann hieße es in Hamburg endgültig: Horst, Horst, hurra.