Hamburg. Die Personaldecke gerade in der Defensive wird vor dem Spiel in Würzburg immer dünner. Mit welchen Gedankenspielen sich Thioune trägt.

Zwischen dem 14. und 17. Spieltag konnte Daniel Thioune gleich in vier aufeinanderfolgenden Zweiligaduellen ein- und dieselbe Startelf aufbieten – es war eine Premiere für den ansonsten recht wechselfreudigen Trainer in seiner allerdings noch immer jungen Ära beim HSV. Doch seit dem 0:0 gegen Düsseldorf am 18. Spieltag ist es gezwungenermaßen vorbei mit der personellen Konstanz.

Josha Vagnoman hatte sich zuvor beim 4:2-Sieg in Braunschweig einen doppelten Bänderriss im rechten Sprunggelenk zugezogen. Später gesellten sich noch Toni Leistner (Muskelbündelriss) und jüngst auch Jeremy Dudziak (Oberschenkelzerrung) ins HSV-Lazarett, das sich durch den Langzeitausfall von Rick van Drongelen (Kreuzbandriss) ohnehin gerade in der Defensive sukzessive erweiterte.

HSV: Ambrosius vergrößert Abwehrsorgen

"Die Personaldecke ist ja jetzt auch nicht so gut bestückt bei uns", bekundete am Dienstag daher auch Thioune, für den sich die Abwehrsorgen vor dem Spiel bei den Würzburger Kickers am Sonntag (13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) durch die Gelb-Sperre von Innenverteidiger Stephan Ambrosius sogar noch einmal vergrößert haben.

Thioune ist daher längst in Gedankenspiele über die kommende Aufstellung vertieft – und muss bei der Suche nach einem Ersatz für Ambrosius auch eine formationsbedingte Kettenreaktion berücksichtigen. "Ganz so viel Auswahl hab ich ja nicht", sagt der 46-Jährige, der sich am ehesten vorstellen kann, Allzweckwaffe Moritz Heyer in den Abwehrverbund zurückzuziehen.

Defensiv-Allrounder Moritz Heyer wäre die logischste Besetzung in der Innenverteidigung.
Defensiv-Allrounder Moritz Heyer wäre die logischste Besetzung in der Innenverteidigung. © Witters | Unbekannt

HSV: Onana-Comeback nach zwölf Spielen?

Da dadurch aber eine Planstelle im Mittelfeld vakant werden würde, müsste Thioune wiederum im Zentrum umplanen. Eine Option wäre die Hereinnahme von Amadou Onana, dessen letzter Startelf-Einsatz bereits vom 10. Spieltag datiert, als der HSV Anfang Dezember mit dem 0:1 im Volkspark gegen Hannover 96 seine bis dato überhaupt letzte Niederlage kassierte.

Noch hofft Thioune aber eher noch auf die endgültige Genesung Dudziaks, der eigentlich schon in der vergangenen Woche ins Mannschaftstraining hätte zurückkehren sollen. "Da waren wir letzte Woche zu Beginn etwas euphorischer, das nehme ich jetzt ein bisschen zurück", sagte Thioune am Dienstag über Dudziak, der tags darauf immerhin schon wieder am Team schnupperte.

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Nach nur einer Stunde beendete der 25-Jährige am Mittwoch die Einheit nach Absprache aber vorzeitig. Dudziak soll nun sein Pensum bis zum Wochenende kontinuierlich steigern, um dann bestenfalls in den Kader für Würzburg berufen werden zu können. "Es ist aber nicht so, dass es zwingend passieren kann", sagt Thioune. "Wir müssen abwarten, was jeder Tag so bringt."

Thioune: Auch Dudziak und Kinsombi können verteidigen

Einen Schritt weiter ist Josha Vagnoman, der am Mittwoch bereits wieder voll mit der Mannschaft trainierte. Doch auch für den Außenverteidiger gilt wie für Dudziak der Donnerstag als von Thioune auserkorener Stichtag: Sollten beide an diesem Tag das Training beschwerdefrei überstehen, "sind sie sicherlich auch Alternativen für den Spieltagskader".

Wäre ein zentrales Mittelfeld mit Dudziak und den zuletzt dort aufgebotenen Aaron Hunt und David Kinsombi aber nicht ein Stück zu offensiv? "David Kinsombi ist ausgebildeter Innenverteidiger, Jeremy Dudziak Außenverteidiger, also verteidigen können sie auch", sagt Thioune zu dieser Option. Allerdings sei tatsächlich keiner der Genannten derart defensiv ausgerichtet wie Heyer.

Kehrt van Drongelen gegen St. Pauli zurück?

Als möglichen Ambrosius-Ersatz lässt Thioune aber auch Jonas David nicht außer Acht. Allerdings wäre eine Nominierung des 20-Jährigen nach bislang erst auf vier Kurzeinsätze verteilte 47 Minuten Spielpraxis in der Zweiten Bundesliga eine echte Überraschung. Also eher eine Lösung rund um Onana? Die Einwechselspieler gegen Fürth, zu denen auch der Belgier zählte, hätten es "nicht schlecht gemacht", lässt Thioune durchblicken.

Für Rick van Drongelen indes käme ein Einsatz "noch ein bisschen zu früh", bekennt Thioune. Der lange verletzte Innenverteidiger habe gerade überhaupt erst wieder eine Woche "vollumfänglich mit Zweikämpfen" trainiert. "Sicher tun ihm noch einmal ein, zwei Wochen gut. Wir müssen echt vorsichtig sein", sagt Thioune über van Drongelen, den er frühestens zum Stadtderby gegen den FC St. Pauli am 1. März zurück erwartet.

Rick van Drongelen hat sein Comeback weiter fest im Blick.
Rick van Drongelen hat sein Comeback weiter fest im Blick. © Witters | Unbekannt

Doch zunächst steht die undankbare Aufgabe beim Schlusslicht aus Franken an. Und dort möchte Thioune die Aufstellungsfrage am Ende weniger mit Namen beantworten als mit der taktischen Ausrichtung. "Die Raute bietet uns ein bisschen mehr an", sagt er über die Formation mit je einem Sechser und Stoßstürmer sowie je zwei Flügelstürmern und eher nach außen orientierten Mittelfeldspielern. "Das Spiel wird sicher komplett überladen sein. Vielleicht finden wir ja unser Glück in den Flügelzonen."