Darmstadt/Hamburg. Stürmer schießt dramatischen ersten Sieg nach Negativserie heraus – und stellt einen Rekord ein. Sorgen um Gjasulas Nase.

Der HSV kann doch noch gewinnen: Nach fünf vergeblichen Anläufen hat die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune am Sonnabend mal wieder drei Punkte eingefahren. Durch den 2:1 (0:0)-Sieg bei Darmstadt 98 hält der HSV auf Platz vier mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Fürth weiter den Kontakt zur Spitze.

Entscheidender Mann am Böllenfalltor war einmal mehr Torjäger Simon Terodde: Erst brachte der Stürmer Hamburg in der 70. Minute per Elfmeter-Nachschuss – Darmstadts Serdar Dursun hatte den Ball nach einem langgezogenen Freistoß des eingewechselten Aaron Hunt mit der Hand gespielt – in Führung.

Dann führte Terodde seine Farben kurz vor Schluss nach einer Flanke von Tim Leibold zurück auf die Siegerstraße (87.), nachdem der HSV zuvor trotz Überzahl den Ausgleich durch Tobias Kempe hatte hinnehmen müssen (78.). Patrick Herrmann hatte wegen wiederholten Foulspiels nur vier Minuten eher die Gelb-Rote Karte gesehen.

Darmstadt gegen HSV – die Statistik

Darmstadt 98

Schuhen - Pfeiffer, Höhn, L. Mai - Herrmann, Holland, Kempe ,Paik ,Marvin Mehlem - Serd. Dursun (85. Honsak), Seydel (61. Berko). Trainer: Anfang

HSV

Ulreich - Vagnoman (85. Jatta), Leistner, S. Ambrosius, Leibold  - Gjasula (46. Hunt), Heyer, Dudziak (90. Kinsombi) - Narey, Terodde , Wintzheimer (85. Wood). Trainer: Thioune

Schiedsrichter

Nicolas Winter (Freckenfeld)

Zuschauer

Tore

0:1 Terodde (70./Elfmeter-Nachschuss), 1:1 Kempe (78.), 1:2 Terodde (87.)

Gelbe Karten

Herrmann, Holland, Anfang (Trainer)  – Wintzheimer, Gjasula, Ulreich

Gelb-Rote Karte

Herrmann (74.)

1/7

Terodde stellt seinen Doppelpack-Rekord ein

Nicht nur Terodde fiel nach dem ersten Sieg nach zuvor drei Niederlagen und zwei Unentschieden ein großer Stein vom Herzen. Es seien "einige Knoten" geplatzt, bekannte der Topstürmer nach dem Abpfiff bei "Sky": "Man hat schon gemerkt, dass es wichtig war, mal wieder zu gewinnen." Nach den verpassten Chancen beim 0:1 in der Vorwoche gegen Hannover habe sich die Mannschaft den Erfolg nun "vielleicht auch verdient".

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Für Terodde war es auch persönlich ein erfolgreicher Tag: Mit den Treffern zehn und elf der laufenden Saison stellte er einen eigenen Rekord ein. Wie in der Saison 2018/19 steht der Angreifer auch nun schon bei fünf Doppelpacks. Insgesamt war es sogar schon Teroddes 35. Doppelpack seiner Zweitligakarriere.

HSV-Profis ziehen Terodde nach Elfmeter auf

Zumindest das erste Erfolgserlebnis am Böllenfalltor stand allerdings auf wackeligen Beinen. Denn beim Elfmeter scheiterte er zunächst an Torhüter Marcel Schuhen – bevor ihm der Ball zum Abstauben wieder vor die Füße fiel. "Das war glücklich", gestand Terodde: "Die Mitspieler haben mich auch schon aufgezogen. Aber heute war das Glück wieder auf meiner Seite."

Darmstadts Kempe poltert gegen Schiedsrichter

Ganz und gar nicht glücklich war dagegen Darmstadts Kempe mit der Entstehung des entscheidenden Terodde-Streichs. "Er legt sich den Ball fünf Meter weit nach vorne", sagte der Ausgleichs-Torschütze zu einem vorangegangenen Freistoß, ehe Tim Leibold per abgefälschter Flanke seinen Stürmer bedienen konnte. "Es gibt eine klare Regel, dass der Ball dort liegen soll, wo gefoult wurde", monierte Kempe nach einem Spiel voller "strittiger Entscheidungen".

HSV-Freistoß: Anfang rüffelt die eigenen Spieler

Kempes Trainer sah es hingegen etwas differenzierter. "Da muss ich eigentlich meine Spieler rüffeln", sagte Markus Anfang, "sie müssen sich eigentlich vor den Ball stellen oder ihn wegschießen. Was natürlich überhaupt nicht sportlich ist, aber in dem Fall sehr effektiv gewesen wäre." Gleichwohl mache es einen Unterschied, ob ein Freistoß in der eigenen Hälfte oder der des Gegners ausgeführt werde. In diesem Fall habe der HSV durch die Vorverlegung des Freistoßes zwei Darmstädter überspielt, so Anfang: "Das ist schon entscheidend."

Thioune-Kritik an Verhalten in Überzahl

Unstrittig ist derweil: Der HSV ist auf dem Papier in die Erfolgsspur zurückgekehrt – und darf sich nach dem Bruch der Negativserie über den Fortbestand einer positiven Serie freuen. Denn durch das 2:1 ist der HSV auch im achten Pflichtspiel in Darmstadt ohne Niederlage geblieben. "Ich fand, dass wir von Beginn an gezeigt haben, dass wir das Fußballspiel hier gewinnen wollen", sagte Thioune. Lediglich nach dem Platzverweis für Darmstadt habe seine Mannschaft "ein bisschen zu sehr verwalten" wollen.

HSV-Defensive stellt Thioune zufrieden

Für den HSV, der in der vergangenen Saison im Herbst die entscheidenden Punkte für die Rückkehr in die Bundesliga liegen gelassen hatte, war es der erste Dreier seit dem 3:1 gegen die Würzburger Kickers am 24. Oktober. In Darmstadt gelang es Thiounes Team, nach drei Niederlagen in Folge die Defensive zu stabilisieren. "Wir haben 90 Minuten bis auf das Gegentor gar nichts zugelassen", analysierte Thioune. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Mannschaft Angst hatte."

Die Pressekonferenz nach dem Spiel:

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Ulreichs Unsicherheit bei Pfeiffers Kopfball

Eine Darmstädter Großchance aus der ersten Halbzeit hatte der HSV-Coach da allerdings wohl schon aus seinem Gedächtnis gestrichen: In der 34. Minute wäre ausgerechnet ein ehemaliger Hamburger um ein Haar zum Torerfolg gekommen. Nach einer Kempe-Ecke setzte sich Patric Pfeiffer im Luftduell gegen Stephan Ambrosius durch, doch der Kopfball zischte knapp links am zögernden Torhüter Sven Ulreich und dem Tor vorbei.

Thioune: Ballbesitz rechtfertigt den HSV-Sieg

"Da standen wir mit dem Körper ein bisschen zu weit weg", befand HSV-Sportdirektor Michael Mutzel, der in der Halbzeit mehr Mut im Spiel nach vorne anmahnte. Diesen bewies der HSV zwar auch im zweiten Durchgang nur bedingt, dennoch schloss Trainer Daniel Thioune: "Aufgrund der Spielanlage und des Ballbesitzes (62 Prozent/Anm.d.Red.) geht der Sieg schon in Ordnung."

Schon am Dienstag geht es nun in der Englischen Woche zum Jahreabschluss weiter mit dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de). Ob Klaus Gjasula dann wieder mitwirken kann, scheint fraglich. Der Mittelfeldspieler musste zur Pause mit blutender Nase ausgewechselt werden.

Schmerzhaftes Aus: Klaus Gjasula beim Gang in die Kabine.
Schmerzhaftes Aus: Klaus Gjasula beim Gang in die Kabine. © Imago/Jan Hübner

"Die Nase sitzt nicht mehr ganz so richtig, wie so eine Nase im Gesicht zu sitzen hat", sagte Thioune in der Pressekonferenz. "Da hat er schon ordentlich einen abbekommen." Am Sonntag soll sich as Ärzteteam um Dr. Götz Welsch Gjasula noch einmal genauer anschauen.

Vor dem Spiel:

Elftes Spiel, elfte neue Aufstellung: Mit einer auf zwei Positionen veränderten Startformation geht HSV-Trainer Daniel Thioune die Mission "Wende" an. Im Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 dürfen wieder Abwehr-Allrounder Moritz Heyer sowie Angreifer Manuel Wintzheimer von Beginn an ran.

Beide Leistungsträger hatten bei der 0:1-Niederlage in der Vorwoche gegen Hannover 96 zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen – was bei vielen Beobachtern, vor allem aber in der Fanszene auf zum Teil großes Unverständnis gestoßen war.

Für Heyer muss Amadou Onana weichen, Wintzheimer nimmt indes den Platz des Gelb-Rot gesperrten Sonny Kittel ein. Damit soll der HSV in einem 4-2-3-1-System agieren.

HSV im Schnitt mit 2,7 Wechseln in der Startelf

"Wir haben uns nicht immer neu erfunden, mussten auch auf Sperrungen und Verletzungen reagieren", sagte Thioune kurz vor Anpfiff bei "Sky" zu den häufig wechselnden Aufstellungen.

Fakt ist: In dieser Saison startete der HSV noch nie in zwei aufeinanderfolgenden Spielen mit der gleichen Elf. Zuletzt nahm Thioune immer mindestens drei Wechsel vor. Wie "Sky" vorrechnete, kommt der HSV bislang von Spiel zu Spiel auf durchschnittlich 2,7 Wechsel.

Tabellenführer Fürth hingegen rotiert so gut wie nie. Thioune allerdings befand: "Wenn sie auf die Kollegen schauen, wechseln die auch sehr häufig die Aufstellung."

In Darmstadt will der HSV wieder nach fünf sieglosen Spielen in Serie und dem Verlust der Tabellenführung wieder in die Erfolgsspur zurückfinden.

Ex-HSVer soll Darmstadt stabilisieren

Beim Gegner liegt der Fokus vor allem auf der Defensive, die sich mit 21 Gegentoren bislang besonders anfällig zeigte. "Wir müssen die Anzahl der Gegentreffer minimieren", sagte Darmstadts Sportlicher Leiter Carsten Wehlmann kurz vor Anpfiff bei "Sky".

Helfen, die Abwehr der "Lilien" zu stabilisieren, soll mit Patric Pfeiffer auch ein gebürtiger Hamburger. Der ehemalige HSV-Spieler steht bei Darmstadt zum zweiten Mal Folge in der Startelf.

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